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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
Autoren: Nuala O'Faolain
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der schönen Peg?«, erkundigte er sich, als ich ihm von meinem Tag erzählte. Ich antwortete, meinem Eindruck nach gehe es ihr besser, und dem Hund werde es bei ihr bestimmt sehr gut gefallen.
    Peg war eine seiner Begleiterinnen gewesen. Er hatte mit ihr ein Konzert in der National Concert Hall besucht, und Peg hatte mir erzählt, der Veranstalter dort habe sich regelrecht auf Leo gestürzt, und der Dirigent habe sich sogar zu ihm umgedreht und ihm zugewinkt, als er das Podium verließ.
    Bestimmt hatte Leo sie eingeladen, weil sie so einen verführerischen Augenaufschlag hatte, genau wie seinerzeit Prinzessin Diana. Denn für Musik hatte Peg absolut keine Ader. Ich fragte sie, was sie gehört hätten, und sie antwortete: Du weißt schon, das Stück, das immer lauter wird. Da brauchte man doch etwas Fantasie, um dahinterzukommen, dass sie Ravels Bolero meinte.
    An diesem letzten Abend nun war ich Leos Herzdame, und das gefiel mir sehr. Draußen war es längst dunkel, und in der warmen Küche leuchteten die knallroten Fleißigen Lieschen.
    Routiniert fachte er das Feuer wieder an und goss etwas von dem vino di casa in seine Karaffe.
    »Komm, wir hören Musik«, schlug er vor.
     
    »Rosa?«, murmelte er.
    Das war ein paar Stunden später.
    Er hatte unsere Pasta-Teller abgespült, war draußen gewesen und hatte sich in der Waschküche Enzos Wein aus den Zähnen geputzt und sich diskret ausgezogen. Jetzt stand er mitten in der Küche und lächelte mir zu. Er trug einen Schlafanzug, der früher
einmal ein edles Stück mit seinen breiten Satin-Biesen gewesen sein musste, inzwischen aber völlig verwaschen war.
    »Rosa mia?« Er stand da, hinter ihm die Kommode, die Katze lag am Fußende seines ordentlich gemachten Bettes, und die Nachttischlampe, in deren Schirm sich vor Jahren eine Fliege verfangen hatte, warf ein gelbliches Licht auf das Kissen.
    Die Menschen sind so wunderbar, wenn sie an sich selbst glauben.
    »Meinst du das ernst?« Ich schaute ihn an. Er wirkte überhaupt nicht verlegen, was mich von meiner eigenen Verlegenheit befreite. Aber ich spürte, wie ich trotzdem rot wurde. Wir waren andere Menschen als früher. Und ich war wieder richtig schüchtern.
    »Aber …«, begann ich.
    »Es wäre so ein schönes arrivederci «, murmelte er leise.
    Es wäre lächerlich gewesen, Nein zu sagen.
    Ich hatte mich noch nicht ganz entschieden, als es anfing: Ich lag neben ihm auf der Bettdecke, immer noch in meinen Beerdigungskleidern. Aber irgendwann kroch ich dann doch zu ihm unter die Laken. Nackt. Ich hatte schon immer die Paare beneidet, die auf viele gemeinsame Jahre zurückblicken konnten, und genauso fühlte es sich an – kuschelig, warm, normal. Ich lege meinen Arm hierhin, und du legst dein Bein dahin, du machst dies eine Weile, ich mache das eine Weile. Klar, Leo und ich beherrschten beide die technischen Kunstgriffe bis zur Perfektion. Aber er machte ganz langsam. Wir lagen zwischendurch immer wieder nur einfach auf der Seite und schauten einander an. Und als sich dann das Tempo beschleunigte, war ich diejenige, die das schwere Gewicht zu tragen hatte. Aber Leo besaß ein unerschütterliches Selbstvertrauen, obwohl er über so geringe Energiereserven verfügte.
    Wir waren uns sehr nah. Wir küssten einander die ganze Zeit zärtlich, aus Dankbarkeit. Und dann setzte sich die Natur schließlich
doch durch, und wir waren nicht mehr so nett, und wir beschworen eine wunderbar perfekte Zärtlichkeit herauf, die an die Sopranstimmen von früher erinnerte.
    Der ganze Austausch verlief so, dass Bell sich dadurch nicht im Geringsten gestört fühlte.
    Doch danach, als Leo sofort einschlief, musste ich mit den inneren Turbulenzen fertigwerden, die mich nun überschwemmten.
    Ich machte kein Licht an, sondern stocherte im Feuer, gab noch ein paar Kohlen dazu und setzte mich dann davor, in Pullover und Unterhose, die Katze auf dem Schoß.
    Ich musste zu meinem Herzen sagen: Hör auf wehzutun, hör auf zu stechen, beruhige dich, du kannst nichts machen gegen die Ruhelosigkeit und den Schmerz. Ich wusste, es tat den Menschen gut, miteinander zu schlafen, und ich wollte dankbar dafür sein, denn viele alleinstehende Menschen (und soweit ich wusste, auch viele verheiratete) hatten nicht die Möglichkeit, dies auch nur annähernd häufig genug zu tun. Und ich war ja auch dankbar. Aber die vielen gelebten Jahre waren mit uns ins Bett gekrochen, mein Bauch hatte auf Leos spitzem Hüftknochen gelegen, und der Arm, mit dem er mich
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