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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür
Autoren: James Lear
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nicht an, Whopper«, sagte er. »Du hast ja keine Ahnung, wo das Ding gesteckt hat.«
    Ich hatte nun nicht nur alle Trümpfe in der Hand, sondern auch eine ziemlich übel riechende Rolle Film. Und ich verfügte über eine Schusswaffe. Anscheinend hatten wir gewonnen.
    Und dann tat Burroughs mit einem furchtbaren Rasseln seinen letzten Atemzug. Sein Kopf zuckte krampfend zur Seite, und er war tot.
    Ehernes Schweigen im Raum, durchbrochen nur vom Ticken der scheußlichen Goldbronzeuhr Leonards.
    Und dann hörten wir ein merkwürdiges Gurgeln, das zu einem Knurren, dann zu einem Stöhnen und schließlich zu einem Schrei erwuchs. Mrs. Ramage war endgültig wahnsinnig geworden und warf sich auf ihren toten Bruder.
    »Wilfred!«, schrie sie wieder und wieder. »Wilfred! Mein Wilfred!«
    Sir James beugte sich herab, um sie zu trösten – eine durchaus mutige Geste.
    »Meine liebe Mrs. Ramage«, sagte er. »Ihre Trauer in allen Ehren, aber das hier ist übertrieben, selbst bei einer Schwester.«
    Mrs. Ramage sah auf, schwieg einen Moment lang und gab dann das schauerlichste Gelächter von sich, das ich je gehört hatte.
    »Schwester?! Schwester! Ich bin nicht seine Schwester!«
    »Aber Sie sagten doch …«
    »Nein! Ich bin Wilfreds Bruder!«
    Und dann rannte sie mit einem letzten, grausigen Schrei aus dem Zimmer.
    Das Chaos brach aus. Lady Diana stieß mit der davoneilenden Hauswirtschafterin zusammen und prallte mit lautem Knall gegen Leonards intarsiengeschmückte Anrichte, von der der Nippes in alle Richtungen herunterfiel. Leonard versuchte, durch den Geheimgang zu fliehen, wurde aber von Morgan mit einem zweiten wohlplatzierten Tritt eines Besseren belehrt. In der allgemeinen Verwirrung sprang Sir James mich an, entriss mir die Waffe und schwang sie über seinen Kopf.
    »Aufhören, alle Mann! Aufhören!«
    Seine Stimme löste unverzüglich Ruhe aus.
    Voller Entsetzen sahen wir zu, wie er die Pistole gegen sich selbst richtete und in seinen Mund einführte.
    Ich sah, wie sein Finger sich um den Abzug spannte.
    Und dann passierte alles gleichzeitig. Eine blau gekleidete Gestalt platzte durch die Tür, rang Sir James zu Boden und entwaffnete ihn. Es war nicht Sergeant Kennington, wie ich zuerst gemeint hatte, sondern Wachtmeister Shipton. Ich hatte ja gewusst, dass er mir noch gute Dienste leisten würde.
    Leonard nutzte das Handgemenge aus und rannte durch die Tür – Sekunden später wurde er um sich tretend und schreiend wieder hereingebracht, im eisernen Griff eines großen, breitschultrigen, blonden jungen Mannes.
    »Rex, alter Junge!«, sagte Morgan. »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Hallo, Boy«, antwortete Rex in aller Seelenruhe. »Setz dich doch, Onkel Leonard.« Er zwang Leonard in einen Sessel. »Aber wo ist Mama?«
    Ich blickte mich um. Lady Caroline war verschwunden.

13
    Der Rest unserer Geschichte gehört Rex Eagle, und bei ihm suchten wir nach Erklärungen. Die bekamen wir auch nach dem Abendessen – wegen des Tumults in den Dienstbotenquartieren eine für Drekeham Hall ziemlich informelle Angelegenheit. Dem französischen Koch hatten die Ereignisse des Wochenendes derart zugesetzt, dass er unter starken Blähungen litt und partout nicht kochen wollte. Also plünderten Morgan und ich die Speisekammer und bereiteten ein kaltes Abendbrot zu – es schmeckte, wenn ich das selbst sagen darf, köstlich.
    Wieder saßen wir alle am Tisch, und doch war es eine ganz andere Gesellschaft als am Vorabend. Wir zogen uns nicht extra dafür um. Sir James war unpässlich und schloss sich in seinem Zimmer ein. Lady Caroline blieb verschwunden, Lady Diana war nach London abgereist, und Leonard befand sich in Polizeigewahrsam wegen versuchten Mordes an Wilfred Burroughs. So blieben Rex, seine Schwester Belinda, Morgan und ich – sowie einige Gäste in Gestalt von Vince West, Sir James’ Sekretär, und Charlie Meeks, der zwar ramponiert aussah, aber endlich wieder ein freier Mann war. »Ich werde ihm nie mehr von der Seite weichen«, sagte Rex, als er Meeks neben sich an den Tisch bat. »Dank meiner Feigheit und Verlogenheit hätte ich ihn beinahe verloren. Das wird mir nicht noch einmal passieren. Von nun an gehört Charlie genauso zur Familie wie ich.« Dem folgte betretenes Schweigen, doch dann rettete Morgan die Stimmung und rief: »Ein dreifaches Hoch auf Rex und Charlie!« Wir alle stießen auf ihr Wohl an. Belinda errötete erst, doch dann gab sie ihrem Bruder und seinem Freund einen Kuss und sagte, dass sie
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