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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür
Autoren: James Lear
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Augen – ganz zu schweigen von seinen Lippen um mein Gerät – zu werfen, und schon schickte ich ihm die Ladung tief in den Rachen.
    Wir lagen nebeneinander, das Wasser schlug leicht gegen unsere überhitzten Körper, das Sonnenlicht war von den sanft wogenden Blättern gebrochen; ich musste eingedöst sein. Es kam jedenfalls einem Schock gleich, als der Körper neben mir sich plötzlich anspannte und bewegte. Ich öffnete die Augen und brauchte einen Moment, bis ich wieder wusste, wo und bei wem ich war. Leonard sprang auf wie eine Katze auf der Jagd nach einem Vogel. Aus der Ferne hörten wir, wie eine Tür zugeschlagen wurde und sich Schritte auf dem Kies näherten … jedenfalls meinte ich das zu hören. Das Haus war Hunderte von Metern weit entfernt. Ich konnte mir nicht sicher sein, was ich da vernommen hatte.
    Leonard schien zufrieden zu sein. Er kleidete sich an, rieb sich mit seinem Hemd trocken, stieg in seine Hose. Mit Schuhen und Socken in einer Hand trottete er durch die Büsche in Richtung Haus – ohne ein Wort des Abschieds, einen Kuss oder eine zärtliche Geste. Das erschien mir seltsam angesichts der Tatsache, dass er wenige Momente zuvor meinen Schwanz wie ein Besessener geritten hatte.
    »Warte«, sagte ich, »ich komme mit.«
    Er drehte sich zu mir um, die Sonne im Rücken. War das ein spöttisches Grinsen auf seinem Gesicht? Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand.

2
    Im Haus war die Ordnung wiederhergestellt worden. Die Polizei war fort, alles war still und keine Menschenseele zu sehen – niemand hätte vermutet, dass hier vor einer Stunde eine hysterische junge Frau eine Leiche aus einem Wandschrank gezerrt hatte.
    Mir dämmerte, dass Leonard mich auf so erfolgreiche Weise verführt hatte, damit ich aus dem Hause war und man dort ohne Zeugen das tun konnte, was getan werden musste. Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich mein Urteilsvermögen durch meine Geilheit hatte trüben lassen. Ich kam mir vor wie der typisch naive und gutgläubige Amerikaner, der sich in den Fallstricken eines intriganten Europäers verfangen hatte. So einfach würden sie mich nicht mehr überlisten, auch nicht mit schlanken weißen Leibern und männerfressenden Hinterteilen.
    Ich ging durch die stille Eingangshalle und nahm auf der Treppe zwei Stufen auf einmal. Da war der Wandschrank, in dem ich mich mit Boy Morgan vergnügt hatte – er war leer und geschlossen. Und dort, am Absatz der Treppe, war der Wandschrank, in dem vorhin noch solche Unordnung geherrscht hatte – auch dieser wirkte, als sei nichts geschehen. Es war, als hätte eine ganze Heerschar von Dienstmädchen das Haus schnell wie der Blitz in Ordnung gebracht und keine Spur der jüngsten Ereignisse zurückgelassen. Hätte ich die Beweisstücke doch nur untersucht, als sie noch frisch waren! Aber nein, ich musste ja meinem Schwanz folgen. Was Sherlock Holmes wohl dazu gesagt hätte?
    Ich kniete mich neben den Wandschrank und betrachtete alles sehr genau: das Holz der Türen, die Farbe, den Teppich davor. Ich hoffte, irgendwas zu finden – einen Blutfleck, einen Hinweis auf einen Kampf –, das mich in meiner, wie ich es nannte, ›Untersuchung‹ weiterbringen würde. Doch es war aussichtslos; nichts war zu sehen. Jedenfalls konnte ich nichts sehen. Ich verfluchte Sherlock Holmes und seine selbstzufriedene Sicherheit; in den Büchern wirkte immer alles so einfach. Und hier war ich, ›Mitch‹ Mitchell, der Möchtegern-Detektiv, der nicht einmal wusste, wer das Opfer überhaupt war. Das musste sich schnellstens ändern.
    Ich wollte in den Korridor, von dem ich wusste, dass sich dort die Zimmer von Sir James Eagle befanden, und wo der Polizei der Leichnam präsentiert worden war. Ich würde unter dem Vorwand, mich verlaufen zu haben, einfach hereinplatzen und so viel sehen, wie nur möglich war. Schlimmstenfalls konnte man mich auf die höfliche englische Art bitten zu gehen; alles Weitere würden die Regeln der Gastfreundschaft verhindern.
    Meine Hand lag schon auf dem Türknauf, als ich ganz in der Nähe ein Zischen hörte. Ich hielt inne, wartete ab – da war es wieder. Ich drehte mich um und sah das aschfahle Gesicht von Boy Morgan, der um die Ecke kam und mir bedeutete, ihm zu folgen. Er war doch gewiss nicht so verzweifelt darauf erpicht, dass ich ihm einen blies? Ich hatte heute schon einmal zugelassen, dass der Sex mir bei meinen Ermittlungen ins Gehege kam; ein zweites Mal würde mir das nicht passieren. Ich drehte mich um
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