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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: Elvira Zeissler
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diese Straße einfach zurück, bis zu einer kleinen Kurve, danach geht rechts sofort eine Straße ab, sie ist nicht beleuchtet, also passen Sie auf, dass Sie sie nicht übersehen. Dieser Straße folgen Sie dann bis ins Dorf, das dritte Haus auf der linken Seite ist eine Gaststätte, Sie können es nicht verfehlen.« Der Mann winkte ihnen zu und machte Anstalten zu gehen.
»Sollen wir Sie nicht mitnehmen?« erkundigte sich Peter.
»Ach, lassen Sie nur, ich habe meinen Spaziergang noch nicht beendet, und außerdem«, er lächelte schelmisch, »würde ich doch nur Ihre schönen Sitzpolster nass machen.« Er schaltete seine Taschenlampe wieder ein und ging pfeifend weiter.
Peter und Julie warteten, bis sich der Lichtkegel etwas entfernt hatte, dann startete Peter den Motor.
»Das war aber ein komischer alter Kauz, ich weiß gar nicht, ob ich beunruhigt, amüsiert oder verärgert über ihn bin«, kommentierte er nachdenklich.
»Er scheint mir eigentlich harmlos, nur etwas verwirrt«, erwiderte Julie Stirn runzelnd. »Ich hoffe nur, er hat uns den Weg richtig erklärt.«
»Was ich beunruhigend fand, waren seine Warnungen und dieser Blick, mit dem er dich angeschaut hat«, sagte Peter.
»Ach was, du musst das weniger ernst nehmen. Das war wahrscheinlich nur ein alter Mann, der an den Traditionen hängt und nicht will, dass das Schloss, das immerhin eine historische Bedeutung für die Landbevölkerung hat, den Besitzer wechselt. Außerdem wollte er sich bestimmt nicht die Gelegenheit entgehen lassen, ein paar Stadtmenschen einen leichten Schrecken einzujagen. Du hast doch auch gesehen, dass er es richtig genossen hat, uns hinzuhalten, statt auf deine Frage einzugehen. Deshalb denke ich nicht länger darüber nach, sondern freue mich einfach auf eine Mahlzeit und ein Bett. «
»Ja, du hast wahrscheinlich recht«, sagte Peter, doch er klang nicht ganz überzeugt, schließlich hat er deutlich die Angst im Gesicht des Mannes gesehen.
»Peter, schau, da vorne ist die Kurve, von der der alte Mann gesprochen hat«, sagte Julie plötzlich.
»Ja, gleich müsste die Abzweigung kommen.« Obwohl Peter aufmerksam Ausschau hielt, hätte er die Abzweigung beinah übersehen.
»Um Himmelswillen, langsamer!« schrie Julie erschrocken aus, als der Wagen auf der nassen Erde ins Rutschen geriet. Doch es ging noch einmal gut. Peter quittierte Julies wütenden Blick mit einem entschuldigenden Achselzucken, fuhr jedoch vorsichtiger weiter. Schließlich hatte auch er keine Lust, in einem mit Wasser gefüllten Straßengraben zu landen.

Etwa fünf Minuten später befanden sie sich im Dorf. Es war ein kleiner Ort, der fast so aussah, als wäre die Zeit dort vor gut hundert Jahren stehen geblieben. Die Landstraße ging mitten durch die kleine Siedlung und bildete somit die Hauptstraße. Kleinere Gassen zweigten hier und da von ihr ab. An beiden Seiten der Straße standen hübsche, wenn auch teilweise schon etwas verfallene ein- bis zweistöckige Häuser. Einige sahen so aus, als ständen sie schon mehrere Jahre leer. Julie dachte, dass der Alte nicht übertrieben hatte, als er sagte, der Ort würde zunehmend verfallen. Jedes der noch bewohnten Häuser hatte einen kleinen umzäunten Garten vor dem Eingang. Da diese Gärten größtenteils Blumen enthielten, vermutete Julie, dass der eigentliche Garten erst im Hinterhof begann und zweckmäßiger eingerichtet war. Das Dorf war um diese Zeit schon still, was Julie nicht überraschte, sie wusste, dass die Leute auf dem Land früher zu Bett gingen, da sie am nächsten Morgen harte körperliche Arbeit verrichten mussten. Einige der Fenster waren noch erleuchtet, und ihr Licht schien auf die Straße, so dass Julie und Peter etwas mehr vom Dorf sehen konnten. Julie fand sich in eine andere Welt oder zumindest in eine andere Zeit versetzt. Das einzige Anzeichen dafür, dass sie sich noch im richtigen Jahrhundert befanden, waren einige Autos, die vor den Häusereingängen geparkt waren. Natürlich wusste Julie, dass es landwirtschaftliche Maschinen geben musste, doch sie befanden sich außerhalb ihres Sichtfeldes, und so störte nichts die altertümliche Atmosphäre, die dieser kleine Ort ausstrahlte. Weder Julie noch Peter hätten die Existenz solch idyllischer Plätzchen in der hoch technisierten modernen Welt für möglich gehalten.

Vor dem dritten Haus auf der linken Seite hielt Peter den Wagen an und suchte nach Anzeichen dafür, dass dieses Gebäude eine Gaststätte war. Es unterschied sich kaum von den
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