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Duenne Haut - Kriminalroman

Duenne Haut - Kriminalroman

Titel: Duenne Haut - Kriminalroman
Autoren: Franz Kabelka
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gesagt, wieder zu mir und gab vor, dass ihre geröteten Augen – und sie waren wirklich rot – mit dem ständigen Staub in der Töpferei zusammenhingen. Als ich nachbohrte, seit wann sie diese Probleme mit den Augen denn schon habe, mir sei das noch gar nie aufgefallen, brach es plötzlich aus ihr heraus: Diese Berlinerin im Kurs benehme sich unmöglich, arrogant und anmaßend und stelle sie vor allen anderen als inferior hin. Überhaupt sei sie eine Hyäne. Was heißt Hyäne für dich?, frage ich sie. Eine, die nicht mehr loslässt, wenn sie Blut geleckt hat, antwortet sie, die jede Verletzung gnadenlos ausnutzt und ihre Beute zu Tode hetzt. Gnadenlos gehetzt und bedroht – so also fühlt sich Sigi wegen dieser Patientin. Einer gewissen Marie Therese Herbst.“
    „Interessant! Bei wem ist die Frau in Einzeltherapie?“
    „Beim Kollegen Westhäußer.“
    „Gut. Ich werde mit Westhäußer reden. Mal sehen, vielleicht nehme ich mir diese Herbst auch selbst vor. Schwierige Fälle üben eine magnetische Anziehungskraft auf mich aus, Sie wissen ja.“
    Zwei Narzissten in einem Boot – wenn das nur gutgeht, denkt der Oberarzt. Und sein Problem ist noch immer nicht gelöst.
    „Aber was machen wir ad hoc mit Sigi? Vergessen Sie nicht –
Sie oder ich!
Wenn sie die Kreativgruppe hinwirft, stehen wir ohne Fachkraft da.“
    Dr. Sachs zermalmt den letzten Zipfel seines Hörnchens. „Ich kümmere mich um beide Damen, Selzer“, meint er mit lässig-wegwerfender Gebärde, „versprochen! Wir werden doch unserer hübschen Sigi nicht von einer Borderlinerin und ihren Omnipotenzansprüchen rote Augen anhängen lassen. Geben Sie mir eine Woche, dann hat der alte Sachs diese leidige Sache aus der Welt geschafft. Doch nun zu Erfreulicherem: Haben Sie eigentlich unseren neuen Tenniscourt schon ausprobiert, Herr Kollege? Nein? Dann sollten wir ihn aber schleunigst einweihen! Wie wäre es mit einem Spielchen am kommenden Samstagnachmittag? Laut Wetterbericht kommen noch einmal ein paar südlichere Tage auf uns zu. Die gilt es doch unbedingt zu nutzen, nicht wahr?“
    *
    Kann ich das Tablett schon wieder mitnehmen? Hat das Frühstück etwa nicht geschmeckt, Herr Hagen?
    Zwei Fragen auf einmal, Lucy, das überfordert mich derzeit. Danke jedenfalls, nimm einfach das ganze Zeug mit. Es war alles tipptopp, aber ich fühle mich momentan nicht so gut, weißt du. Ich denke, dass ich die Stunde bei Dr. Grein heute schwänzen werde. Ihr sensationeller Tipp das letzte Mal, dass ich mit meiner Trauer würde arbeiten müssen … Also, ich weiß nicht, ob ich dafür eine Fachfrau brauche. Solange sie mir nicht verraten kann,
wie
ich meine Albträume loswerde … Wenn diese bleiche Hand nach mir fasst, mich hinunterreißen will, und ich sie wegdrücke, zurückstoße in den Abgrund – ist die Botschaft nicht klar genug? Was gibt es daran herumzudeuteln, zu
bearbeiten
? Ich war nicht imstande, Lisa zu helfen, als es darauf ankam. Wieso sollte sich jetzt, Monate danach, daran etwas ändern können? Durch reden und wieder reden? Oder indem ich ein bisschen auf Trommeln einschlage, oder male und bastle? Das neueste offene Kursangebot: Schmuck aus Speckstein. Unkostenbeitrag pro Abend nur 4,50 €. Um läppische vier Euro fünfzig könnte ich lernen, ihr Gesicht aus dem Stein herauszukratzen. Ein dreidimensionales Totenbild. Und wozu? Soll ich zum Voodoozauberer werden, der einen Fetisch in die Grube wirft, um sie damit zu versiegeln und die bösen Geister fernzuhalten?
    Nein. Wie hat die alte Frau Karner neulich gemeint:
In meinem Alter muss man lernen, das Weinen zu genießen. Sonst bleibt nicht viel übrig zu genießen
.
    Und genau darin, Dr. Grein wird es mir verzeihen, gedenke ich mich für den Rest des Tages zu üben.

5 E IN SCHLECHTER W ITZ
    Was denn! Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass euer Kollege … dass etwas nicht ganz sauber war an der Sache? Ach so, nur Routine.
    Also, wo fange ich an … Wir sitzen gerade zusammen im O’Flanagan’s und diskutieren über den neuen Kreisverkehr, den sie bei uns bauen wollen. Sinnlos, sage ich, wozu braucht es in Kilconnack einen Kreisverkehr, nicht einmal die Briten haben uns so einen Schwachsinn beschert. Wir müssen halt lernen, mit der Zeit zu gehen, sagt Power. Zeit!, sagt Mulligan. Schaut euch an, was die vielen Kreisverkehre um Galway gebracht haben! Unsereins findet gar nicht mehr hinein in die Stadt, das reinste Karussellfahren! Damit wir einfachen Leute nicht mehr anstreifen an den
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