Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1
Autoren: Elin Hirvi
Vom Netzwerk:
Wieso sollte er dich warnen lassen? Du wärst auch schon s o gutgläubig ins Unglück geeilt", erwiderte Talamara zynisch.
    "Und weshalb kommst du mich jetzt warnen? Wir haben uns immer umschlichen wie zwei Kämpfer, aber ich hätte nicht gedacht, dass mein Misstrauen berechtigt war. Du magst mich nicht, oder? Weshalb also?"
    "Lass mich von vorne beginnen. Vor einigen Jahren kaufte mich James von einem dreckigen alten Zigeuner, der sich mein Onkel nannte. James brachte mich in sein Haus. Trotz der Behandlung, die er mir angedeihen ließ, war ich ihm bald verfallen, denn ich war ihm etwas schuldig. Ich weiß, du kannst das nicht verstehen, aber ich liebe ihn. Er ließ mich ausreiten, so viel ich wollte und ich durfte meine Tiere bei mir haben. Die Tiere waren mein Leben, schon von klein auf. Mit ihnen fühlte ich mich frei. Ich schuldete James sehr viel und deshalb nahm ich alles hin, Schläge und Erniedrigungen. Ich mordete bedenkenlos für ihn, meine ruchlose Seele und mein Körper gehörten ihm. So war es auch noch, als er nach langer Zeit wieder in die Karibik reiste. Oh ja, es lief gut für ihn in London, er hatte die Zeit, sich endlich um etwas zu kümmern, das er lange aufgeschoben hatte, wie er mir sagte. Er dachte, glaube ich, nicht allzu oft wirklich an dich, er verschwendet nur wenig Gedanken an andere Menschen, aber du warst dennoch immer da. Ich wusste nichts von dem, was ihn bewegte. Aber als ich William sah, erkannte ich den Sinn in meiner Mission und es machte mich rasend vor Eifersucht. Ich weiß nicht, was sich zwischen euch abgespielt hat, aber es kommt dich teuer zu stehen."
    Ramis hatte mit wachsender Unruhe zugehört. Ihre Finger pressten sich auf die Tischplatte, so dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    "Denke bitte auch nicht darüber nach. Ich kann dir nur sagen, es wirft eine schreckliche Schuld auf mich. Ob ich das Recht habe, ihn anzuklagen, weiß ich nicht, aber ich hasse ihn ebenso wie er mich."
    "Er hasst dich, da hast du recht. Und er hat die Macht, dich zu zermalmen, es bereitet ihm nicht einmal Mühe. Er will dich am Boden sehen, meine Liebe , und das wird er schaffen, wenn du in seine Fänge gerätst. In diesen Dingen hat er Erfahrung. Es war damals kein Zufall, dass mich die Männer verfolgten und ich auf euch traf. Die beiden gehörten zu ihm, alles war geplant, auch eure Hilfsbereitschaft. Er hätte euch vermutlich gleich erwischen können, aber ich sollte euch erst ausspionieren. So begann meine Aufgabe an Bord. Nur kam nicht alles so, wie er es wollte. Meine Eifersucht auf dich ließ ein wenig nach, als ich dich erst kennen lernte und feststellen musste, dass du überhaupt nicht warst, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich bin vor allem wegen Fanny gekommen, wegen dem, was uns verbindet. Ich kenne ihre Liebe zu dir und ich wollte sie nicht verraten. Nun habe ich mich selbst verraten. Als ich vor ein paar Stunden zu ihm ging, brachte er alles, was sich in mir entwickelt hatte, wieder zum Einsturz. Er war so schön, so kaltlächelnd wie immer. Versprechungen musste er mir keine machen, das hatte er nicht nötig. Seine Anwesenheit war genug. ‚Bring es zu Ende‘, sagte er zu mir. Ich verließ ihn, fest entschlossen, euch in den Tod zu führen. Aber in der letzten Stunde plagte mich etwas, das ich nicht kannte: Gewissensbisse. Ihr seid viel freundlicher zu mir gewesen, als ihr es nötig gehabt hättet. Ihr behandelt mich nicht wie den letzten Dreck. Plötzlich sah ich mein Leben vor mir, wie es wirklich ist. Ich bedeute James gar nichts. Bisher konnte ich damit leben, aber nun... Er liebt nur sich selbst, es ist das einzige, was ihn erfüllen kann. Die Liebe zur Macht macht nicht glücklich, sie macht nur gieriger nach noch mehr. Auf eine seltsame Weise liebt er auch den Hass, den er für dich empfindet, vielleicht befriedigt es ihn letztendlich ein wenig, wenn du Staub unter seinen Füßen bist. Aber ich glaube nicht, dass er sich mit irgendetwas zufrieden geben kann. Ich sagte ihm nicht, dass er einen Sohn hat. Vielleicht habe ich mich schon da gegen ihn gewendet. Auf jeden Fall kann ich nun nicht mehr umkehren, ich habe ihn verraten. Was das für mich bedeutet..."
    Talamara schüttelte den Kopf.
    "Ich kann dich nur bewundern für den Mut, dich aus diesem Wahnsinn zu lösen. Ich wollte, ich könnte es auch", warf Ramis ein.
    "Du irrst, ich bin nicht frei. Ich stecke viel tiefer darin als zuvor. Seltsam, dass ausgerechnet ich seinen Plan störe."
    "Es tut mir leid,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher