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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont
Autoren: David Farland
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Futteral. Eine grobschlächtige Waffe. Er wußte, daß Gaborn einen Degen bevorzugte, denn er schlug und stieß gerne blitzschnell zu.
    Doch der Hammer hatte seine Vorzüge: gegen einen Gegner in Rüstung eingesetzt, ließ sich leicht das Kettenhemd durchschlagen oder ein Helm zertrümmern. Ein Degen konnte in einer solchen Auseinandersetzung leicht zerbrechen.
    Borenson nahm den Hammer und warf ihn Gaborn zu. Die Entscheidung fiel ihm noch immer nicht leicht. Selbst jetzt noch konnte er sich kaum zurückhalten, auf Sylvarresta loszugehen. Ich bin nicht der Tod, versuchte Borenson sich einzureden. Ich bin nicht der Tod. Es ist nicht meine Pflicht, gegen meinen Prinzen zu kämpfen und Könige zu töten.
    »Beeilt Euch auf dem Weg nach Longmot«, seufzte Borenson schließlich. »Ich rieche ein Unwetter. Es wird Eure Witterung verdecken, Eure Verfolgung erschweren. Nehmt zuerst die Hauptstraße nach Süden, aber folgt ihr nicht die ganze Strecke – die Hayworth-Brücke ist niedergebrannt. Reitet statt dessen durch den Wald, bis Ihr die Ardamom-Berge erreicht, dann biegt genau nach Süden ab zur Wildschweinfurt. Wißt Ihr, wo das ist?«
    Gaborn schüttelte den Kopf. Natürlich wußte er das nicht.
    »Ich weiß es!« rief Iome. Borenson musterte sie. Kühl war sie, voller Selbstvertrauen, trotz ihrer Häßlichkeit. Die Prinzessin zeigte jetzt keine Angst mehr. Wenigstens wußte sie, wie man auf einem Pferd saß.
    Borenson drängte sein Schlachtroß einen Schritt nach vorn, zog den Langspeer aus Torins Hals, brach ihn ab und warf der Prinzessin das Ende mit der Klinge zu. Sie fing es mit einer Hand auf.
    »Werdet Ihr uns nicht begleiten?« fragte Gaborn.
    Begreift er nicht, was ich tun muß? dachte Borenson bei sich.
    Nein, entschied er, Gaborn weiß es nicht. Er hatte ihm noch nicht anvertraut, daß er plante, jeden Übereigner in der Burg zu töten. Aber der Junge hätte seine Absicht doch erkennen müssen.
    Nein, entschied Borenson. Gaborn wußte wirklich nicht, was er plante. So naiv war der Junge. Hätte der Prinz auch nur die geringste Ahnung von seinen Plänen, würde er zweifellos versuchen, ihn daran zu hindern.
    Aber das durfte Borenson nicht zulassen. Ich mache das allein, dachte er. Ich nehme dieses Unheil auf mich, beflecke meine Hände mit Blut, damit Ihr es nicht zu tun braucht.
    »Ich habe andere Pflichten«, antwortete er und schüttelte den Kopf. Er beschwichtigte den Prinzen mit einer Lüge. »Ich werde Raj Ahtens Armee beschatten und mich vergewissern, daß er kein unerwartetes Ziel angreift.«
    Um die Wahrheit zu sagen, ein Teil von ihm wollte Gaborn begleiten und ihn sicher durch die Wälder bringen. Der Prinz würde Hilfe brauchen. Aber Borenson traute sich nicht zu, ihn auch nur eine Stunde lang zu führen. Jeden Augenblick konnte ihn der Drang überwältigen, auf Gaborn loszugehen und den guten König Sylvarresta umzubringen.
    »Wenn es dadurch leichter für Euch wird«, sagte Gaborn, »werde ich meinem Vater, sobald ich Longmot erreicht habe, mitteilen, ich sei Euch im Wald nicht begegnet. Er braucht es nicht zu wissen.« Borenson nickte benommen.

KAPITEL 23
Die Jagd beginnt
    Raj Ahten stand über seinem toten Unbesiegbaren und ballte die Hände zu Fäusten. Unten im Tal marschierte seine Armee nach Longmot. Die Bogenschützen trabten über die gewundene Straße, in ihren bunten Waffenröcken sahen sie aus wie eine goldene Schlange, die sich durch den dunklen Wald windet.
    Sein Berater Jureem kniete mit verdrecktem Gewand über dem gefallenen Soldaten und untersuchte die Spuren in der Asche.
    Es gehörte keine Kunst dazu, zu erkennen, was geschehen war: ein einzelner Mann. Ein Mann hatte den Unbesiegbaren seines Herrn erschlagen, dann sein Pferd gestohlen und war mit Gaborn, König Sylvarresta und dessen Tochter davongeritten. Er erkannte den toten Hengst wieder, der nicht weit entfernt auf dem Boden lag. Das Tier von Ordens hochmütigem Boten.
    Ihm wurde schlecht, als er das sah. Hätten ein paar mehr Soldaten die Verfolgung fortgesetzt, wäre Gaborn ihnen sicher in die Hände gefallen.
    »Sie sind nur zu fünft«, meinte Feykaald. »Sie reiten eher querfeldein als über die Straße. Wir könnten Spurenleser losschicken – ein Dutzend oder so. Solange Ordens Soldaten aber noch im Wald sind, sollten wir sie vielleicht einfach ziehenlassen.«
    Raj Ahten befeuchtete sich die Lippen. Jureem bemerkte, daß Feykaald nicht einmal zählen konnte. Auf dem Pfad ritten nur vier Personen. Sein Herr hatte
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