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Dunkle Begierde 2

Dunkle Begierde 2

Titel: Dunkle Begierde 2
Autoren: Henrik Moreau
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ihn.
    „Na, was
sagst du jetzt? Wieso kommst du nicht? Nicht, um mich zu strafen. Na, wo ist
dein Gürtel? Hä … du Arsch!“, schrie er.
     
    Schizophrenie
ist vererblich.
     
    „Du, du
hast mir alles genommen, du Schwein. Wegen dir werde ich nie wieder normal
werden. Du und dein verdammter Gürtel. Wo ist er, dein Gürtel … wieso höre ich
nicht: Ich bin ein Zauberstift. Ist er zu feige? Bist du zu feige? Du Feigling.
Wieso Mama? Du verdammter Feigling.“
    Sabber floss
aus seinem Mund, der sich zu einer Fratze verzog. Er sackte zu Boden.
    Dabei
fiel ihm der Brief aus der Jackentasche, den er seit einigen Tagen mit sich
schleppte. Der Brief, den er an diesem Abend vernichten wollte, ohne ihn zu
lesen. Um seinem Vater zu zeigen, dass er keine Macht mehr über ihn hatte.
    Am Boden
liegend starrte er auf den Brief. Entgegen seines Vorhabens schaute er sich den
Umschlag lange und angespannt an. Was mochte wohl darin stehen? Welche
Botschaft? Welchen letzten Gedanken wollte sein Vater ihm vor seinem Ableben
mitteilen?
    Thomas
war sich sicher, dass es nur verhöhnende und beleidigende Worte sein konnten.
Er tat den Brief zur Seite und stieß dabei gegen die Taschenlampe, die auf dem
Boden lag. Die Taschenlampe leuchtete auf Kathrins Grab. Er konnte ganz
deutlich Kathrins Namen auf dem Grabstein lesen. Plötzlich überkam ihn ein
seltsames Gefühl. Er lag noch immer auf dem Boden.
    Seine Wut
schien der Melancholie zu weichen. Sein Blick fiel wieder auf den Umschlag. War
es ein Zeichen? Wollte sein Vater vielleicht vor seinem Ableben um Verzeihung
für seine Taten bitten? Wollte er wenigstens vorm Tod sein Herz reinwaschen?
    Viele
Menschen, die gesündigt haben, bitten vor ihrem Tod um Vergebung. Wieso nicht
auch sein Vater? Wieso sollte dieser nicht in seinem Innersten wissen oder
zumindest erahnen, was für ein Schwein er gegenüber seiner Frau und Thomas war.
    Und wieso
sollte die Gewissheit, dass er sterben würde, nicht das Gute in ihn erwecken,
damit er um Vergebung bitten kann?
     
    Er?
NIEMALS!
     
    Mit
diesen Gedanken im Kopf verlor der schreckliche Felix seine grausame Maske und
wurde langsam zum bemitleidenswerten Felix. Thomas machte sich Mut und öffnete
ganz vorsichtig den Umschlag. Er hoffte, dass sein Vater ihn um Vergebung bat.
In seiner jetzigen Melancholie würde er ihm vielleicht verzeihen. Doch - er
würde ihm verzeihen.
     
    Verzeihen?
Hast du vergessen, warum du hier bist? Was er dir antat?
     
    Fast
schien es, als bereute er, dass er das Grab schändete, denn er stand vom Grab
auf und stellte sich wieder auf den für Besucher angelegten Weg. Er nahm die
Taschenlampe und war bereit, die Zeilen der Versöhnung zu lesen. Er las und
ließ den Brief fallen.
    Es stand
nicht viel auf dem Zettel, doch was darauf stand hatte es in sich. Er ließ die
Taschenlampe fallen und fiel auf die Knie. Was stand auf dem Zettel, dass es
bei ihm eine solche Emotion auslöste? Es war nur eine kleine Zeile! Aber es
sind die kleinen Dinge, die große Auswirkungen haben, die uns Menschen wirklich
beherrschen.
     
    „Wie du
mir, so ich dir.“
     
    Das war
alles, was auf dem Zettel stand, doch für Thomas war dieser eine Satz schlimmer,
als ein Roman voller Anschuldigungen, Verhöhnungen und Beleidigungen.
    Thomas
war bewusst, was dieser Satz zu bedeuten hatte. Felix war bis zu seinem Tode
davon überzeugt, dass Thomas der Mörder Kathrins war. Und da Thomas ihm das
Liebste nahm, nahm er ihm auch das liebste. Renate. Seine geliebte Mutter. Ein
fairer Deal?
    Es
schien, als ob Felix mit seinem Abschiedsbrief, genau das erreicht hatte, was
er wollte: Thomas zu verletzen. Thomas fühlte sich zutiefst verletzt. Er lag am
Boden und fing an zu weinen. All das, was er endlich vergessen wollte, kam
wieder. Und zu seinem Übel musste die Taschenlampe genau auf den Grabstein
seiner Schwester leuchten.
    Doch was
er dann sah, übertraf alle Halluzinationen, die er bisher hatte. Nicht weit von
ihrem  Grab entfernt erschien ihm Kathrin. Sie schien in der Luft zu schweben.
Sie hatte ein Engelskostüm ohne Flügel an. Das Kostüm hatte einen leichten
grünlichen Schimmer. Ihre großen blauen Augen und ihr süßes liebes Gesicht
starrten Thomas an. Thomas bekam Angst.
    „Was
willst du?“, fragte er, doch es kam keine Antwort.
    Sie
starrte ihn nur an. Kein Lächeln, keine Regung im Gesicht. Rundherum war es
dunkel. Die Taschenlampe schien sie sichtbar gemacht zu haben. Um sie herum
konnte man einen leichten Nebelschleier sehen, der
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