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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab
Autoren: Sven Koch
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Internet auf sich aufmerksam machten.
    Femke schnalzte mit der Zunge. »Kannst du mir die Personenbeschreibung kopieren? Dann frage ich Fokko danach.«
    Torsten schlurfte zum Kopierer. Eine Frau war vermisst, überlegte Femke. Eine Frau hatte einen Notruf abgesetzt. Eine Frau war mit Verletzungen bei Fokko Broer aufgetaucht, hatte um Hilfe gebeten und war dann verschwunden. Solche Dinge geschahen für gewöhnlich nicht in Werlesiel, wo es allenfalls mal einen Verkehrsunfall aufzunehmen galt oder Streit zwischen Betrunkenen zu schlichten.
    Torsten kam vom Kopierer zurück und reichte Femke zwei Blätter, die sie zusammenfaltete und in der Hemdtasche verschwinden ließ.
    »Du hättest dich um die Sache kümmern müssen«, sagte sie knapp und ignorierte Torstens erstaunten Gesichtsausdruck. Sie wusste bereits, was kommen würde.
    »Ja, Chefin«, antwortete Torsten mit einer hilflosen Geste, »soll ich eine Streife extra aus Aurich anfordern oder dich aus dem Bett klingeln, weil Fokko Broer Gespenster sieht und wirre Anrufe eingehen, die sich nicht zuordnen lassen?«
    »Genau das, ja.«
    Torsten blähte die Backen auf. »Wohin hätte ich die Streife denn schicken sollen?«
    »Menschenskind, Torsten!«, blaffte Femke. »Dass jetzt noch eine Vermisstenmeldung eingeht, sagt doch wohl eindeutig aus, dass eine Reaktion von dir auf den Notruf sinnvoll gewesen wäre, oder?«
    Torsten starrte auf seine Schuhe. »Das muss ja nicht zusammenhängen.«
    »Nein. Muss es nicht. Aber wir sind beide lang genug dabei, um zu wissen, dass solche Sachen in so kurzer Folge in Werlesiel ganz gewiss nicht ohne Zusammenhang geschehen.«
    »Aber aus der Situation heraus … Also, ich habe mir nichts vorzuwerfen.«
    »Und ich«, sagte sie und setzte ihre Mütze auf, »habe kein gutes Gefühl bei alledem.« Die heiße Kartoffel in ihrem Magen war noch kein Stück abgekühlt.
    Torsten legte das Gesicht in Sorgenfalten. »Hoffentlich hat der Dummbüddel nicht irgendeinen Mist …« Er ließ den Satz unvollendet.
    »Mhm«, machte Femke. Das hoffte sie auch nicht. Dann legte sie die Finger zum Gruß an die Mütze, verließ das Gebäude und fuhr raus zu Fokko Broer.

3
    Tjark zündete sich eine Zigarette an, ließ das Zippo zuschnappen, steckte es in die Tasche und stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus. Er trat einen Schritt zurück unter die Markise des noch geschlossenen Asia-Shops, vor dem sein blauer BMW Z4 Roadster parkte. Der Regen lief von dem verblichenen Stoff in Bächen herab, und Tjark gedachte nicht, sich die teuren Schuhe oder die italienische Designer-Lederjacke versauen zu lassen. Er klemmte die Zigarette in den Mundwinkel, fummelte den zusammengeknüllten neongelben Windbreaker auseinander und zog ihn über. Fred stand neben ihm, biss in einen Döner und trank Kaffee aus einem Pappbecher. Ein ziemlich ekelhaftes Frühstück, aber Tjark hatte es aufgegeben, die Essgewohnheiten seines Partners und sein Übergewicht zu kommentieren. Fred machte, was Fred machte. So war das nun mal. Er trug ebenfalls eine Signalweste mit Polizeiaufdruck und beobachtete mit Tjark das Spektakel, das jederzeit außer Kontrolle geraten konnte.
    Gegenüber dem Asia-Shop lag etwas abseits eine Kfz-Werkstatt, vor der eine Reihe fast schrottreifer Autos mit roten Preisschildern hinter den Windschutzscheiben abgestellt waren. Links und rechts flankierten vier Streifenwagen sowie zwei zivile Polizeifahrzeuge den Fuhrpark. Blaulicht spiegelte sich in den Pfützen. Im prasselnden Regen hockten Polizisten in Uniform und Schutzweste mit gezogenen Waffen hinter den Motorhauben ihrer Wagen und harrten der Dinge.
    Zu der Werkstatt gehörte eine große Garage, deren rostige Metalltore verschlossen waren. Daneben standen leere Ölfässer sowie aufgebockte Motoren. Eine Handvoll schwarz gekleideter und gepanzerter Kollegen vom SEK bewegten sich auf das Tor zu, bezogen an dem Gerümpel Position und gingen in Deckung. Tjark sog an der Zigarette, inhalierte tief, behielt den Rauch einige Augenblicke in den Lungen und atmete dann langsam aus.
    Auf der anderen Straßenseite geriet etwas in Bewegung. Ceylan kam zu ihnen herüber. Gegen den Regen hielt sie ihren Blouson mit dem »Polizei«-Aufdruck wie ein Zelt über dem Kopf und sprang in ihren vermutlich völlig durchweichten Allstars über die Pfützen. Wie eine Slalomläuferin wand sie sich um Tjarks Wagen herum. Dann kam sie triefend und schnaufend unter der Markise zum Stehen und nahm den Jackenkragen vom Kopf. Darunter
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