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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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klar.
    »Sag mir«, warf Taraza ein, »ob du in dem, was du zu tun hast, irgendeine direkte Bedrohung der Schwesternschaft erkennen kannst.«
    Dies war eine Frage, die für Taraza charakteristisch war, und Odrade hatte gelernt, Fragen dieser Art ohne zu überlegen und aus reinem Instinkt heraus zu beantworten, den sie dann in Worte faßte. Rasch sagte sie: »Sollten wir handlungsunfähig sein, käme es schlimm.«
    »Wir wissen, daß uns Gefahr drohen könnte«, sagte Taraza. Sie sprach mit trockener, leiser Stimme. Sie erweckte dieses besondere Talent Odrades nicht sonderlich gern. Die jüngere Frau hatte einen wahrsagerischen Instinkt, um Bedrohungen der Schwesternschaft aufzuspüren. Natürlich war dafür der wilde Einfluß ihrer genetischen Linie verantwortlich – die Atreides mit ihren gefährlichen Talenten. Auf Odrades Zuchtunterlagen befand sich eine spezielle Markierung: ›Sorgfältige Untersuchung aller Nachkommen.‹ Zwei ihrer Nachkommen hatte man stillschweigend vom Leben zum Tode befördert.
    Ich hätte ihr Talent jetzt nicht hervorrufen sollen, nicht einmal für kurze Zeit, dachte Taraza. Aber manchmal war die Versuchung eben groß.
    Taraza versiegelte den Projektor in ihrer Tischplatte und blickte auf die glatte Oberfläche, während sie weitersprach. »Selbst wenn du einen perfekten Herrn findest, darfst du, während du von uns fort bist, kein Zuchtprogramm durchführen.«
    »Der Fehler meiner natürlichen Mutter«, sagte Odrade.
    »Es war der Fehler deiner natürlichen Mutter, daß sie erkannt wurde, während sie ein Zuchtprogramm durchführte.«
    Odrade hatte davon schon gehört. Es war etwas an der Atreides-Linie, das die sorgfältigste Überwachung der Zuchtfrauen erforderlich machte. Natürlich, das unkontrollierbare Talent. Sie wußte davon; es war eine genetische Kraft, die den Kwisatz Haderach und den Tyrannen hervorgebracht hatte. Was jedoch suchten die Zuchtfrauen jetzt? War ihre Methode größtenteils negativ? Keine gefährlichen Geburten mehr! Sie hatte ihre Babies, nachdem sie zur Welt gekommen waren, nie mehr gesehen, und das war für die Schwesternschaft nichts Besonderes. Ebenso hatte sie nie die Aufzeichnungen ihrer persönlichen genetischen Akte zu Gesicht bekommen. Auch hier operierte die Schwesternschaft mit vorsichtiger Gewaltenteilung.
    Und früher die Verbote, mich mit meinen Weitergehenden Erinnerungen zu befassen!
    Sie hatte die leeren Stellen in ihren Erinnerungen gefunden und geöffnet. Es war möglich, daß lediglich Taraza und vielleicht zwei weitere Ratsmitglieder (sehr wahrscheinlich Bellonda und eine andere ältere Ehrwürdige Mutter) weitreichenden Zugang zu Zuchtunterlagen dieser Art hatten.
    Hatten Taraza und die anderen wirklich geschworen, sie würden eher sterben, als diese Informationen einem Außenstehenden zugänglich machen? Immerhin gab es ein ausgeklügeltes Nachfolgesystem für den Fall, daß eine Ehrwürdige Mutter, die eine Schlüsselstellung einnahm, starb, während sie von ihren Schwestern getrennt und nicht in der Lage war, die Leben, die sie einschloß, weiterzugeben. Man hatte dieses Ritual während der Tyrannenherrschaft sehr oft aufgeführt. Eine schreckliche Periode! Man hatte gewußt, daß die revolutionären Zellen der Schwesternschaft für ihn durchsichtig gewesen waren. Ungeheuer! Sie wußte, daß ihre Schwestern sich nie darüber hatten hinwegtäuschen lassen, daß Leto II. die Bene Gesserit nur deswegen nicht vernichtete, weil er seiner Großmutter, Lady Jessica, eine tiefsitzende Loyalität entgegenbrachte.
    Bist du da, Jessica?
    Odrade spürte, wie sich tief in ihr etwas rührte. Das Versagen einer Ehrwürdigen Mutter. »Sie hat es zugelassen, daß sie sich verliebte!« Eine solche Geringfügigkeit! – aber wie groß waren die Konsequenzen gewesen. Dreitausendfünfhundertjährige Tyrannei!
    Der Goldene Pfad. Unendlich? Was war mit den verlorenen Megatrillionen, die die Diaspora gefordert hatte? Welche Bedrohung repräsentierten jene Verlorenen, die nun zurückkamen?
    Als hätte sie Odrades Gedanken gelesen, was sie manchmal zu tun schien, sagte Taraza: »Die Verstreuten sind dort draußen ... und sie warten nur darauf, daß sie zuschlagen können.«
    Odrade hatte die Meinungen gehört: einerseits sprach man von einer drohenden Gefahr, andererseits von etwas äußerst Attraktivem. Und es gab so viele Unbekannte, die einen blendeten. Und die Schwesternschaft mit ihren Fähigkeiten, hervorgerufen seit Jahrtausenden von der Melange –
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