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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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einer goldenen Rauchwolke aufging. Als er fiel, hob Moneo die Hände über den Kopf.
    Der Rauch? Der goldene Rauch!
    Seine Uniformjacke klappte nach oben und drehte ihn so, daß sein Gesicht genau dem Abgrund zugewandt war. Mit in die Tiefe gerichtetem Blick erkannte er unter sich einen Mahlstrom wirbelnder Stromschnellen, das Spiegelbild seines Lebens – steil abfallende Wasser und Wirbel, die alle in Bewegung waren und jegliche Materie verschluckten. Auf einem Weg aus goldenem Rauch wanden sich Letos Worte durch seinen Geist: »Der Weg zur Mittelmäßigkeit besteht aus Vorsicht. Dahinplätschernde, leidenschaftslose Mittelmäßigkeit ist alles, was die meisten Menschen zu erreichen hoffen.« In der Ekstase dieser Erkenntnis fiel Moneo freier. Das Universum öffnete sich vor ihm wie durchsichtiges Glas, alles zerfloß in der Nicht-Zeit.
    Der goldene Rauch!
    »Leto!« brüllte er. »Siaynoq! Ich glaube!«
    Dann riß es ihm die Jacke von den Schultern. Moneo drehte sich im Wind des Canyons. Ein letzter Blick auf den kaiserlichen Wagen ... der in dem Moment von der Fahrbahn kippte. Der Gott-Kaiser fiel durch die Kuppelöffnung.
    Etwas Hartes krachte auf Moneos Rücken – es war seine letzte Empfindung.
     
    Leto spürte, wie er aus dem Wagen rutschte. Seine Gedanken galten nur dem Bild der auf den Fluß aufschlagenden Hwi – der fernen, perlenden Fontäne, die ihr Eintauchen in die Mythen und Träume des Endes markierte. Ihre letzten Worte, die sie ruhig und gefaßt ausgesprochen hatte, wirbelten durch sein Bewußtsein: »Ich werde vorausgehen, Liebster.«
    Als er aus dem Wagen glitt, sah er die krummsäbelartige Flußbiegung: ein zerfasertes Ding, das in seinen buntscheckigen Schatten schimmerte; eine tückische Klinge von einem Fluß, die sich an der Ewigkeit schärfte und nun bereit war, ihn in seine Agonie aufzunehmen.
    Ich kann nicht weinen, dachte er. Ich kann nicht einmal schreien. Tränen sind nicht mehr möglich. Sie sind aus Wasser. In Kürze werde ich Wasser genug haben. Ich kann in meinem Kummer nur stöhnen. Ich bin allein, einsamer als je zuvor.
    Sein gewaltiger, gefurchter Körper bog sich während des Falls und drehte sich, bis eine verstärkte Vision ihm Siona zeigte, die am zerbrochenen Geländer der Brücke stand.
    Jetzt werdet ihr lernen! dachte er.
    Er drehte sich immer noch. Leto sah, wie der Fluß näher kam. Das Wasser war ein Traum, bewohnt von flüchtig sichtbar werdenden Fischen, die die uralte Erinnerung in ihm wachriefen, einst neben einem Granitbecken gesessen und an einem Bankett teilgenommen zu haben. Rosarotes Fleisch, das seinen Hunger blendete.
    Beim Bankett der Götter werde ich bei dir sein, Hwi!
    Berstende Wasserblasen hüllten ihn in Schmerzen ein. Wasser – tückische Wirbel – schlug von allen Seiten her auf ihn ein. Er spürte das Knirschen der Felsen, als er sich hinaufkämpfte, um in einer gewaltigen Kaskade den Wasserspiegel zu durchbrechen. Sein Körper krümmte sich in einem unerwarteten Anfall plötzlicher Zuckungen zusammen. Die Canyonwand, naß und schwarz, raste an seinem panischen Blick vorbei. Zersplitterte Fetzen dessen, was einst seine Haut gewesen war, flogen explosionsartig durch die Luft und schufen einen silbernen Regen, der wieder auf den Fluß zurückfiel und einen sich bewegenden Ring aus spröden Schuppen erzeugte – das helle Glitzern der Sandforellen, die ihn verließen, um ihr eigenes Leben zu beginnen.
    Die Agonie dauerte an. Leto wunderte sich, daß er nicht besinnungslos geworden war – und seinen Körper noch spürte.
    Der Instinkt trieb ihn voran. Er umklammerte einen Felsen, auf den die Strömung ihn zutrieb und verlor einen Finger seiner Hand, bevor er den Griff wieder lösen konnte. Diese Verletzung spielte in der gewaltigen Schmerzenssymphonie allerdings nur eine untergeordnete Rolle.
    Der Fluß schlängelte sich nach links um einen Felsen herum, der am Ende der Kluft lag. Als hätte das Wasser nun genug von ihm, spülte es ihn auf den geneigten Rand einer Sandbank zu. Dort blieb er einen Moment lang liegen, während die blaue Gewürzessenz aus ihm herauslief und von der Strömung fortgetragen wurde. Die Agonie trieb ihn an; der Wurmkörper reagierte ohne sein Zutun und zog sich vom Wasser zurück. Die Sandforellenhaut, die ihn bedeckt hatte, war völlig verschwunden; alles, was er nun berührte, fühlte sich anders an. Es war, als hätte etwas einen verschütteten Sinn freigelegt – einen Sinn, der nur Schmerzen empfand. Er konnte
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