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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht
Autoren: Jeaniene Frost
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keinesfalls auf mir sitzen lassen. Anderswo verschwanden zwar auch Vampire, aber hier provozierten uns die Täter, indem sie die Leichen einfach so zurückließen. Wenn wir jetzt keinen Schlussstrich zogen, forderten wir geradezu heraus, dass es andernorts noch schlimmer wurde.
    »Außer uns wird wohl niemand etwas unternehmen, oder?«, fragte ich Bones in einem plötzlichen Anfall von Frust. »Mein altes Team wird sich nicht einmischen, weil es nur etwas unternimmt, wenn Menschen von Untoten angegriffen werden. Die Vampire werden nur mit den Achseln zucken, weil Shayne und Harris herrenlos waren. Ed und Scratch können es allein nicht mit einer Horde Ghule aufnehmen, und wenn wir uns die Killer vorknöpfen und ihr Meister der ist, den ich vermute, spielen wir dem Bastard direkt in die Hände.«
    Bones starrte mich unverwandt an. »Du weißt, dass du recht hast, was dein altes Team, die Vampire und die Tatsache angeht, dass wir uns die Ghule nicht offen vorknöpfen können, falls Apollyon in die Sache verwickelt ist.«
    Apollyon. Das Bild des jahrhundertealten Ghuls mit seinem gedrungenen Körper und den fast schon lächerlichen, über die Glatze gekämmten Haarsträhnen tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Eine Augenweide war Apollyon wahrlich nicht, aber im vergangenen Jahr hatte er uns eine Menge Ärger eingebrockt. Bones war fast draufgegangen, als wir vor einigen Monaten in Paris von Ghulen angegriffen worden waren, die noch dazu einen Meistervampir unterstützt hatten, der mich zwingen wollte, zu ihm zurück-zukehren. Alles dank Apollyons Hetzreden. Ich hoffte zwar, dass ich falsch lag, wusste im Grunde aber genau, dass er hinter den Angriffen steckte.
    Was natürlich bedeutete, dass all diese schrecklichen Dinge meinetwegen geschahen.
    »Das dürfen wir ihm und den anderen nicht durchgehen lassen«, knurrte ich.
    Bones' Lippen verzogen sich zu einem raubtierhaften Lä-
    cheln. »Kätzchen ... Ich habe gesagt, wir können sie uns nicht offen vorknöpfen.«

    Ein großer Schatten schob sich vor die Tür und verdunkelte die Sonne, als Tiny die Wohnung betrat. Der Spitzname des Vampirs war pure Ironie, denn er war so riesig, dass selbst Conan der Barbar Komplexe bekommen hätte.
    »Die Bullen kommen«, sagte er.
    Ich hatte schon lange gehört, wie das Sirenengeheul sich näherte. Beim Anblick der finsteren Gestalten auf dem Parkplatz hatte ein Hausbewohner es wohl mit der Angst zu tun bekommen. Der tödliche Kampf, der ein paar Stunden zuvor stattgefunden hatte, war offenbar unbemerkt geblieben, sonst wären wir nicht die Ersten am Tatort gewesen.
    »Sieh dich weiter um, ich kümmere mich um sie«, wandte ich mich an Bones. Mit etwas Glück erkannte Bones einen der Killer am Geruch. In seinem über einhundertzwanzig-jährigen Leben als Vampir war er einer Menge Untoter begegnet, und deren Geruch war so einzigartig wie ein Finger-abdruck.
    Ich hegte allerdings nicht allzu viel Hoffnung, dass wir die Morde so einfach würden aufklären können. Bones kannte zwar viele Untote, aber Vampire und Ghule stellten etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung. Obwohl Bones so alt war, konnte er die nicht alle persönlich kennen.
    Bones warf Tiny einen Blick zu, als der mir nach draußen folgte. Obwohl es mein erster Impuls gewesen war, zückte ich nicht mein Handy. Ich hatte jahrelang für die Regierung gearbeitet, und so war es mir zur Gewohnheit geworden, meine Verbindungen zu nutzen, um die Bullen von Tatorten zu verscheuchen. Was ich jetzt machen musste, war mir dagegen relativ neu.
    »Hey«, rief ich auf den Parkplatz hinunter, als die Poli-zeibeamten eintrafen und aus dem Streifenwagen stiegen.
    »Gut, dass Sie da sind, ich wollte gerade anrufen.«
    »Wohnen Sie hier, Ma'am? Uns wurde gemeldet, in der Gegend würden sich verdächtige Personen aufhalten«, antwortete der blonde Beamte, Tiny argwöhnisch beäugend.
    Die Hand seines Partners wanderte zur Pistole.
    »Rühr das Teil noch einmal an, und ich vergesse, dass ich nicht hungrig bin«, murmelte Tiny so leise, dass es die Beamten nicht hören konnten.
    Ich unterdrückte ein Lachen und wandte mich wieder an die Polizisten. »Ich wohne nicht hier, aber in die Wohnung meines Freundes ist eingebrochen worden. Können Sie mal nachsehen?«
    Die Beamten musterten mich von oben bis unten, während sie die Treppe zum ersten Stock heraufkamen. Ich lä-
    chelte unschuldig und achtete darauf, dass meine leeren Hände gut sichtbar waren. Ein ordentlicher Cop hätte sich
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