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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür
Autoren: James Lear
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hielt ich den Mund, und dafür werde ich mich mein Lebtag schämen.«
    Er ließ den Kopf hängen. Charlie legte den Arm um Rex’ Schulter und küsste sein blondes Haar.
    »Du brauchst dir keine Schuld zu geben, Rex«, sagte Morgan. »Du hattest gute Gründe dafür.«
    »Und dann verließ ich sie, weil ich das alles nicht mehr ertrug, und wollte in Charlies Armen Vergessen suchen. Das tat ich, während Kennington Walworth umbrachte, und dabei beobachtete mich Burroughs, wie Sie wissen. Ich ließ Charlie gehen, um bei dem Versteckspiel mitzumachen, damit alles so normal wie nur möglich wirken sollte – aber dann fand Belinda die Leiche, das ganze Haus war voller Polizisten, und ehe ich mich versah, wurde Charlie von ihnen mit ins Dorf genommen. Ich wollte ihnen mit dem Wagen folgen, aber Hibbert hatte strengste Anweisung, die Garage verschlossen zu halten. Also rannte ich ins Dorf und forderte seine Freilassung – aber ich hätte ebenso gut zu einer Wand reden können. Der diensthabende Polizist verneinte sogar, dass Charlie überhaupt hier sei.«
    »Brown.«
    »Genau. Ich versuchte, an ihm vorbeizukommen und Charlie zu suchen, aber ich konnte nichts tun – und als Kennington dazukam und mich wieder bedrohte, verlor ich den Kopf. Also nahm ich den nächsten Zug nach London.«
    »Und das begreife ich einfach nicht, Rex«, sagte Morgan. »Warum um alles in der Welt bist du geflohen? Das sah verflucht verdächtig aus.«
    »Ich brauchte ein Druckmittel, denn solange sie Charlie hatten und damit drohten, mich bloßzustellen, hielten sie alle Trümpfe in der Hand. Aber wenn ich in London Walworths Unterkunft ausfindig machen konnte, so glaubte ich, könnte ich dort vielleicht Beweise für das finden, was sie so sehr aus der Welt zu schaffen wünschten. Ich hatte die Erpresserbriefe gesehen, die Walworth an Vater geschickt hatte – mitsamt seiner Anschrift in Bethnal Green. Zur Abendbrotzeit kam ich in London an, ging gleich zu dieser Adresse und betete, dass Kenningtons Helfershelfer nicht schon vor mir dort waren. Ich hatte Glück; die Vermieterin wusste nichts vom Verschwinden ihres Mieters und war offensichtlich daran gewöhnt, dass er zu allen Tages- und Nachtzeiten Besuch von ›feinen Herren‹, wie sie es nannte, bekam. Für eine kleine Entschädigung von fünf Pfund gab sie mir den Hauptschlüssel zu seinem Zimmer und tat so, als wüsste sie von nichts.
    Walworths Zimmer war eine trostlose Bude, er hatte kaum Möbel, und im Schrank hing einzig ein abgetragener Anzug neben ein paar Hemden – das war seine gesamte Garderobe, mit Ausnahme der Kleider, die er bei seinem Tod am Leibe trug. Oh, wie muss er sich nach Reichtum und Komfort gesehnt haben, der arme Teufel. Und er glaubte, Vater würde dafür bezahlen, im Gegenzug für … nun, Sie wissen wofür. Ich kann es Vater nicht verübeln. Walworth war ein hübscher Junge, ein Jahr jünger als ich. Mal arbeitete er als Schauermann, mal als Boxer, aber er war im Grunde zu faul, um es wirklich zu etwas zu bringen. Er war süchtig nach leicht verdientem Geld und leicht verdientem Vergnügen. Pech für ihn, dass er auf Leute stieß, die ihm zeigten, wie er mit seinem guten Aussehen Geld machen konnte.«
    »Und fanden Sie dort, wonach Sie suchten?«
    »Oh ja. In einer Hinsicht war Mr. Walworth sehr fleißig gewesen. Da waren Briefe – nicht nur von Vater, sondern von einem halben Dutzend anderer Männer, wohlhabender und einflussreicher Männer, von denen ich manche persönlich kenne. Ich hätte nie gedacht, dass der Außenminister … Nun, jedenfalls nahm ich alles an mich, und ich werde die Briefe an die rechtmäßigen Besitzer zurückgeben. Es ist erstaunlich, was Männer in der Hitze der Leidenschaft so alles zu Papier bringen. Reg Walworth hatte viele seiner Liebhaber zu poetischen Höhenflügen angeregt. Vater war verrückt nach ihm. Nun, und jetzt leidet der Arme wohl sehr.«
    »Mach dir keine Sorgen, alter Junge«, sagte Morgan. »Billie kümmert sich um ihn.«
    »Auf seine Weise wünschte er sich wohl eine wirkliche Freundschaft mit Reg. Er hatte Pläne für ihn. Er zahlte für einen Kurs in Rechnungswesen an einem Berufskolleg. Aber natürlich verschleuderte Walworth das Geld für andere Dinge.«
    »Also waren die Honorarzahlungen für Malerarbeiten in Wirklichkeit für …«, fragte West.
    »Ja. Ein Geschenk, eine Spende, wie Sie es auch nennen möchten. Vater ging immer sehr großzügig mit seinem Geld um.«
    »Und Walworth wurde unersättlich«, sagte
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