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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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Helfer, den mir das innere Abbild meines Vaters zeigte. Ich selbst bin weder dieser Helfer noch mein Vater – aber ich bin auch nicht mehr der zweite Leto.«
    »Erklär mir das, bitte.«
    »Du bist von einer bewundernswerten Direktheit«, sagte Leto. »Ich bin eine Gemeinschaft, in der jemand dominiert, der uralt ist und über große Macht verfügte. Er war der Stammvater einer Dynastie, die seit dreitausend Jahren überdauert hat. Sein Name war Harum, und bis seine Linie in den angeborenen Schwächen und dem Aberglauben der Nachkommenschaft versank, strebte sein Volk einem rhythmischen Höhepunkt entgegen. Sie bewegten sich unbewußt nach dem Wechsel der Jahreszeiten. Sie brachten Individuen hervor, die kurzlebig, abergläubisch und von einem Gottkönig leicht zu leiten waren. Insgesamt gesehen waren sie aber doch ein starkes Volk. Ihr Überleben als Spezies wurde zur Gewohnheit.«
    »Es gefällt mir nicht, wonach das klingt«, gestand Farad'n.
    »Mir auch nicht, wirklich«, erwiderte Leto. »Aber das wird das Universum sein, das ich erschaffen werde.«
    »Warum?«
    »Es ist eine Lehre, die ich diesem Planeten verdanke. Die ständige Gegenwart des Todes ist gespenstisch, und sie hat auf die hier lebenden Menschen tief eingewirkt. Wenn der Tod einem so gegenwärtig ist, verändert er das Leben der Lebenden. Die Leute in einer solchen Gesellschaft verkriechen sich in ihr Innerstes. Aber wenn die Zeit der Gegenbewegung kommt, wenn sie sich erheben, werden sie groß und herrlich sein.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage«, entgegnete Farad'n.
    »Du vertraust mir nicht, Vetter.«
    »Nicht einmal deine Großmutter vertraut dir.«
    »Aus gutem Grund«, erwiderte Leto. »Aber sie hat sich den Notwendigkeiten gefügt. Bene Gesserits haben sich schon immer, wenn es darauf ankam, als Pragmatiker erwiesen. Ich teile übrigens ihre Ansichten über das Universum, weißt du? Man ist von ihm geprägt worden. Man behält die Gewohnheit bei, alles um sich herum in Kategorien von Wert und Unwert einzuteilen.«
    »Ich habe mich bereit erklärt, dein Schreiber zu sein.«
    »Es amüsierte dich und schmeichelte deinem Talent, denn es ist das eines Historikers. Du hast eine bestimmte Gabe, die Gegenwart in den Bedingungen der Vergangenheit zu lesen. Du bist mir bei verschiedenen Gelegenheiten voraus gewesen.«
    »Ich mag deine zielgerichteten Anspielungen nicht«, sagte Farad'n.
    »Gut. Du hast dich von hohen Ambitionen abgewandt und einen weitaus niedrigen Status eingenommen. Hat meine Mutter dich nicht vor ihnen gewarnt? Hohe Ambitionen ziehen uns an, wie ein Flutlicht Insekten bei Nacht. Sie blenden uns so übermäßig, daß sie uns geradezu das Gegenteil auferlegen.«
    »Bene-Gesserit-Aphorismen!« protestierte Farad'n.
    »Aber weitaus präziser«, sagte Leto. »Die Bene Gesserit glaubten, sie könnten den Kurs unserer Evolution steuern. Aber sie übersahen, daß auch sie sich auf dem Weg dorthin verändern würden. Sie glaubten, sie würden stillstehen, während ihr Zuchtplan weiterlief. Ich leide nicht unter dieser Art selbstbezogener Blindheit. Schau mich an, Farad'n, denn ich bin nicht länger ein Mensch.«
    »Das hat mir deine Schwester bereits zu verstehen gegeben«, sagte Farad'n. Er zögerte. Dann fragte er: »Bist du verdammt?«
    »Laut der Definition der Schwesternschaft vielleicht. Harum war grausam und ein unumschränkter Herrscher. Einen Teil von ihm trage auch ich in mir. Verstehe mich recht: Ich besitze diese Grausamkeit, und dieses Universum ist meine Farm. Die Fremen hielten sich einst zahme Adler, aber ich werde mir einen zahmen Farad'n halten.«
    Farad'ns Gesicht verfinsterte sich. »Sei vorsichtig vor meinen Krallen, Vetter. Ich weiß, daß meine Sardaukar deinen Fremen unterlegen sind. Aber sie würden euch schwer verwunden. Und die Schakale, die sich über die Geschwächten hermachen, warten bereits.«
    »Ich werde dich gut einsetzen, das verspreche ich«, sagte Leto. Er beugte sich vornüber. »Habe ich dir nicht gesagt, daß ich kein Mensch mehr bin? Glaube mir, Vetter. Meinen Lenden werden nie Kinder entspringen, weil ich sie nicht mehr besitze. Und dies beweist meine zweite Unzuverlässigkeit.«
    Farad'n wartete schweigend ab. Zumindest erkannte er jetzt, in welche Richtung Letos Argument zielte.
    »Ich werde mich über jede Vorschrift der Fremen hinwegsetzen«, sagte Leto. »Aber sie werden einverstanden sein, weil sie nichts dagegen tun können. Ich habe dich nur unter dem Vorwand einer Verlobung
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