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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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durch die Luft. Leto hielt sie gepackt und wirbelte sie mit einer solchen Geschwindigkeit durch das Zimmer, daß ihre Robe klatschend ihren Leib umflatterte. Die anderen duckten sich.
    Alia schrie und schrie, aber noch immer drehte sie sich wie ein Propeller im Kreise. Plötzlich brach ihr Schrei ab.
    Leto drosselte langsam die Geschwindigkeit und ließ sie sanft zu Boden sinken. Alia war nur noch ein nach Luft schnappendes, armseliges Bündel Mensch.
    Leto beugte sich über sie. »Ich hätte dich durch eine Mauer werfen können«, sagte er. »Vielleicht wäre das sogar das beste gewesen, aber wir befinden uns jetzt genau im Mittelpunkt der Schlacht. Du wirst deine Chance erhalten.«
    Alias Blick fuhr gehetzt von links nach rechts.
    »Ich habe diese inneren Leben besiegt«, fuhr Leto fort. »Sieh dir Ghani an. Auch sie ...«
    Ghanima warf ein: »Alia, ich kann dir zeigen, wie.«
    »Nein!« stieß Alia hervor. Ihre Brust hob und senkte sich. Stimmen drangen aus ihrem Mund. Sie bettelten, fluchten, schimpften. »Da hast du es! Warum hast du nicht zugehört!« Und eine andere: »Warum tust du das? Was ist passiert?« Und eine dritte: »Halt sie auf! Sie sollen aufhören!«
    Jessica schloß die Augen, spürte Farad'n neben sich.
    Alia kreischte: »Ich bringe dich um!« Schreckliche Flüche drangen über ihre Lippen. »Ich trinke dein Blut!« Worte in unterschiedlichen Sprachen flossen aus ihr heraus, das eine verwirrender als das andere.
    Die verstörten Wachen an der Tür machten das Zeichen des Wurms und hielten die geballten Fäuste gegen ihre Ohren. Sie war besessen!
    Leto stand da und schüttelte den Kopf. Dann ging er auf das Fenster zu und zerschlug mit drei raschen Bewegungen das unzerbrechliche Glas.
    Ein verschlagener Blick legte sich auf Alias Gesichtszüge. Jessica hörte plötzlich aus ihrem Mund eine Stimme, die ihrer eigenen glich. Aber es war nur eine Karikatur ihrer Stimme, die jetzt aus Alias verzerrtem Mund drang und verzweifelt versuchte, eine Kraft auf sie auszuüben: »Ihr da! Bleibt stehen, wo ihr seid!«
    Jessica berührte ihre Augen, fand sie feucht von Tränen.
    Alia kniete sich hin und stand dann auf.
    »Wißt ihr denn nicht, wer ich bin?« fragte sie plötzlich. Es war ihre alte Stimme, die süße und verlockende Stimme der kleinen Alia, die sie nicht mehr länger war. »Warum seht ihr mich denn alle so an?« Sie warf Jessica einen bittenden Blick zu. »Mutter, sag ihnen, daß sie damit aufhören sollen.«
    Jessica konnte nur den Kopf schütteln. Entsetzen ergriff sie. Die alten Warnungen der Bene Gesserit hatten also doch ihre Berechtigung. Sie sah auf Leto und Ghanima nieder und fragte sich, was aus ihnen werden würde.
    »Großmutter«, sagte Leto mit bittender Stimme, »müssen wir die Besessenheitsprüfung noch durchführen?«
    »Wer bist du, daß du von solchen Dingen sprechen kannst?« fragte Alia mit der Stimme eines starrsinnigen, längst nicht mehr lebenden Mannes.
    Auch Leto und Ghanima erkannten diese Stimme. Sie gehörte dem alten Baron Harkonnen. Ghanima spürte, wie sie auch in ihrem Schädel zu dröhnen begann, aber sofort schloß sich das innere Tor, das ihre Mutter bewachte.
    Jessica antwortete nicht.
    »Dann liegt die Entscheidung bei mir«, sagte Leto. »Ich überlasse dir die Wahl, Alia. Entweder die Besessenheitsprüfung oder ...« Er deutete mit einem Kopfnicken auf das zerbrochene Fenster.
    »Wer bist du, daß du mich vor irgendeine Wahl zu stellen wagst?« fragte Alia mit der Stimme des alten Barons.
    »Dämon!« schrie Ghanima. »Laß sie ihre eigene Wahl treffen!«
    »Mutter«, bettelte Alia mit der Stimme eines kleinen Mädchens. »Was wollen die von mir? Was soll ich nur tun? Hilf mir!«
    »Hilf dir selbst«, befahl Leto und sah einen kurzen Moment lang den Geist Alias hinter den Augen seiner Tante aufleuchten. Es war ein hoffnungsloser Blick, er dauerte nur eine Sekunde und war dann wieder verschwunden. Aber Alias Körper bewegte sich jetzt mit einem steifen, zerbrechlich wirkenden Gang. Sie taumelte, stolperte, und ging zunächst im Kreis und dann auf das offene Fenster zu.
    Die Stimme des alten Barons tobte. »Halt! Hört auf! Du sollst anhalten, sage ich! Ich befehle es dir! Halt! Hier – nimm das!« Alia schlug die Hände über dem Kopf zusammen, stolperte weiter auf das Fenster zu. Das Fensterbrett lag bereits vor ihren Hüften, aber der alte Baron schrie noch immer. »Hör damit auf! Hör damit auf, und ich werde dir helfen! Ich habe einen Plan. Hör mir
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