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Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Schlafenden an ihrer Seite nicht zu stören.
    Sie ging in ihr Wohnzimmer hinüber, um sich eines der Tagebücher auszusuchen. Sanft strich sie mit der Hand über eines, das ihre Großmutter geschrieben hatte. Die würde sie sich für
später aufbewahren, sie nur zu ihrem Vergnügen und aus Sentimentalität lesen.
    Nun würde sie erst einmal ihre Pflicht tun.
    Sie brauchte keine Viertelstunde, um zu erkennen, dass sie und ihre Urgroßmutter einander nicht verstanden hätten.
    Das Wetter ist weiterhin schön. Reginald muss geschäftlich noch in New Orleans bleiben. Ich konnte keine Seide in dem Blauton finden, den ich suche. Die Geschäfte hier sind einfach nicht au courant. Wir müssen wohl doch eine Reise nach Paris in die Wege leiten. Obwohl wir zuvor unbedingt eine andere Gouvernante für die Mädchen einstellen müssen. Die jetzige ist entschieden zu eigensinnig. Wenn ich daran denke, wie viel Geld wir für ihr Gehalt, für Kost und Logis aufbringen, bin ich mit ihrer Arbeit wirklich äußerst unzufrieden. Kürzlich habe ich ihr ein sehr hübsches Tageskleid geschenkt, das mir nicht stand, und sie hat es ganz selbstverständlich angenommen. Wenn ich sie jedoch um einen kleinen Gefallen bitte, reagiert sie recht ungehalten. Dabei hat sie sicherlich Zeit, ein paar einfache Besorgungen zu machen, wo sie doch nichts zu tun hat als auf die Mädchen aufzupassen und ihnen ein paar Unterrichtsstunden zu erteilen. Ich habe den Eindruck, sie hält sich selbst für etwas Besseres.
    Roz streckte die Beine aus und blätterte das Tagebuch durch. Die meisten Einträge glichen einander. Klagen, Bemerkungen über Einkäufe, Pläne für zukünftige und Berichte über bereits besuchte Gesellschaften. Um die Kinder ging es nur sehr selten.
    Roz legte dieses Buch für später beiseite und nahm ein anderes zur Hand. Als sie es überflog, stieß sie auf einen Eintrag über ein Hausmädchen, das entlassen worden war, weil es im Korridor gekichert hatte, und auf einen weiteren über einen
glanzvollen Ball. Als ihr ein weiterer Eintrag ins Auge sprang, hielt sie inne und las genauer.
    Ich hatte schon wieder eine Fehlgeburt. Warum ist es ebenso schmerzhaft, ein Kind zu verlieren, wie eines zur Welt zu bringen? Ich bin erschöpft. Ich frage mich, wie ich das alles noch einmal durchmachen soll, nur um zu versuchen, Reginald den Erben zu schenken, den er sich so sehnlich wünscht. Er wird mir wieder beiwohnen wollen, sobald ich dazu in der Lage bin, und dieses Martyrium wird kein Ende haben, fürchte ich, bis ich erneut guter Hoffnung bin.
    Ich kann kein Vergnügen daran finden, mich auch nicht an den Mädchen freuen, die mich täglich daran erinnern, was ich noch zu leisten habe.
    Wenigstens lässt er mich, so ich denn noch einmal in anderen Umständen sein sollte, während der Monate des Wartens in Ruhe. Es ist meine Pflicht, Söhne zu gebären. Davor will ich mich nicht drücken, und doch scheint es, als könnte ich nichts anderes hervorbringen als plappernde Mädchen. Ich will nur noch schlafen und vergessen, dass ich es schon wieder nicht geschafft habe, meinem Mann und diesem Haus den Erben zu präsentieren, den sie beide verlangen.
    Kinder nur aus Pflichtbewusstsein, dachte Roz. Wie traurig. Wie mussten diese kleinen Mädchen sich gefühlt haben, die wegen ihres Geschlechts als Misserfolg galten? Hatte es in diesem Haus überhaupt Freude gegeben, solange Beatrice hier als Hausherrin regierte, oder war alles nur Pflichterfüllung und Repräsentieren gewesen?
    Niedergeschlagen wollte Roz schon zu einem der Tagebücher ihrer Großmutter greifen, doch dann zwang sie sich, noch ein weiteres ihrer Urgroßmutter durchzusehen.
    Diese wichtigtuerische Mary Louise Berker hängt mir so
zum Hals heraus. Nur weil sie es geschafft hat, vier Söhne zur Welt zu bringen, und schon wieder fett wie eine Kuh ist, da sie das fünfte Kind erwartet, glaubt sie offenbar, in Sachen Empfängnis und Kindererziehung gründlich Bescheid zu wissen. Das ist mitnichten der Fall. Ihre Söhne rennen durch die Gegend wie wilde Indianer und denken sich überhaupt nichts dabei, mit ihren Schmierfingern die Möbel in Mary Louises Salon zu betatschen. Und sie lacht nur und sagt, Jungen sind nun mal so, wenn die Bengel mit ihren verwahrlosten Hunden – drei an der Zahl! – hereintollen.
    Sie hatte sogar die Stirn, mir vorzuschlagen, ihren Arzt aufzusuchen, dazu irgendeine Voodoo-Zauberin. Sie schwört, dass sie diesmal das Mädchen bekommt, nach dem sie sich sehnt, weil
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