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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne
Autoren: Philip José Farmer
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dem Aspekt der Schä d lichkeit oder Nützlichkeit zu sehen, das heißt also unter dem Aspekt, inwieweit es sich auf sie selber auswirkt. Das Schädliche wird daher als unnormal betrachtet. Ph i losophisch gesehen kann ich diese Begriffe eigentlich gar nicht gelten lassen. Aber als lebendiges Wesen, das um sein Überleben besorgt ist, wenn auch nicht in dem gle i chen Maße wie diese Menschen, verfalle ich manchmal in so etwas wie Egoismus.“
    „Du hast immer noch nicht die örtlichen Zugangswege erklärt.“
    „Ich werde darüber nachdenken. Im Moment bin ich zu sehr mit denen da beschäftigt.“
    Er wies auf die ersten Verfolger, die soeben unter den schützenden Bäumen hervorkamen.
    Weitere folgten. Als die Nachzügler die anderen ei n geholt hatten, waren am Fuße des Hügels schätzungswe i se fünfhundertzwanzig versammelt. In die Zahl waren die kleinen Kinder miteingerechnet.
    „Die Mütter wollen unbedingt dabei sein, wenn es ans Sterben geht – sogar ihre Säuglinge haben sie mitg e bracht“, bemerkte Sloosh. „Sie sind über die Schändung sehr aufgebracht. Gut so. Es wäre mir auch nicht sehr angenehm, wenn ich wüßte, daß die kleinen Kinder allein zu Hause verhungern müßten.“
    „Du übersiehst, daß sie sie sicher nachholen würden, falls sie sich zu einem Durchgang durch das Tor en t schlössen“, meinte Deyv.
    „Ich bezweifle das. Wenn es soweit wäre, hätten sie sich von ihrem Rausch längst wieder erholt.“
    Während alle übrigen bis zu den Knien im Wasser st e henblieben, kamen die sechs Schamanen langsam den Hügel herauf. Sie sangen eine feierliche Melodie, die dazu bestimmt war, den Schimmernden Dämon zu b e sänftigen. Sie baten ihn um Verzeihung, weil sie auf ve r botenen Wegen wandelten, aber sie müßten ihre Ahnen vor der fürchterlichen Lästerung bewahren, die die schrecklichen Fremdlinge verursacht hatten. Sie wollten dafür büßen, indem sie die Verbrecher in das Maul des Dämonen warfen.
    Deyv mußte darüber lächeln.

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    Er wartete, bis sie sich soweit genähert hatten, daß man bequem miteinander reden konnte. Er erhob sich und rief: „Haltet ein!“
    Die Schamanen blieben stehen und hielten sich jeder die linke Hand vor die Augen, damit sie wohl ihn, aber nicht das Flimmern sehen konnten.
    Deyv hob die Statue des Tsi’kzheep hoch, fand sie zu schwer und reichte sie Sloosh.
    „Seht euren Ahn!“ rief er. „Den Gründervater der Chaufi’ng! Ich habe die Ahnen der anderen Stämme durch das Tor zur anderen Welt geworfen! Sie warten darauf, daß ihr zu ihnen kommt, auf daß euer Volk ewig leben und sie ewig verehren möge! Wenn sie hierg e blieben wären, wären sie zusammen mit ihren Abköm m lingen untergegangen! Aber wir haben mit ihnen g e sprochen, und sie haben unsere Klugheit erkannt! Sie willigten ein, durch das Tor an einen besseren Ort zu gelangen, und sie werden schon ungeduldig, weil ihr nicht dort seid, um sie mit Opfern und Gebeten zu e r quicken! Sie werden zornig, weil ihr sie dort alleinla s sen wollt, während ihr selber aus Feigheit hierbleibt und sie dahingehen laßt, ungenährt von dem Blut, das ihr einst ihnen gabt, und von euren Träumen, in denen sie zu euch kamen und euch berieten, wie euer Stamm g e sund und wohlhabend und groß im Kriege bleiben kö n ne!“
    Die Shemibob sagte leise: „Das ist schön gesprochen, Deyv, aber laß dich nicht hinreißen. Wenige überzeuge n de Worte sind besser als viele, die schlecht klingen.“
    „Ich glaube doch, daß ich bis jetzt nicht schlecht g e sprochen habe“, entgegnete er mit einiger Schärfe.
    Er zeigte auf die Statue des Tsi’kzheep.
    „Alle eure Ahnen außer einem sind in die andere Welt gegangen und die Seeleneier der Chaufi’ng mit ihnen! Ihr Chaufi’ng – wenn ihr die Eier für eure Kinder haben wollt, müßt ihr ihnen folgen!“
    „Halte dich nicht zu lange damit auf“, warnte ihn die Shemibob. „Die Seeleneierbäume der anderen Stämme sind unberührt. Lege den Akzent lieber auf die Ahnen.“
    „Du hast gesagt, daß ich mit ihnen reden soll. Unte r brich mich also bitte nicht dauernd!“
    Es war ein schreckliches und doch auch wieder gro ß artiges Gefühl, der Shemibob zu sagen, daß sie still sein sollte. Aber obgleich sie im Moment nicht in der Lage war, ihn deswegen zu tadeln, würde sie das mit Siche r heit später nachholen wollen. Wenn es ein „später“ gab.
    Er zeigte abermals auf die Statue.
    „Nun geht auch Tsi’kzheep zu den anderen! Und er hat uns
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