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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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stimmlichen Besonderheit konnten sie den Willen eines unausgebildeten Zuhörers beeinflussen.
    Man mußte ihr gehorchen.
    »Du bist schuld, daß jetzt eine ganze Wachmannschaft diszipliniert wird«, hatte Schwangyu gesagt. »Man wird sie hart bestrafen.«
    Das war der schrecklichste Teil ihrer Predigt gewesen. Duncan mochte eine ganze Reihe der Wächter, und manchmal gelang es ihm, sie mit irgendwelchen Faxen zu brüllendem Gelächter zu verführen. Und jetzt hatte seine Neugier dazu geführt, daß einige seiner Freunde leiden mußten.
    Duncan wußte, wie es war, wenn man bestraft wurde.
    Verdammte Schwangyu! Verdammte Schwangyu!
    Nach Schwangyus Moralpredigt war Duncan zu seiner damaligen Hauptlehrerin gelaufen, der Ehrwürdigen Mutter Tamalane, die auch zu den weisen Alten gehörte. Sie war gelassen und kühl gewesen, mit weißem Haar über einem schmalen Gesicht, und lederner Haut. Von ihr hatte er erfahren wollen, auf welche Weise man die Wachen bestrafen würde. Tamalane war in eine überraschend nachdenkliche Stimmung verfallen, und ihre Stimme klang wie Sand, der sich an Holz rieb.
    »Sie werden bestraft? Nun, ja.«
    Sie hatten sich in einem kleinen Lernzimmer befunden, das abseits lag von dem Übungsraum, in den Tamalane sich jeden Abend begab, um die Lektionen des nächsten Tages vorzubereiten. Ein Raum, der Lesegeräte und andere komplizierte Gerätschaften enthielt, die zum Speichern und Abrufen von Informationen dienten. Duncan war dieser Raum zwar weitaus lieber als die Bibliothek, aber es war ihm nicht gestattet, ohne Begleitung das Lernzimmer zu betreten. Es war ein lichter Raum, der von zahlreichen suspensorisch gehaltenen Leuchtgloben erhellt wurde. Als er hereinkam, wandte sich Tamalane gerade von seinen vor ihr ausliegenden Arbeiten ab.
    »Wenn es zu härteren Bestrafungen kommt«, sagte sie, »haftet ihnen stets etwas von einem Opferbankett an. Und Wachen bekommen natürlich die Höchststrafe.«
    »Bankett?« Duncan war verwirrt.
    Tamalane machte eine halbe Drehung mit ihrem Sitz und sah ihm geradewegs in die Augen. Ihre stählernen Zähne funkelten im hellen Licht. »Die Geschichte ist nur selten gut mit jenen verfahren, die bestraft werden mußten«, sagte sie.
    Duncan dachte über das Wort ›Geschichte‹ nach. Wenn Tamalane es aussprach, war es ein Zeichen. Sie würde ihm eine Geschichtslektion erteilen. Schon wieder eine langweilige Lektion.
    »Eine Strafe der Bene Gesserit wird niemand vergessen.«
    Duncans Blick heftete sich auf Tamalanes alten Mund. Er erfaßte sofort, daß sie aus einer schmerzhaften persönlichen Erfahrung heraus sprach. Er würde etwas besonders Spannendes erfahren!
    »Unsere Bestrafungen enthalten eine Lektion, der man sich nicht entziehen kann«, sagte Tamalane. »Sie ist viel stärker als der Schmerz.«
    Duncan saß zu ihren Füßen auf dem Boden. Aus seinem Blickwinkel wirkte Tamalane wie eine schwarze, verschrumpelte, ominöse Figur.
    »Wir strafen nicht mit der äußersten Agonie«, sagte sie. »Die ist den Ehrwürdigen Müttern vorbehalten, wenn sie mit dem Gewürz in Berührung kommen.«
    Duncan nickte. Die Bibliotheksaufzeichnungen bezeichneten die ›Gewürzagonie‹ als eine rätselhafte Prüfung, aus der man als Ehrwürdige Mutter hervorging.
    »Dennoch, Höchststrafen sind schmerzhaft«, sagte sie. »Und zwar auch emotional schmerzhaft. Emotionen, die durch Bestrafung freigesetzt werden, sind stets jene Emotionen, die wir als die größte Schwäche des Delinquenten ansehen; also stärken wir den Delinquenten.«
    Ihre Worte erfüllten Duncan mit einem diffusen Gefühl der Bedrohung. Was würde man mit den Wachen anstellen? Er konnte nichts sagen, aber dazu gab es auch keinen Grund. Tamalane war noch nicht fertig.
    »Die Bestrafung endet stets mit einem Dessert«, sagte sie und klatschte beide Hände auf ihre Knie.
    Duncan runzelte die Stirn. Mit einem Dessert? Das war der Bestandteil eines Banketts. Aber wie konnte ein Bankett eine Bestrafung sein?
    »Nun, es handelt sich nicht um ein Bankett im klassischen Sinn«, sagte Tamalane. Eine klauenartige Hand malte einen Kreis in die Luft. »Das Dessert kommt als etwas völlig Unerwartetes. Und der Delinquent denkt: Ahhh, man hat mir schließlich doch verziehen! Verstehst du?«
    Duncan schüttelte heftig den Kopf. Nein, er verstand nicht.
    »Es ist die Süße dieses Augenblicks«, sagte sie. »Man hat jede Sekunde eines schmerzhaften Banketts durchlebt, und am Ende steht man vor etwas, das man riechen kann. Aber!
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