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Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Autoren: Sarah Harvey
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würde.
    Sie machte sich wohl besser auf den Rückweg, denn wenn Mrs. Tierney mit ihrem Frühstückstablett käme und sie nicht da wäre, würden sicher die Alarmglocken schrillen, und Remy wollte nicht, dass sich irgendjemand Sorgen machte, sie habe sich womöglich in den See gestürzt oder sich sonst etwas angetan.
    Für den Rückweg zum Haus brauchte sie deutlich weniger
Zeit. Sie marschierte konzentriert und verbrannte Kalorien und Frust, und als sie aus der süßlich duftenden Lavendellaube hervortrat, sah sie ihre Mutter mit besorgtem Blick über den Rasen auf sie zukommen.
    »Remy, Schatz, da bist du ja. Ich habe dich überall gesucht.«
    »Ich bin nur ein bisschen spazieren gegangen, Mum. Kein Grund zur Panik.«
    »Ich war gar nicht in Panik. Es ist nur, weißt du …«
    Bevor Connie auch nur aussprechen konnte, was ihr offenbar so schwer über die Lippen kam, erkannte Remy am Gesicht ihrer Mutter und an ihrer Stimmlage, was sie erwartete.
    »Er ist hier, hab ich recht?«
    Connie nickte und rang nervös die Hände.
    »Ich möchte ihn nicht sehen, Mum.«
    »Remy, er ist extra den weiten Weg hierhergefahren.«
    »Klar, und das macht alles wieder gut!«, fuhr Remy ihre Mutter an, doch dann schüttelte sie den Kopf und atmete tief aus. »Entschuldigung, es tut mir leid, es ist ja nicht deine Schuld, und ich sollte meinen Frust nicht an dir auslassen.«
    »Ist schon gut…«
    »Aber das ist es ja gerade«, fiel Remy ihr mit gereizter Stimme ins Wort. »Es ist eben nicht gut, und ich will ihn nicht sehen. Würdest du ihm bitte ausrichten, dass er verschwinden soll? Bitte…«
    Connie zögerte einen Moment und nickte dann. »Gut, wenn es das ist, was du möchtest.«
    »Ich möchte es nicht nur … es ist absolut nötig für mich.«
    Connie nickte erneut und hielt gerade lange genug inne, um nach der kalten Hand ihrer Tochter zu greifen und diese sanft zu drücken, dann drehte sie sich um und marschierte energischen Schrittes zurück zum Haus.
    Remy ihrerseits zog sich in ihre sichere Oase zurück, die die Lavendellaube für sie war. Versteckt hinter Ligusterhecken
führte ein Labyrinth aus kiesbedeckten Pfaden zwischen Beeten hindurch, die verschwenderisch bepflanzt waren mit Lavendelsträuchern, anderen herrlich duftenden Kräutern sowie Sommerflieder zum Anlocken von Schmetterlingen und gewöhnlichem Flieder mit seinen schwer herunterhängenden Blütenständen.
    Remy rupfte ein paar süßlich duftende Samen aus den Blüten, rieb sie sachte zwischen den Händen und hielt sich die Handflächen vors Gesicht, um den süßen Duft, der an ihnen haftete, einzuatmen. Sie versuchte, nicht mehr daran zu denken, dass er hier war. Der Mann, den sie geliebt und mit dem sie zusammengelebt hatte, der Mann, von dem sie geglaubt hatte, dass sie ihn in- und auswendig kannte, ein Mensch, von dem sie jetzt wusste, dass er nie wirklich existiert hatte, außer vielleicht in ihrem eigenen Kopf.
    Sie konnte ihn jetzt nicht sehen. So sehr sie sich auch danach sehnte, ihn zu sehen, sie konnte es nicht, denn der Mensch, den sie sehen wollte, würde nicht da sein… weil es ihn nie gegeben hatte.
    »Remy?«
    Remy ließ die Fliedersamen fallen. Der Klang seiner Stimme jagte ihr ein seltsames Gefühl den Nacken hinunter, fast wie ein Schauer, aber nicht so angenehm prickelnd.
    »Remy«, sagte er noch einmal, als sie Anstalten machte wegzugehen.
    »Nein«, war alles, was sie herausbrachte.
    »Remy, bitte … Deine Mutter hat mich gebeten zu gehen, aber ich musste dich sehen.«
    »Nein!«, schrie sie jetzt mit verzweifelter Stimme, denn sie wusste, dass sie, wenn sie sich jetzt umdrehte und sein Gesicht sähe, nichts anderes wollen und brauchen würde, als dass er sie in die Arme schlösse und festhielte und ihr sagen würde, dass alles nur ein schlechter Traum gewesen und alles in Ordnung
sei, dass alles gut sei zwischen ihnen beiden und dass er sie immer noch liebe und sie brauche und sie wolle.
    Und dann schoss ihr ein Gedanke in den Kopf.
    Hatte er nicht Zeit gehabt, noch einmal über alles nachzudenken? Hatte ihre Abwesenheit ihn womöglich begreifen lassen, dass alles ein großer Fehler gewesen war? War er vielleicht hier, um sie zu bitten, zurück nach Hause zu kommen?
    Doch als sie sich in blinder Hoffnung zu ihm umwandte, sah sie es in seinem Gesicht und in seinen Augen und an seinen sorgenvoll herunterhängenden Schultern.
    Es war wahr, es war alles wahr.
    Sie und Simon - es gab kein »sie und Simon« mehr.
    Es war aus und
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