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Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Autoren: Sarah Harvey
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vielleicht bin ich immer so ehrlich zu dir gewesen, wie ich nur konnte, aber ich habe mir jahrelang in die eigene Tasche gelogen, viele
Jahre lang, und als ich ihn kennengelernt habe, da wurde es mir schlagartig klar, da wusste ich endlich, wer ich wirklich bin und dass ich nicht so weitermachen konnte …«
    »Als du ihn kennengelernt hast. Wann hast du ihn denn kennengelernt, Simon? Wie lange hast du mich schon mit diesem… diesem… diesem… Mann betrogen?« Das Wort »Mann« kam als fassungsloses Krächzen heraus.
    »Betrogen«? Ich habe nicht… bitte, denk nicht, dass … bitte, du musst wissen, dass ich dich nicht betrogen habe. Ich schwöre dir, dass ich dich nie betrogen habe. Sofort als ich gemerkt habe, dass ich etwas für Jonathan empfinde, war mir klar, dass ich es dir sagen musste.«
    »Jonathan.« Beim Aussprechen seines Namens musste sie kurz auflachen, doch das Lachen mündete in ein Schluchzen.
    Sie hatte nie damit gerechnet, dass Simon sie je verlassen würde, sie waren füreinander bestimmt, und zwar für immer, basta. Und jetzt das - nie und nimmer hätte sie sich das vorstellen können. Vielleicht eine Jane oder Joanna, eine Julia oder Jilly, aber Jonathan?
    »Es tut mir so leid, Rem. Das Letzte, was ich je wollte, ist, dir wehzutun.«
    »Dann hast du gerade das Letzte getan, was du je tun wolltest«, entgegnete sie niedergeschlagen.
    Ihr stiegen Tränen in die Augen, doch Simon wusste, dass das Letzte, was sie tun würde, war, sie fließen zu lassen.
    Er langte über den Tisch und nahm ihre Hand. Er hatte halbwegs damit gerechnet, dass sie sie wegziehen würde, doch zu seiner Überraschung ließ sie ihn gewähren und hielt ihn fest, doch auf einmal umklammerte sie seine Hand so intensiv, dass es beinahe schmerzte, ließ sie genauso abrupt wieder los, schleuderte sie beinahe von sich weg, und dann stand sie vom Tisch auf und verließ das Restaurant.

     
    Es war eine milde, angenehme Nacht; der Himmel war pechschwarz und doch erleuchtet von Millionen funkelnder Sterne. Ein perfekter Juniabend, der einen herrlichen Sommer ankündigte.
    Remy atmete die laue Luft so tief ein, wie sie konnte, und hatte trotzdem das Gefühl, als würde ihre Lunge keinerlei Sauerstoff bekommen.
    Er würde nicht imstande sein, ihr sofort zu folgen. Er würde niemals das Restaurant verlassen, ohne die Rechnung bezahlt zu haben. So ein Typ war er nicht, ganz egal, was passiert war. Und so nahm sie die Gelegenheit wahr, wenigstens zu versuchen, kurz zu verschnaufen. Trotz des warmen Abends fühlte sie sich, als ob jemand sie in Eiswasser getaucht hätte.
    Sie zitterte.
    Sie sah auf und blickte in das gemütlich erleuchtete Innere des Restaurants. Sie konnte Simon deutlich erkennen; der Kellner trug gerade diesen albernen kleinen Apparat von dannen, in den man die Kreditkarte steckte, und Simon zog sich in dieser hilflosen, tollpatschigen Hast sein Jackett an, die einen immer genau dann auf eine Geduldsprobe stellte, wenn man es schrecklich eilig hatte.
    War das wirklich gerade passiert?
    Hatte der Mann, dem sie von ganzem Herzen vertraut hatte, soeben ihre Welt zusammenbrechen lassen?
    Und dann, als er in Richtung Tür ging, sah sie die Tränen, die über sein Gesicht strömten.
    Sie hatte Simon noch nie zuvor weinen sehen.
    Sie waren beide keine Menschen, die weinten.
    Immer eine optimistische Frohnatur und der Typ Frau, der stets das halb volle Glas sah, nie das halb leere, hatte Remy bisher geglaubt, das Leben gleiche einer Schale voller Kirschen, und Remy liebte Kirschen, warum also hätte sie weinen sollen?

    Und es war der Anblick, ihn weinen zu sehen, der sie endgültig begreifen ließ.
    Es war wirklich geschehen.
    Es war Realität.
    Und so stürmte Remy zum Parkplatz, stieg in ihr Auto und fuhr nach Hause.
    Aber nicht in das Zuhause, das sie und Simon während der vergangenen drei Jahre geteilt hatten. Das Zuhause, das Remy über alles geliebt und das sie eigenhändig hergerichtet hatte, vom Schleifen der Böden bis hin zum Streichen der Decken.
    Sie ignorierte die vertraute Abbiegung, deren Anblick ihr am Ende eines Arbeitstages immer eine solche Freude gewesen war, und fuhr weiter.
    Sie schaltete auf Autopilot und fuhr etliche hundert Kilometer weiter zu jenem Ort, der ihr Zuhause gewesen war, bevor sie Simon kennengelernt hatte, wo sie in die Arme ihrer viel zu glamourösen Mutter fiel und nicht anders konnte, als die Schulter von deren elegantem cremefarbenem Escada-Blazer mit Tränen und Mascara zu
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