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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche
Autoren: Carter Brown
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mich los und trat zurück.
    »Fleisch
zu Fleisch«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich habe diese Beruhigung gebraucht.
Die Wärme, den beschleunigten Herzschlag, den Gefühlskontakt, der einem
bestätigt, daß man lebt. Entschuldigen Sie.«
    »Es
war mir ein Vergnügen«, sagte ich aufrichtig.
    Draußen
wurde das Geräusch eines sich nähernden Wagens hörbar, bis die Ambulanz
schließlich vor dem Haus hielt. Dann trat schlagartig Stille ein.
    »Nachruf
auf eine verlorene Freundin«, sagte sie und schauderte plötzlich. »Ich möchte
wissen, was für eine als Mann verkleidete Bestie herumschleicht.«
     
     
     

ZWEITES KAPITEL
     
    A uf der Rückfahrt nach Pine City saß das
dunkelhaarige Mädchen, ohne noch viel zu sagen, neben mir. Ich fuhr einen
Streifenwagen, da mein eigener Sportwagen vor zwei Tagen übel zugerichtet
worden war, als ein Betrunkener im — wie mir zu diesem Zeitpunkt schien — Zweihundertkilometertempo
auf der falschen Seite um eine rechtwinklige Kurve gerast kam. Angela wies mir
die Fahrtrichtung an, als wir in die Stadt kamen, und fünf Minuten später
hielten wir vor einem neuerbauten Hochhaus.
    »Sie
müssen als exotische Tänzerin nicht schlecht verdienen«, sagte ich, während wir
im automatischen Aufzug in den vierzehnten Stock hinauffuhren, »wenn Sie in
einer solch schicken Hütte wohnen.«
    »Ich
habe auf einem College Literatur studiert, bis ich es satt hatte und aufhörte«,
sagte sie leichthin. »Wußten Sie nicht, daß man als Mädchen mit dem Körper
wesentlich mehr verdienen kann als mit dem Intellekt?«
    Wir
stiegen aus dem Lift und gingen einen mit Teppich belegten Korridor entlang,
bis sie vor der Tür eines mit fünfzehn C bezeichneten Appartements stehenblieb.
»Hier wohne ich«, sagte sie. »Elinors Appartement liegt gegenüber, aber wenn
Sie nichts dagegen haben, würde ich mich gern ein bißchen zurechtmachen.«
    »Wenn
es nicht zu lange dauert«, sagte ich.
    Ich
wartete in dem elegant eingerichteten Wohnzimmer, während sie verschwand, und
zündete mir eine Zigarette an. Auf einem niedrigen Tisch neben der Couch stand
ein gerahmtes Foto; und ich schlenderte dorthin, um es mir genauer anzusehen.
Es war das Brustbild eines Mannes von etwa Mitte Dreißig. Ein auf eine etwas
altmodische Weise sehr gut aussehender Bursche, mit dichtem, glänzendem, glatt
zurückgestrichenem Haar, einem dazu passenden saubergestutzten Schnurrbart und
schimmernden, großen weißen Zähnen. Das Foto war mit flotter Handschrift
unterschrieben: Für
Angela — immer Dein Nigel. Auch das fand ich ein bißchen altmodisch.
Dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück, und der einzige Unterschied, den ich
bemerken konnte, war, daß sie ihr Haar gebürstet hatte.
    »Okay.«
Sie lächelte. »Es hat nicht lange gedauert. Oder?« Es klingelte an der Tür, und
sie runzelte leicht die Stirn. »Entschuldigen Sie mich. Ich habe keine Ahnung,
wer es ist — um diese Morgenzeit!«
    Sie
ging in den Eingangsflur hinaus, und ich hörte Stimmengemurmel. Dann kehrte sie
ins Zimmer zurück, gefolgt von einem großen breitschultrigen Individuum, dem
genauen Ebenbild des Mannes auf dem gerahmten Foto.
    »Lieutenant,
darf ich Ihnen einen Freund von mir vorstellen — Nigel Slater. Das ist
Lieutenant Wheeler, Nigel.«
    Wir
schüttelten uns die Hände, während Slater mich mit verblüfftem Gesicht
betrachtete. »Lieutenant?« fragte er.
    »Vom
Büro des Countysheriffs«, sagte ich bereitwillig.
    Er
starrte verdutzt das dunkelhaarige Mädchen an. »Hat es gestern nacht eine
Razzia im Klub gegeben?«
    »Sei
nicht albern! Es ist wegen Elinor. Sie ist diese Nacht ermordet worden.«
    »Elinor?«
Sein Gesicht wurde starr vor Schreck. »Ermordet?«
    »Willst
du nicht aufhören, das Echo zu mimen?« sagte sie mit gepreßter Stimme. »Du hast
sie kaum gekannt, aber sie war meine beste Freundin, und ich habe heute morgen
ihre Leiche im Strandhaus unten vorgefunden.« Ihr Gesicht verzog sich in
plötzlichem Schmerz, und dann wandte sie ihm schnell den Rücken zu.
    »Angela
— Süße?« Er legte ungeschickt seinen Arm um ihre Schultern, und sie schüttelte
ihn mit einer ungeduldigen Bewegung wieder ab. »Es tut mir leid«, murmelte er.
»Wirklich sehr leid! Ich weiß, sie war deine beste Freundin, und ihr standet
euch sehr nahe.« Damit gingen ihm die Worte aus, und er stand plattfüßig da,
stocherte mit dem Daumennagel in seinem Schnurrbart herum und suchte nach neuen
Inspirationen.
    »Hm
— .« Ich räusperte mich vorsichtig. »Ich
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