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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
Autoren: Frau Freitag
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meine Schultasche. Ich vergesse ihn sofort, bis ich ihn im Bus in meiner Tasche liegen sehe. Nach einem Blick in das Portemonnaie stelle ich schnell fest: Nein, das gehört auf keinen Fall einem Kollegen, und zwar nicht nur, weil auf den vielen Karten Fotos eines jungen Mannes sind, sondern weil in einem Fach der Geldbörse ein Kondom steckt. Nun möchte ich keineswegs meinen Kollegen sexuelle Aktivitäten absprechen, aber ich glaube nicht, dass die mit Mitte fünfzig noch mit Kondomen in der Tasche durch die Gegend rennen.
    Zu Hause gucke ich mir den Gefrierbeutel genauer an. Sechs Zigaretten, zwei Bonbons, ein Schlüssel und ein Portemonnaie mit 10 Euro und allen Karten, die man so braucht. Ich versuche Pipetto Claudio Gambardi im Internet zu finden. Im Telefonbuch steht er nicht. Erst bei Facebook habe ich Erfolg. Er sieht nett aus. Er hat viele Freunde. Die meisten sind aus Italien. Ich schreibe ihm eine Nachricht und hinterlasse meine Handynummer. Aber der letzte Eintrag von ihm war im März, jetzt haben wir Ende Juni. Vielleicht ist er kein Heavy-Facebook-User und liest selten seine Nachrichten. Aber er braucht doch seine Sachen! Deshalb checke ich, wer von seinen Freunden regelmäßig schreibt, und hinterlasse auch bei diesen Leuten noch ein paar Nachrichten. Dann kann ich nur noch warten. Ich könnte natürlich die Sachen nehmen und sie in einen Briefkasten schmeißen. Oder direkt zu Pipetto fahren und ihm sein Zeug übergeben – auf manchen Karten steht seine Adresse drauf. Ich könnte sogar aufschließen und ihm den Beutel in die Wohnung legen. Aber wenn er gar keinen Ersatzschlüssel hat? Dann muss er einen Schlüsseldienst kommen lassen, das ist richtig teuer.
    Den ganzen Nachmittag denke ich über die verlorenen Sachen von Pipetto nach. Eigentlich hätte ich noch genug zu tun mit meinen Zeugnissen und dem Haushalt, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Warum ruft der nicht an? Um Mitternacht liege ich immer noch wach und stelle fest: Der Besitz dieser Sachen belastet mich sehr. Vielleicht ging es Pipetto genauso, und er wollte diesen Gefrierbeutel einfach nur loswerden. Dann kann ich aber lange auf einen Anruf warten.
    Nach einer schlaflosen Nacht stecke ich Pipettos Beutel in den Briefkasten vor meiner Haustür. Und siehe da – sofort durchströmt mich enorme Erleichterung.
    Charlie heißt jetzt Batson
    Es ist vollbracht. Der letzte richtig volle, lange, nervige Montag wurde von mir überlebt. Ab jetzt ist alles easy. Dafür war dieser Montag noch mal richtig heavy. Aber ich muss mich wirklich loben, ich habe sauber abgeliefert. Ich bin so vorschriftsmäßig. Ich unterrichte in den 7. Klassen noch genauso, als wären wir mitten im Schuljahr – na ja, außer bei den süßen Siebtklässlern von Verena. Noch um 16 Uhr diskutiere ich die Probleme von Charlie Batson und seiner Familie. Keine Spielstunde, kein Auf-den-Hof-Gehen, kein Eisessen, keine Flimmerstunde. Knallharter, langweiliger Normaloenglischunterricht: Workbook, lesen, Fragen beantworten, Fakten rausarbeiten, aufschreiben, noch mal Verständnisfragen, Transfer zum eigenen Familienleben und so weiter. Ich bin stolz auf mich. Genauso hatte ich es mir ja auch vorgenommen.
    Meinen Feierabend habe ich mir nun so was von verdient. Nächste Woche ist nur Unterricht bis mittags, und es gibt eine große Verabschiedungsfeier für die 10. Klassen. Dann sind Ferien. Den Stundenplan vom nächsten Jahr kenne ich zwar noch nicht, aber mein Montag wird bestimmt nicht wieder so hart. Es war zwar immer schön, gleich am Anfang der Woche so viel weggeschafft zu haben, aber bis nach 16 Uhr unwillige Siebtklässler zu unterrichten ist nicht ganz so toll.
    Zurück zum Englischbuch. Die Englischbuchmacher bringen ja alle paar Jahre eine neue Version raus, damit man die Arbeitsblätter, die man sich zu den einzelnen Kapiteln gemacht hat, bloß nicht mehr benutzen kann. Aber die Geschichten in den neuen Büchern sind nicht alle neu. Im alten Buch gab es immer die Seite: Meet Charlie’s Family . Da waren dann Charlie, seine beiden Schwestern und seine Eltern, und alle aus der Familie hatten irgendwelche Probleme. Konnte man gut mit den Schülern bearbeiten. Habe ich immer gerne gemacht. Im neuen Englischbuch fehlt dieser Teil. Plötzlich finde ich Charlie im Workbook. Die gleichen Bilder, der gleiche Ansatz – Charlie und seine Familie, und alle haben Probleme. Ich dachte vor der Stunde noch: Super, da hatte ich doch mal total viel Zusatzmaterial zu erstellt,
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