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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)
Autoren: Susanne Kronenberg
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inmitten des Anzuggraus.
    Er empfing
sie mit Handschlag und einer angedeuteten Verbeugung. »Philipp Faber vom Maklerbüro
›Traumhaus am Rhein‹. Bitte, schauen Sie sich um!«
    Norma nahm
ihn beim Wort. Zauberhaft, dachte sie. Sofern man sich nicht von dem heruntergekommenen
Zustand abschrecken ließ. Eingeschossige Fachwerkbauten, vermutlich die Wirtschaftsgebäude,
umschlossen einen geräumigen Innenhof. An der Stirnseite prangte ein Steinhaus:
dreistöckig, mit hohem, spitzem Giebel und symmetrisch angeordneten Fenstern. Der
doppelläufige Treppenaufgang verlieh dem Haus ein herrschaftliches Erscheinungsbild,
das der von Säulen umrahmte Hauseingang verstärkte. Man brauchte allerdings ein
gehöriges Quantum an Vorstellungskraft, um die vergrauten Außenwände und den bröckelnden
Putz schön zu finden. Aus den Augenwinkeln nahm sie einen Schatten am Himmel wahr
und erspähte im Aufschauen einen riesigen Vogel, der ohne einen Flügelschlag über
den Innenhof segelte.
    Der Makler
hob den Arm und zeigte in die Richtung, in der der Vogel verschwunden war. »Die
Störche haben auf dem Scheunenfirst ein Nest gebaut. Keine Sorge, das stört überhaupt
nicht«, fügte er hastig hinzu.
    »Mich ganz
bestimmt nicht«, wiegelte Lutz die Bedenken des jungen Mannes ab. »Aus welchem Jahr
stammt das Haus?«
    »Das Wohnhaus
wurde 1884 im klassizistischen Stil gebaut«, erklärte Faber textsicher. »Außergewöhnlich
für ein Weingut dieser Größe. Ein echter Schatz der Architektur. Warten Sie nur,
bis Sie das Haus von innen sehen, Herr Tann!«
    Norma deutete
auf ein Fachwerkhäuschen, das, umrahmt von Wirtschaftsgebäuden, dem Haupthaus gegenüberlag
und sich mit properer Fassade und einem heilen Dach schmückte.
    »Da sehen
Sie, was sich aus der Bausubstanz machen lässt«, begeisterte sich der Makler.
    »Das wäre
wunderbar, Norma!«, rief Lutz spontan. »Ein kleines Haus für dich allein.«
    Die Gesichtsfarbe
des Maklers machte schlagartig dem Rot der Krawatte Konkurrenz. »Ja, ähm… hat man
Ihnen das im Büro nicht gesagt, Herr Tann?«
    Lutz fuhr
herum. »Bitte, was hätte man mir sagen sollen?«
    Fabers Wangenrot
wechselte ins Purpur. »Ähm … das Fachwerkhaus ist aus dem Ensemble ausgeschlossen.
Es gehört … jemand anders.«
    Damit war
es raus! Der junge Mann lächelte erleichtert.
    Lutz dagegen
erblasste, ein Zeichen, dass er ungehalten wurde, was selten vorkam. »Soll das heißen,
ich müsste mir den Innenhof mit einem weiteren Hausbesitzer teilen?«
    »Mit einer
Dame vom Gericht«, versuchte der Makler zu retten, was zu retten war. »Eine Staatsanwältin.
Eine Frau Doktor. Alleinstehend. Sehr, sehr ruhig.«
    Kaum ausgesprochen,
erhob sich im Innern des Häuschens ein Wutgeheul. Hinter der verglasten Haustür
sprang ein braun-weißes Bündel wie ein Ball auf und ab und wollte sich gar nicht
beruhigen.
    »Ein Jack-Russell-Terrier«,
murmelte der Makler. »Ein entzückendes kleines Wesen. Ich weiß gar nicht, was er
heute hat.«
    Norma biss
sich auf die Lippen. Das war eindeutig nicht Philipp Fabers Tag.
    Lutz richtete
einen strengen Blick auf den jungen Mann. »Herr Faber! Ob Dame oder nicht. Ob mit
oder ohne Doktor, Hund oder Katze: Was kümmert mich das? Ich wünsche ein Haus ohne
Mitbesitzer.«
    »Möglicherweise
wäre Frau Dr. Bennefeld vielleicht bereit zu verkaufen«, wandte der Makler hoffnungsvoll
ein.
    Ein ›eventuell‹
hätte der Satz noch verkraftet, dachte Norma belustigt.
    Lutz schien
nicht im Geringsten amüsiert. »Klären Sie das! Wir fahren, Norma!«
    Sie nickte
Faber, der glühte wie ein romantischer Sonnenuntergang, aufmunternd zu und folgte
Lutz zum Wagen. Sie waren noch nicht am Parkplatz angelangt, als sich die Haustür
des Haupthauses auftat. Eine Frau, nicht ganz so jung wie die saloppe Jeans und
die feuerrote Frisur auf den ersten Blick vermuten ließen, stieg mit leichtem Schritt
die Stufen hinunter. Ein weibliches Wesen unbeachtet zu lassen, wäre Lutz niemals
in den Sinn gekommen. Er machte auf der Stelle kehrt. Faber schöpfte neue Hoffnung
und stellte die Frau als Henriette Medzig vor, die Besitzerin des Anwesens.
    Sie schüttelte
Lutz und Norma die Hand. »Wie schön, dass Sie gekommen sind! Entschuldigen Sie bitte
meine Verspätung. Hat Herr Faber Sie bereits herumgeführt?«
    Der Makler
räusperte sich. »Es gibt ein Problem, Frau Medzig. Herr Tann hat Bedenken wegen
der Besitzverhältnisse.«
    »Haben Sie
meinen Sohn getroffen?«, fragte sie.
    »Das wird
ja immer
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