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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche
Autoren: Carter Brown
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muß mich jetzt um meine dienstlichen
Angelegenheiten kümmern. Freut mich, Sie kennengelernt zu haben, Mr. Slater.«
    Er
zog eine höfliche Grimasse, während ich an ihm vorbei zur Tür ging. Angela
Palmer hielt uns nach wie vor den Rücken zugewandt, und ihre Schultern bebten
krampfhaft. Da ich im Augenblick nicht in der Laune war, mir weiteren in freie
Verse gekleideten Quatsch anzuhören, ging ich weiter, bis ich draußen im
Korridor stand. Ich hatte Glück, denn der erste der vier Schlüssel am
Schlüsselring des toten Mädchens paßte in das Schloß ihrer Wohnungstür.
    Das
Wohnzimmer war in kalifornisch-japanischem Stil eingerichtet und von einem
riesigen Blumenarrangement beherrscht, das wie eine Hiroshima-Landschaft anno
neunzehnhundertfünfundvierzig wirkte. Ich ging ins Schlafzimmer, das von einem
riesigen Bett beherrscht war, komplett mit einem ins Kopfende eingelassenen
Spiegel mit indirekter Beleuchtung. Der Bettbezug war aus schwarzer Seide, und
die dicken Kissen waren mit demselben Material überzogen. Das alles ließ darauf
schließen, daß Elinor Brooks ein Mädchen gewesen war, das über ungewöhnliche
berufliche Phantasie verfügt hatte.
    Ich
begann mit der routinemäßigen Durchsuchung. Nach etwa zehn Minuten öffnete ich
mit einem der Schlüssel am Bund die verschlossene Kommodenschublade und fand
darin einen Schreibtischkalender von der Sorte, die jeweils eine ganze Seite
für jeden Tag des Jahres enthält. Die meisten Seiten waren leer. Eine
sorgfältigere Inspektion ergab, daß die einzigen Eintragungen an ihren
Arbeitstagen — oder — nächten — vorgenommen worden
waren. Auf jeder dieser Seiten war mit sehr ordentlicher Schrift etwas notiert:
ein Name, ein Dollarbetrag. Durchschnittlich gab es zwei Eintragungen pro
Woche. Nur eins störte die Perfektion der Buchführung: Einige der Seiten waren
herausgerissen worden. Die letzte Eintragung war drei Tage zuvor an einem
Samstag vorgenommen worden.
    Ich
nahm den Kalender mit ins Wohnzimmer und sah dort Angela Palmer im Türrahmen
stehen, die Arme fest unter der vollen Brust gekreuzt, die dunklen Augen feucht
und benommen vor Selbstgefälligkeit.
    »Haben
Sie ihn gefunden?« Ihre Augen funkelten auf, als ihr Blick auf den Kalender
fiel.
    »Ja«,
bestätigte ich. »Was ist mit Slater?«
    »Er
ist gegangen.« Sie zuckte gereizt die Schultern. »Manchmal ist er ein solch
gefühlloser Bastard, daß ich mich frage, wieso, zum Teufel, ich ihn eigentlich
liebe.«
    »Vielleicht
liegt es an der Masochistin in Ihnen«, sagte ich. »Elinors Klientel bestand aus
nicht mehr als sechs Männern, sagten Sie?«
    Sie
nickte. »Und haben Sie die Namen schon herausgefunden?«
    »Nur
vier. Ein paar Seiten fehlen.«
    »Ja?«
Sie blinzelte. »Wie steht es mit den Namen? Vielleicht kenne ich jemanden?«
    »Gil
Mason, Tom Lubell, Jesse Drury und Frank Wagner«, zitierte ich und blickte sie
erwartungsvoll an.
    »Tom
Lubell?« Ihre Brauen hoben sich mit einem Ruck. »Uff!«
    »Uff?«
    »Ist
das Leben nicht voller übler Überraschungen? Ihm gehört das Bums, in dem ich
tanze. Elinor hat seinen Namen bei den freundschaftlichen Unterhaltungen, die
wir über ihren Beruf führten, nie erwähnt. Man soll die Linke nicht wissen
lassen, was die Rechte tut und so weiter. Nicht?«
    »Wie
steht es mit den anderen Namen?«
    »Frank
Wagner«, antwortete sie prompt. »Sie hat ihn ein paarmal erwähnt. Er brächte
sie immer zum Lachen, sagte sie. Ein dicker kleiner Mann, der sich für den
größten Don Juan hielt, der je existierte. Elinor fand es schwierig, ihn ernst
zu nehmen — oder vielmehr so zu tun, als ob sie ihn ernst nähme.«
    »Hat
sie sonst noch etwas über ihn gesagt? Wo er wohnt oder was er tut?«
    »Er
besitzt einen Wäscheladen, und sie fand, daß er dadurch irgendwie noch
komischer wirkte. Er schenkte ihr die ganze Zeit Unmengen von prachtvoller
Unterwäsche.«
    »Es
sind Unmengen von prachtvoller Unterwäsche in der Kommode des Schlafzimmers
verstaut«, sagte ich. »Ich kann einmal nach der Firmenmarke sehen. Wie steht es
mit den beiden anderen Namen?«
    »Nein.«
Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe nie etwas von einem Mason oder
Drury gehört.«
    »Hat
sie noch andere Namen erwähnt?«
    »Soweit
ich mich erinnere, nicht.«
    »Wo
ist das Bums, in dem Sie arbeiten und wo ich Lubell finden kann?«
    »Der Jazzy Chassis
Club.« Sie rümpfte angewidert die Nase. »Der Name
war Lubells eigener Einfall; also können Sie sich vorstellen, was für ein
Widerling
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