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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde
Autoren: Charlaine Harris
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sprang ein Motor an: Bankstons Auto, und Melanie saß darin. Sie winkte mir lächelnd zu und fuhr los, ich starrte ihr mit offenem Mund nach. Wie konnte es sein, dass sie meine Rufe nicht gehört hatte?
    Aber für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit! Ich ging einfach immer weiter, suchte den Boden mit dem Lichtstrahl meiner Taschenlampe ab, fand nichts, rein gar nichts.
    „Roe? Was ist? Ich war gerade auf dem Weg zu dir." Plötzlich ragte Robin vor mir in der Dunkelheit auf.
    „Phillip ist verschwunden, jemand hat ihn! Er ist noch mal raus, seinen Baseball suchen. Er rannte zur Hintertür und aus dem Garten und ist nicht wiedergekommen!"
    „Ich hole eine Taschenlampe!" Robin lief zurück zu seinem Haus, warf mir im Gehen über die Schulter aber noch zu: „Hör mal ... meinst du, Phillip findet es witzig, wenn du ihn suchen musst?"
    „Ich glaube nicht", sagte ich. Ach, wie gern hätte ich mir jetzt ausgemalt, dass Phillip kichernd hinter einem Busch hockte, aber ich wusste, das tat er nicht. So lange hätte er es nie geschafft, im Dunkeln in einem Versteck auszuharren. Er hätte mich schon längst mit gellendem Buhgeschrei überfallen, ein strahlendes, triumphierendes Grinsen im Gesicht. „Robin? Geh zu den Crandalls und frag, ob sie Phillip gesehen haben und ruf die Polizei an. Perry Allisons Mutter hat mich gerade angerufen, Perry läuft hier irgendwo frei herum. Vielleicht hat sie auch schon selbst die Polizei benachrichtigt. Ich arbeite mich langsam nach vorn durch und suche in den Vorgärten."
    „Gut!" Robin verschwand.
    So schnell ich konnte tappte ich durch die Nacht (mittlerweile war es richtig dunkel), den Strahl der Taschenlampe auf den Bürgersteig vor mir gerichtet. Ich kam am Gartentor der Crandalls vorbei, ohne irgendetwas zu entdecken. Als ich Bankstons Gartentor öffnete, fiel das Licht der Taschenlampe auf einen Gegenstand auf Bankstons Terrasse. Phillips Baseball.

    Mein Gott, war er die ganze Zeit dort gewesen? Kein Wunder, dass Phillip ihn nicht finden konnte. Wahrscheinlich hatte Bankston ihn aufgesammelt, um ihn am nächsten Tag zurückzugeben.
    Ich hatte schon die Hand erhoben, um an Bankstons Hintertür zu klopfen, als ich mitten in der Bewegung erstarrte. Mir war Melanies seltsamer Aufbruch vom Parkplatz eingefallen - sie hatte mich doch ganz sicher nach Phillip rufen hören, und ich hatte Phillip geraten, sich zu überlegen, wo er den Baseball das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte ihn in Bankstons Hand gesehen.
    Ob Bankston sich im Wagen versteckt hatte, als Melanie losfuhr? Hatte er auf dem Boden gekauert, über Phillip, um meinen Bruder am Schreien zu hindern?
    Im Haus der Buckleys hatte man ein langes, braunes Haar gefunden. Benjamins Haar war weder lang noch braun, er hatte spärliches dunkelblondes Haar. Wie Bankston. Er war mittelgroß wie Bankston, und er hatte ein dickliches Gesicht. Wie Bankston. Es war Bankston gewesen, den die junge Mutter in der Gasse gesehen hatte. Bankston, nicht Benjamin.
    Melanies Haar war lang und braun. Gemeinsam. Sie hatten diese Morde gemeinsam begangen.
    Jetzt erinnerte ich mich wieder an das Detail, das mir beim Essen nicht hatte einfallen wollen: John Queensland hatte erzählt, seine Golftasche sei voller Aufkleber. Es war die Golftasche, die Bankston am Mittwoch in sein Haus getragen hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, mich zu treffen, war meine Mittagspause doch längst vorbeigewesen. Noch weniger hatte er damit gerechnet, dass ich aus dem Garten der Crandalls kommen könnte.
    Bankston hatte Johns Golfschläger entwendet.
    War Phillip in Bankstons Haus gewesen, um nach seinem Baseball zu suchen? Hektisch richtete ich die Taschenlampe auf meinen Schlüsselbund. Was ich vorhatte, konnte man nicht als Einbruch bezeichnen, versicherte ich mir selbst hysterisch, immerhin war ich hier die Vermieterin, ich hatte den Schlüssel!

    Ich steckte ihn ins Schloss, drehte ihn vorsichtig um, stieß leise die Tür auf und trat ein. Ich meldete mich nicht. Die Hintertür ließ ich offen.
    In der Küche brannte Licht, im Küchen- und Wohnbereich herrschte Chaos, aber normales Chaos. Auf dem Küchentresen lag aufgeschlagen ein Buch aus der Bücherei, das ich auch in meinem persönlichen Bestand stehen hatte: „Beyond Belief" von Emlyn Williams. Bei seinem Anblick wurde mir so übel, als hätte man mir einen Schlag in den Magen versetzt.
    Dann hatten sie sich diesmal die „Moormörder" zum Vorbild genommen, Myra Hindley und Ian Brady. Sie wollten
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