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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde
Autoren: Charlaine Harris
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dass er irgendwann mal eine Waffe brauchen würde. Als nächstes hast du mit Crusoe zusammen die Tasche gefunden, was uns ehrlich gesagt leicht ins Schleudern brachte. Danach haben wir uns allerhand Gedanken über diesen Crusoe gemacht, das kann ich dir ja jetzt anvertrauen. Ich wäre heute Nacht bereit gewesen, ihn über den Haufen zu schießen, als ich ihn mit einem Gewehr in der Hand Bankstons Haus stürmen sah. Gott sei Dank kam Jeds Frau aus ihrem Garten gerannt und sagte, ihr Mann und Mr. Crusoe seien auf dem Weg in Bankstons Keller, um den Killer zu fangen. Eigentlich hatte ich da unten mit Perry Allison gerechnet und mit einigen Leichen: Waites, du und Phillip."
    „Wo ist Perry? Weiß das jemand?" Ohne Sallys Anruf wäre ich nie so schnell nach draußen gerannt, um Alarm zu schlagen.
    Ohne Sallys Anruf hätten Bankston und Melanie Zeit gehabt, Phillip fortzuschaffen.
    „Er hat sich selbst in die psychiatrische Klinik von Atlanta eingewiesen", sagte Arthur.
    Das war zweifellos der beste Ort für ihn, aber für Sally war es hart.
    „Benjamin?"
    „Den schicken wir in die Psychiatrie, die sollen ihn untersuchen und ein Gutachten anfertigen. Er hat sich auch noch zu einigen anderen Morden bekannt, die wir zweifelsfrei aufgeklärt hatten. Dass er Pettigrues Leiche fand, hat ihn wohl irgendwie aus der Bahn geworfen."
    „Ach, Arthur", seufzte ich müde, und dann fing ich an zu weinen, aus so vielen unterschiedlichen Gründen, dass ich sie unmöglich alle hätte benennen können. Arthur drückte mir einen Stapel Papiertaschentücher in die Hand und kam irgendwann mit einem feuchten Waschlappen an, mit dem er mir sanft das Gesicht reinigte.
    „Das Rollschuhlaufen morgen blasen wir wohl erst einmal ab, was?", erkundigte er sich mit bierernster Miene.
    Erschrocken starrte ich ihn an, bis mir klar wurde, dass Arthur, ausgerechnet Arthur, einen Witz gemacht hatte. Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Das Lachen rutschte zwar ein wenig schief und ziellos auf meinem Gesicht herum, aber es war immerhin ein Lachen.
    „Ich muss zurück an die Arbeit, Roe. Sie sortieren immer noch das Zeug, das wir bei der Hausdurchsuchung gefunden haben, und es gibt noch jede Menge offener Fragen. Wie hat Bankston Marnie dazu gebracht, früher zum Clubtreffen zu kommen?
    Warum ließ er zu, dass Melanie dir die Pralinen schickte? Er hatte sie ihr in St. Louis gekauft, als er dort auf einer Tagung war. Aber Melanie hatte dich wohl ziemlich auf dem Kieker, sie wollte dir unbedingt etwas antun und war der festen Meinung, du wärst die mit der Vorliebe für Cremefüllungen. Das war das blödeste Verbrechen der beiden: Der Adressaufkleber wurde auf der Schreibmaschine ausgefüllt, die in Gerald Wrights Büro steht. Jedenfalls haben wir noch reichlich Fragen an die beiden, damit wir die Geständnisse mit festen Fakten untermauern können. Bankston hat auf die Anwesenheit eines Rechtsanwaltes verzichtet, was ihm aber bestimmt bald leid tut, und dann ist es erst mal vorbei mit der Plauderei. Ich gehe lieber wieder an die Arbeit."
    „Oh, Arthur! Ich war so froh, als ich dich heute die Treppe herunterkommen sah!"
    „Ich war froh, dass du noch lebtest."
    „Es war knapp."
    „Ich weiß." Er beugte sich über mich und küsste mich, und ich dachte: „Langsam entwickelst du dich zu einem richtigen Flittchen, Roe!"
    „Morgen komme ich wieder", versprach Arthur. Dann war er verschwunden und ich seit wer weiß wie langer Zeit zum ersten Mal allein, bis ins Mark erschöpft, aber unfähig zu schlafen. Ich traute mich nicht, die Augen zu schließen.
    Als ich mich vom Fernseher ablenken lassen wollte und CNN einschaltete, musste ich feststellen, dass ich in den Nachrichten war. Sie hatten das Foto aufgetrieben, das man bei meinem Arbeitsantritt in der Bibliothek von mir gemacht hatte. Ich sah unglaublich jung und unglaublich lieb aus.
    Ich war in den Nachrichten. Mein Name würde in den Büchern stehen, wenn sich die Morde in Lawrenceton zu den Berichten über andere reale Mordfälle gesellten. Ich hatte echte Mörder gesehen und wäre fast zum echten Mordopfer geworden. Das war etwas, worüber es nachzudenken galt. Ich griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
    Ich dachte an Melanie und Bankston, wie sie an jenem Abend in die Versammlungshalle der Veteranen gekommen waren, vermutlich enttäuscht darüber, mich dort anzutreffen. Bestimmt hatten sie damit gerechnet, dass ich die Pralinen inzwischen erhalten und gegessen hatte. Ich
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