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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
Autoren: Nathan Jaeger
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erleichtert und ließ mich auf den Rücken rollen. Mein Grinsen wurde breit und breiter. Es tat so gut, ihn wenigstens in diesen Abendstunden näher bei mir zu wissen. Eigentlich auch ziemlich albern, aber ich war verliebt und einsam!
    „Ja, ganz okay. Und bei dir?“, fragte er zurück und ich wurde den Eindruck nicht los, dass er kein echtes Interesse daran hatte, wie es mir ging.
    „Ich vermisse dich“, sagte ich trotzdem – und erntete ein vernehmliches Seufzen.
    „Ja, ich dich auch“, leierte er.
    Ich sah den Hörer an und runzelte die Stirn. „Etienne?“
    „Ja! Was denn?!“
    „Ich … nichts … Du klingst so … kalt. Ist was passiert?“ Während ich das fragte, ging mein Kopf schon sämtliche Möglichkeiten durch.
    „Nein.“
    So wortkarg war er noch nie gewesen! Ich begriff es nicht.
    „Hab ich dich bei irgendwas gestört?“ Meine Stimme zitterte und ich fluchte lautlos deshalb. Ich sollte es doch besser wissen. Er liebte mich und ich gehörte zu ihm. Wieso schossen nun reihenweise Zweifel durch meinen Kopf?
    „Nein. Wolltest du was Bestimmtes?“
    Ich konnte das fassungslose Aufschnauben nicht mehr unterdrücken. „Ob ich …? Sag mal, hat dir jemand ins …?!“ Ich brach ab und setzte neu an. „Mann, wir reden doch jeden Abend! Was ist denn nur los?“
    „Nichts.“
    Meine Welt verkehrte sich in eine Art Bizarro-Welt. Wer war der junge Mann da am anderen Ende der Leitung? Wo war Etienne hin? Der Eine, für den ich sterben würde?
    Ich schaffte es immerhin, das nervöse Schluchzen zu unterdrücken, das aus meiner Kehle kroch und mir die Luft abschnüren wollte. Lag das an meinem bevorstehenden Geburtstag, den ich in aller Stille und Einsamkeit verbringen würde?
    „Ich … bis dann“, würgte ich hervor und legte auf.
    Ich wusste nicht, wie lange ich dort lag und die Decke des dunkler werdenden Raumes anstarrte. Blicklos und leer.
    Mein Gehirn lief zunächst auf Hochtouren, dann sorgte mein Magen, der sich kalt und klumpig in mir zusammenzog dafür, dass ich an nichts mehr denken konnte. Tränen liefen an meinen Schläfen hinab und ich merkte es nur, weil mir welche davon ins Ohr liefen. Dieses ekelhafte Gefühl weckte mich aus meiner Starre und ich sprang auf. Dem Telefon warf ich noch einen angewiderten Blick zu, dann ergriff ich es, um es unten bei Zac abzuliefern. Ohne Gruß wandte ich mich ab, um durch Küche, Flur und Waschküche die Hintertür zu erreichen.
    „Yves, warte! Ich soll dir noch was geben.“ Zachary erschien hinter mir, als ich gerade die Türklinke in der Hand hatte. Ich mied seinen Blick. Er sollte ganz sicher nicht sehen, dass ich wie ein dummes Mädchen geheult hatte.
    „Hier, das kam heute Mittag per Kurier. Mir wurde gesagt, dass du es vor 22 Uhr öffnen sollst, und bin echt froh, dass ich dich nicht bei deinem telefonischen Liebes … geflü … ste…“ Er brach ab, als ich schniefte und trat näher. „Was ist passiert?“
    Ich konnte nicht antworten, nahm den Umschlag aus seiner Hand und wandte mich mit einem Kopfschütteln ab. „Bis dann, Zac. Und danke.“
    Er ließ mich gehen, wofür ich ihm wirklich dankbar war. Ich hätte es keine Minute länger in der Gegenwart irgendeines Menschen ausgehalten. Meine Schritte fühlten sich hart und seltsam roboterhaft an, als ich den Weg zur Burg nahm.
    Den Umschlag hatte ich noch in der Hand. Ich überlegte, wie spät es sein konnte und sah auf meine Uhr. Mit einem kleinen Fluch ließ ich die Nachtsicht aufblitzen und las auf dem Ziffernblatt ab, dass es tatsächlich viel früher war, als ich erwartet hätte. Erst kurz nach neun Uhr abends!
    Na gut, dann würde es eben noch knappe drei Stunden dauern, bis der beschissenste Geburtstag meines bisherigen Lebens anbrach. Insgeheim hatte ich darauf gehofft, es sei bereits nach Mitternacht. Die Zeit, die ich ohne Telefon am Ohr noch in Etiennes altem Zimmer verbracht hatte, kam mir auch wesentlich länger vor.
    Egal, mein Geburtstag war gelaufen, bevor er begonnen hatte, und ich weigerte mich, noch länger darüber nachzudenken, was Etienne geritten haben konnte, so mit mir umzugehen.
    Missmutig stapfte ich weiter bergan und verkroch mich in meinem Zimmer. Den Umschlag warf ich auf meinen Schreibtisch und zog mich um. Ich wollte nur noch schlafen, deshalb fiel meine Wahl natürlich auf einen Pyjama.
    So ganz schaffte ich es aber nicht, das Kuvert zu ignorieren. Ich nahm es wieder in die Hände und besah es genauer. Ein normaler länglicher Briefumschlag ohne
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