Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Reichen immer wieder als Grundmauern dienten, ehe sie genauso untergingen, zeugen noch von seiner einstigen Größe und Macht. Einer Macht, die es noch über das legendäre Reich der scho-lahnischen Seekönige stellte - nur um dir mal einen Begriff zu geben...”
    „So bist du eine Art Scharon-Mesch-Völkerer?”
    „Oh, nein, das bin ich nicht. Hast du immer noch nicht begriffen, was ich dir soeben sagte? Dieses Reich bestand vor Beginn aller Zeitrechnung! - Obwohl, benutzen wir mal einen Namen, der dir bekannter vorkommt, ehe du so verwirrt bist, dass du überhaupt nicht mehr meinen Erklärungen folgen kannst: Parasch-Tschu-Dra. Ich wurde von Sklavenjägern an irgendeiner fernen Küste geraubt, als ich noch ein Kind war. Nicht viel mehr als meinen Namen wusste ich: Barasch-Dorm! Wenn du, Barbar, auch nur ein wenig Sinn für den Klang der einzelnen Dialekte hättest, könntest du unschwer hören, dass der Name Barasch-Dorm ganz und gar nicht so klingt, als wäre er in deiner Welt beheimatet.
    Doch weiter: Ich mag drei oder vier Jahre gewesen sein, als man mich raubte. Über mehrere Zwischenhändler gelangte ich ins Üruschil-Delta und wurde schließlich an einen Magier mit Namen... Ach, ich will ihn dir übersetzen, sonst begreifst schon wieder nichts:  Scharnat-Al-Katrasch. Man hat mich also an ihn  verkauft. Dieser Mann brauchte offenbar einen Gesellen, den er mit Leichtigkeit formen und erziehen konnte. Jemanden, der sein Wissen über den Tag hinaus, da er in die Gefilde des Nachlebens hinüberwechseln würde, bewahren und pflegen könnte. Weit über die natürliche Spanne eines Menschen hinaus hatte Scharnat-Al-Katrasch sein Leben bereits verlängert. Und er begann zu ahnen, dass die Götter ihm dies nicht bis in alle Ewigkeit gestatten würden. Der Tag, an dem ihm sein uralter Körper den Dienst versagen würde, war nahe, so fühlte er. Vielleicht zwei Jahrzehnte noch, dann wäre seine Lebenskraft endgültig erschöpft gewesen. Gerade Zeit genug also, um Vorsorge zu treffen. Denn dieser Mann lebte für die Erkenntnis. Die Vorstellung, dass der Inhalt seines Lebens eines Tages vollkommen vergessen sein könnte, ließ ihn gewissermaßen vor Grauen erzittern. Die Scharon-Mesch-Völker - benutzen wir einmal auch hier eine Bezeichnung, die dir geläufig erscheint - balsamieren ihre Toten ein, so dass sie als Mumien auch nach sehr langer Zeit noch erhalten sind. Aber diese Art von Weiterexistenz nach dem Tode reichte ihm nicht. Er wollte nicht ins Nachleben eingehen und vergessen werden, wie so viele.”
    Barasch-Dorm machte eine Pause, öffnete zwischendurch die Augen. Sein Blick wirkte vollkommen abwesend. Der Magier schien wie in jene ferne Zeit entrückt, von der er erzählte, obwohl sie jetzt, nachdem sie durch das Tor in die fernste Vergangenheit gereist waren, eigentlich gar nicht mehr ganz so fern waren. „Ich lernte seine Kunst sehr gut. Und ich lernte auch, mich ihm zu fügen - oder ihn glauben zu machen, dass ich mich ihm und seinen Vorstellungen fügte. Am Ende glaubte er, die Bewahrung seines Wissens sei mir ebenso eine Herzensangelegenheit wie ihm...”
    „Aber das war nicht der Fall!”, schloss Koschna, um nicht ganz so dumm zu erscheinen.
    Barasch-Dorm lächelte.
    In seinen Augen blitzte es leicht.
    Nach all den Jahren schien allein der Gedanke an das, was damals geschehen war, ihm schon neue Lebenskraft einzuhauchen. Zumindest ein wenig davon.
    „Ich lernte die Kräfte der Magie so gut zu beherrschen, dass ich schließlich in der Lage war, meinen Lehrer zu töten!”
    „Wie konntest du das schaffen? Verfügte er nicht über Kräfte, die es ihm erlaubten, sich selbst zu heilen?”
    „Oh, gewiss!” Barasch-Dorm kicherte in sich hinein. „Ich verwandte alle Kraft darauf, meinen Geist abzuschirmen, damit er meinen Plan nicht im Voraus erahnte. Wie perfekt ich darin sein kann, hast du erlebt. Denke nur an die beiden Gören, die ich erfolgreich täuschte, als ich von deinem Schiff floh...”
    „Und dann?”, brachte Koschna ihn zum Thema zurück.
    „Ich nahm ein Messer, verbarg es unter meiner Kleidung...”
    „Du willst mich auf den Arm nehmen? Ich dachte, du hättest ihn mit Magie getötet!”
    „Oh, nein, das traute ich mir damals nicht zu.”
    „Aber...”
    „Ich durchschnitt mit einer schnellen Bewegung seine Kehle. So war er nicht mehr in der Lage, eine magische Formel zu sprechen.” Barasch-Dorm kicherte wie irre. „Danach hatte ich leichtes Spiel...”
    Der Magier machte eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher