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Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Autoren: Carla Cassidy
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und sie konnte auch wieder Freude empfinden und lachen.
    »Hallo, ich bin’s!«, rief sie, als sie das Haus betrat.
    Es wunderte sie nicht, dass niemand antwortete.
    Johnny und Scott waren vermutlich im Atelier unterm Dach.
    Sie warf ihre Handtasche auf den Tisch in der Diele neben der Eingangstür, hängte ihren Mantel auf und lief die Treppe hoch, um nach ihrem Sohn und Scott zu sehen.
    Als Jim und sie das alte Haus damals entdeckt hatten, war sie sofort begeistert gewesen. Es war ein ungeschliffener Diamant, ein malerischer Schandfleck am Rand einer Neubausiedlung. Jahre der Vernachlässigung hatten es zu einem Handwerkertraum gemacht, und im ersten Jahr nach ihrem Einzug hatten sie unermüdlich geschrubbt und geschmirgelt, gestrichen und poliert, um sich ein gemütliches Heim zu schaffen.
    Nur für sie und Johnny war das Haus eigentlich zu groß, außerdem war es im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß, dennoch hing sie daran. Dieses Haus vermittelte Vanessa ein Gefühl von Beständigkeit, etwas, was sie aus ihrer Kindheit nicht kannte.
    Im ersten Stock befanden sich drei große Schlafzimmer und zwei Bäder, eins grenzte an den Flur, eins unmittelbar an das Elternschlafzimmer. Vanessa hatte sich sofort in die geräumige Küche und die großzügigen Schlafzimmer verliebt, Jim in den Dachboden, wo er sich sein Atelier einrichtete.
    Als Vanessa das Geländer der schmalen Treppe ergriff, die zur Mansarde hinaufführte, brachte sie der Geruch, der ihr einst so vertraut war wie ihr Lieblingsparfüm, für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht.
    Die Mischung aus beißendem Terpentin und dem typischen Geruch von Ölfarben weckte Erinnerungen an Jim. Gute und schlechte Erinnerungen.
    Die Treppe führte direkt ins Atelier, einen großen Raum mit schrägen Wänden. Durch die beiden Dachfenster, die sie selbst eingebaut hatten, schien die untergehende Novembersonne, und die Deckenleuchten sorgten für ein gleichmäßiges helles Licht.
    Johnny und Scott standen mit dem Rücken zu Vanessa vor einer Staffelei. Johnny hielt einen Pinsel in der Hand und tupfte Farbe auf die Leinwand.
    »Nicht zu viel«, sagte Scott. »Es könnte sonst übertrieben wirken.«
    »Hallo, Jungs«, rief Vanessa.
    Die beiden drehten sich zu ihr um. »Hi, Mom.« Johnny grinste, und wie immer, wenn sie ihn lächeln sah, durchströmte Vanessa ein Gefühl unendlicher Liebe. Er war so ein sympathischer Junge. So ein wunderbares Kind.
    »Wenn dein Sohn weiter solche Fortschritte macht, braucht er mich bald nicht mehr«, sagte Scott.
    »Stimmt gar nicht«, erwiderte Johnny. »Ich muss noch viel lernen. Zum Beispiel habe ich noch nie versucht, Menschen zu malen.«
    »Du kannst noch eine Viertelstunde weiterarbeiten, bevor du alles wegräumst«, sagte Vanessa. »In einer halben Stunde gibt’s Abendessen, und dann müssen wir uns auch schon fertig machen.«
    Johnny wandte sich augenblicklich wieder seinem Bild zu, er wollte offenbar jede Sekunde der verbliebenen fünfzehn Minuten nutzen. Scott folgte Vanessa nach unten in die Küche.
    Als sie den Kühlschrank öffnete, um ein paar Dinge herauszuholen, setzte Scott sich auf einen Stuhl am Tisch. »Und, fühlst du dich gewappnet für den heutigen Abend?«
    Vanessa dachte einen Moment nach. »Ja«, sagte sie schließlich. »Die Zeit ist reif. Außerdem, alles Geld, das der Verkauf der Bilder bringt, kommt auf Johnnys Collegekonto.«
    »Der Junge ist so begabt, es ist schon fast unheimlich«, sagte Scott.
    Vanessa runzelte die Stirn und fing an, einen Kopfsalat zu putzen. »Manchmal mache ich mir Sorgen, weil er seinem Vater so ähnlich ist.«
    »Er ist genauso talentiert wie sein Vater, aber erstaunlich ausgeglichen. Ihm fehlt das Düstere, das Jim an sich hatte.«
    Vanessa warf dem gutaussehenden blonden Mann einen dankbaren Blick zu und begann, eine grüne Paprikaschote aufzuschneiden. »Magst du zum Essen bleiben? Es gibt nichts Großartiges, nur aufgewärmte Hähnchenbrust von gestern und Salat.«
    »Nein, vielen Dank. Ich müsste eigentlich längst weg sein.« Scott stand vom Tisch auf.
    Vanessa lächelte. »Sehen wir dich heute Abend?«
    »Wie könnte ich mir das entgehen lassen.«
    Als sie die letzten Zutaten für den Salat klein schnitt, dankte sie dem Himmel, dass es Scott Warren gab. Seit dem gemeinsamen Kunststudium war er Jims bester Freund gewesen.
    Die beiden hatten ein seltsames Paar abgegeben – der blonde, hübsche Schwule und der dunkelhaarige, grüblerische Heterosexuelle –, aber die
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