Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
könnte?«
    Kipping wartete einen Augenblick ab, bevor er Antwort gab. »Eine Sache der persönlichen Sorge um das Oberhaupt selbst.«
    »Er ist indisponiert und ruht. Er hat mich beauftragt, mich heute Abend an seiner Stelle um alles zu kümmern. Ich bin absolut befugt, die Note des Regenten entgegenzunehmen und dafür zu sorgen, dass sie so bald wie möglich weitergegeben wird.« Eastwells arrogantes kleines Lächeln ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es genoss, dem Botschafter des Prinzen den Weg zu versperren. Er hatte seltsam tote Augen, die anscheinend niemals blinzelten, aber ihnen war die Aktentasche nicht entgangen.
    »Es ist mehr als bloß eine Note, die mich heute Abend herführt, Eure Exzellenz. Die Sache ist sehr vertraulich.« Kipping sah sich in der Halle um, Hinweis auf die schweigenden Zuschauer.
    Die leichenhaften Augen warfen erneut einen Blick auf die Aktentasche. »Wiederum muss ich fragen, was so dringend ist, dass Ihr einen älteren Mann aus seinem Erholungsschlaf nach einer ernsten Verwundung wecken wollt.«
    »Dringend genug, die Toten zu erwecken, wenn es in meiner Macht stünde.«
    »Und was ist in der Tasche? Lösegeld, vielleicht?« Eastwell war überaus schlau.
    Diesmal lächelte Kipping. »Papiere … lasst sie mich zeigen, Eure Exzellenz – natürlich strikt vertraulich.« Er zog die Aktentaschezu sich herum und löste die Riemen. In der Kutsche hatte er das Papier herausgesucht, das er vielleicht als Erstes benötigen würde, und es obenauf gelegt. Er holte es hervor und reichte es hoch.
    Eastwell gehörte nicht zu den Männern, die sich ihre Gefühle vom Gesicht ablesen ließen. Er studierte die Übergabe des Besitzes der Wassermühle von Stonebridge an »Garrett Uptree, Geistlicher«.
    »Das sieht wie der originale Grundbucheintrag aus, Privatsekretär.« Das war das erste Mal, dass er Kipping mit seinem Titel angesprochen hatte, und stellte somit eine Einladung zu weiteren Verhandlungen dar. »Eine Fälschung, gewiss.«
    »Sowohl Original als auch Fälschung, Exzellenz. Bei besserer Beleuchtung könntet Ihr die Stellen erkennen, wo die Originalnamen mit Bimsstein vom Pergament geschabt und falsche Namen eingefügt wurden.« In der Aktentasche war Platz für einhundert ähnliche Dokumente. Eastwell senkte die Stimme.
    »Ihr seid hergekommen, um das Oberhaupt der Hierarchen zu erpressen?«
    »O nein, Eure Exzellenz! Ein Erpresser droht damit, Geheimnisse zu enthüllen, wenn man ihn nicht bezahlt, und oft bezahlt. Ich bin hergekommen, um einen direkten Tausch anzubieten.«
    Eastwell zögerte und wusste nicht, was er sagen sollte. Ehrgeiz ist ätzend.
    »Erhebt Euch, William. Kommt mit!«
    Er ging zu einem kleinen Besprechungsraum an einer Seite hinüber. Eine Schar Diener stellte Lichter auf und ging, wobei sie die Tür hinter sich schlossen. Der Hierarch setzte sich an eine Seite des Tischs und winkte seinen Besucher zur anderen hinüber. Kipping machte sich ans Werk, reichte Testamente, Grundbücher, eidesstattliche Erklärungen, Verkaufsunterlagen, Titel, Übertragungen und mehr hinüber. Währenddessen erläuterte er jedes Papier. Die Mühle von Stonebridge war nur ein kleines Detail in der langen Liste von Diebstahl und Betrug der Uptrees. Immobilien in den Grafschaften Dorsia und Franget, Lagerhallen, zahlreiche Gebäude gleich hier in Weypool, sogar einige Bordelle, die enorme Mieten zahlten. Das Oberhaupt besaß den einzigen Versorgerbetrieb für Weihrauch undSeide der Kirche, und für beides verlangte er weit überhöhte Preise. Er betrachtete seinen Eid des Zölibats als gültig nur für Frauen, nicht für kleine Jungs. Wenn ein Bruchteil der Beweise enthüllt würde, wäre er nicht bloß ruiniert, sondern es bestünde äußerste Gefahr für ein Treffen mit dem Henker. Und das galt auch für seinen Bruder.
    »Das ist alles, was ich weiß«, schloss der Privatsekretär. »Ich gehe davon aus, dass weitere Untersuchungen noch mehr solcher Dinge zutage fördern würden.«
    Jetzt war Leben in Eastwells Augen – sie glitzerten. Ehrgeiz ist unwiderstehlich.
    »Und was werdet Ihr als Gegenleistung für diesen Sack Schmutz fordern?«
    »Rollo Woodbridge.«
    »Er ist aus einem Gefängnis der Krone entkommen. Er ist Flüchtling des Gesetzes, ein Ketzer und Hexer. Wir werden ihn sicher unter Verschluss halten, wie es der Kronrat eindeutig nicht gekonnt hat.«
    »Ihr habt eine merkwürdige Art und Weise, Eure Dankbarkeit auszudrücken.«
    »Dankbarkeit? Dankbarkeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher