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Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Autoren: Carla Cassidy
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aber in den letzten zehn Jahren hatte er genug gesehen, um zu wissen, dass die Eigenschaften, die – in abgeschwächter Form – eine gute Polizistin aus ihr machen würden, auch genau die Eigenschaften waren, die sie in Lebensgefahr bringen konnten.
    Er hörte auf, über seine neue Kollegin nachzudenken, und konzentrierte sich auf das Wesentliche – den Tatort. Im Grunde war er froh, dass der Gerichtsmediziner noch nicht eingetroffen war, denn so hatte er Gelegenheit, sich in Ruhe umzusehen. In ein paar Minuten würde es hier von Leuten nur so wimmeln.
    Er blickte sich in dem ordentlichen Büro um und suchte nach Hinweisen. Auf dem hölzernen Bord hinter dem Schreibtisch standen Skulpturen, von denen jede einzelne vermutlich mehr kostete, als er, Tyler, im Monat verdiente.
    Nichts schien zu fehlen. Es gab keine freien Flächen, die vermuten ließen, dass hier etwas entwendet worden war. Was keinesfalls bedeuten musste, dass es sich nicht um Raubmord handelte.
    Der Schreibtisch war sauber, bis auf die Blut-und Hirnmassespritzer auf der Platte, an den Seiten und am Computer.
    King musterte den Mann auf dem Boden und fragte sich, woran Carrie Sinclair den Galeristen überhaupt hatte er kennen können. Sein Gesicht war zerschmettert, Knochensplitter ragten aus blutigem Fleisch. Jemand hatte ganz offensichtlich wiederholt mit einem schweren Gegenstand auf ihn eingeschlagen.
    King kniete sich neben die Leiche, und ein übler Geruch nach Eingeweiden, Blut und Tod stieg ihm in die Nase. Vorn auf Andres Hemd leuchtete ein roter Streifen, wie mit wütendem Strich hingeworfen. Es war kein Blut. Dazu glänzte es zu sehr. King beugte sich tiefer hinunter und roch daran. Farbe. Ölfarbe.
    »Kommunizieren Sie mit dem Teufel?« Die tiefe, rauhe Stimme kam von hinten, und King wandte sich um. Dr. Pip, der Gerichtsmediziner, stand in der Bürotür. Pip war nicht sein richtiger Name, aber wie er wirklich hieß, wusste niemand.
    Er war ein kleiner Mann mit einem großen Stimmvolumen und einem noch größeren Sinn für Humor. Manche fanden seinen Sarkasmus beleidigend, andere ignorierten ihn, doch King gefiel er.
    »Der hier sagt mir noch nicht viel«, antwortete er und erhob sich.
    Pip stellte seinen schwarzen Koffer neben die Leiche, holte Handschuhe heraus und streifte sie sich über. »Nur Geduld. Früher oder später reden sie doch immer mit Ihnen.«
    Das stimmte. King besaß die unheimliche Fähigkeit, sich nicht nur in die Opfer hineinzuversetzen, die er betrauerte, sondern auch in die Täter, die er suchte. Vielleicht hätte es ihn beunruhigen müssen, wie leicht es ihm fiel, mit dem Bösen in Kontakt zu treten, aber er nahm sich nie die Zeit, darüber nachzudenken.
    King beobachtete, wie Dr. Pip die üblichen Untersuchungen an dem Toten vornahm, den Grad der Leichenstarre bestimmte und die Körpertemperatur maß, um den Todeszeitpunkt einzugrenzen.
    Dem Doc brauchte er nicht zu sagen, dass er den roten Streifen auf Andre Gallaghers Brust nicht berühren sollte. Pip schnitt den Bereich sorgfältig aus dem Hemd heraus und steckte das Stück Stoff in einen Plastikbeutel, um es im Labor untersuchen zu lassen.
    King unterdrückte den Impuls, Pip zur Eile anzutreiben. Der Mann war zwar nicht das schnellste Pferd im Stall, dafür aber das zuverlässigste. »Todesursache ist mit ziemlicher Sicherheit das Schädeltrauma. Man muss kein Starmediziner sein, um zu wissen, dass die Überlebenschancen relativ gering sind, wenn einem jemand Gesicht und Schädel zertrümmert hat.« Er fing an, die Melodie von »Rocket Man« zu pfeifen, während er seine Arbeit fortsetzte.
    Nach einer Weile schloss er seinen Koffer und kam aus der Hocke hoch. »Falls ich bei der Autopsie nicht noch irgendwas Unerwartetes finde, würde ich sagen, der Mann ist erschlagen worden, und zwar gestern Abend zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht.«
    In dem Moment traf die Spurensicherung ein, und innerhalb weniger Minuten war die Leiche verpackt, beschriftet und abtransportiert, so dass die Leute anfangen konnten, den Tatort nach Spuren abzusuchen, die der Mörder möglicherweise hinterlassen hatte.
    Jennifer Tompkins kehrte zurück, im Gesicht die üblichen Anzeichen von Ungeduld und Frustration. »Schlechte Nachrichten.«
    »Was denn?«
    »Carrie Sinclair sagt, gestern Abend hat hier eine Ausstellungseröffnung stattgefunden. Fünfundsiebzig geladene Gäste plus Partyservicepersonal.«
    »Warum sind das schlechte Nachrichten?«
    Erneut ließ sie eine
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