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Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Autoren: Carla Cassidy
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dass der Mann, den man liebte, mitten in der Nacht von einer Brücke sprang.
    Christian wandte sich mit einem Stirnrunzeln ab. Nicht deine Liga, dachte er. Vanessas Welt waren die Künstler und dieses eingebildete Publikum. Er selbst war in einer ähnlichen Welt aufgewachsen, und als er alt genug gewesen war, hatte er gar nicht schnell genug die Flucht ergreifen können.
    Für einen kurzen Moment dachte er an seinen Vater, und sofort kam der alte Groll wieder hoch und schnürte ihm die Brust zusammen. Ab und zu las er in den Hochglanzmagazinen etwas über einen seiner Auftritte. Er telefonierte zwar jede Woche mit seiner Mutter, aber mit seinem Vater hatte er seit Jahren nicht gesprochen.
    Christian wandte sich noch einmal zu Vanessa um. Er konnte sie ja trotzdem mal anrufen, vielleicht hatte sie das passende Haus für ihn. Und wenn er sich mit ihr zu einer Besichtigung traf, trug sie das Haar vielleicht offen.

    »Wir müssen jetzt gehen«, sagte Vanessa zu Andre.
    »So früh?«
    »Es ist schon fast zehn, und Johnny muss morgen in die Schule.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Andre auf die Wange. »Rufen Sie mich morgen an?«
    »Sobald ich die Augen aufgeschlagen habe.« Er beugte sich zu ihr hinunter, damit nur sie ihn hören konnte. »Der Abend ist ein Riesenerfolg. Jetzt kann Johnny sich das beste College aussuchen.«
    Vanessa schenkte Andre ein dankbares Lächeln. Er wusste, wie sehr sie sich um die Zukunft ihres Sohnes sorgte. So hart sie auch arbeitete, so viele Häuser sie auch verkaufte, nach Abzug aller notwendigen Ausgaben blieb nie viel übrig, was sie zurücklegen konnte.
    Mit einem letzten gemurmelten Gruß verließen sie und Johnny die Galerie und gingen zu ihrem Auto.
    Als Vanessa den Motor startete, gähnte Johnny laut.
    »Du wirst morgen schrecklich müde sein. So lange bleibst du während der Woche sonst nie auf«, sagte sie und schaltete die Heizung höher.
    »Schon okay. Es hat Spaß gemacht. Grandma war irgendwie lustig.«
    Vanessa lächelte. »Ich glaube, deine Großmutter hat ein bisschen viel Champagner getrunken.«
    »Sie hat mir versprochen, dass sie an Thanksgiving zwei Apfelkuchen macht, damit ich einen mit nach Hause nehmen kann.«
    »Das ist aber lieb von ihr.«
    »Und Onkel Garrett hat versprochen, am Wochenende mit mir in den Park zu gehen.«
    »Wie schön«, antwortete Vanessa, obwohl sie die Angewohnheit ihres Schwagers Garrett, Pläne zu machen, die nie in die Tat umgesetzt wurden, nur allzu gut kannte. Er meinte es gut, auch wenn er seine Versprechen selten hielt.
    Als sie in ihre Einfahrt bog, gähnte Johnny erneut.
    »Jetzt aber sofort ins Bett mit dir«, sagte Vanessa einen Moment später, als sie das Haus betraten. »Ich komme gleich noch mal, um dir gute Nacht zu sagen.«
    Johnny lief die Treppe hinauf, und Vanessa ging ins Esszimmer, das sie als Home-Office nutzte. Vor der Vernissage war sie nicht mehr dazu gekommen, eine Liste von Angeboten für das Ehepaar Worth zusammenzustellen.
    Sie schaltete den Computer ein, und während er hochfuhr, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und dachte über die vergangenen Stunden nach.
    Selbst wenn sie kein einziges Bild verkauft hätten, wäre der Abend für sie persönlich ein Erfolg gewesen, denn er bedeutete einen endgültigen Abschied von dem romantischen, grüblerischen Mann, den sie auf dem College kennengelernt und in den sie sich verliebt hatte.
    Einen Abschied von dem schwierigen Mann, den sie während ihrer neunjährigen Ehe verzweifelt versucht hatte zu verstehen, dem Mann, der sie und ihren Sohn verlassen hatte, als seine Dämonen so laut wurden, dass er nichts anderes mehr hören konnte.
    Vanessa fand ein paar geeignete Häuser, druckte die Adressen aus und fuhr den Computer wieder herunter. Als sie die Treppe hinaufging, fiel ihr Christian Connor ein. Sie fragte sich, ob er wohl anrufen würde.
    Das war eine angenehme Vorstellung, fast so angenehm, wie in der Tür des Kinderzimmers zu stehen und ihren schlafenden Sohn zu beobachten. Sie musste lächeln: Johnny war offenbar, kaum dass er sich hingelegt hatte, eingeschlafen.
    Die Liebe zu ihrem Sohn erfüllte Vanessas Herz, ließ keinen Raum für irgendetwas anderes. Johnny war ein unkompliziertes, zufriedenes Baby gewesen, und er würde zu einem unkomplizierten, zufriedenen jungen Mann heranwachsen.
    Nach Jims Tod hatte sie ihn für eine Weile zu einem Therapeuten geschickt. Sie hatte solche Angst um ihn gehabt, solche Sorge, dass seine schmalen
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