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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab
Autoren: Sven Koch
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zuckte. Sie bat um eine Zigarette. Tjark zog eine aus der Packung, steckte sie an und gab sie Ceylan. Sie paffte einige Male daran, nahm aber keinen Zug auf Lunge.
    »Warum seid ihr euch so sicher, dass die ausgeflogen sind?«, fragte sie. »Wir haben einen V-Mann eingeschleust, der für heute eigens einen Deal eingefädelt hat. Er hat uns verlässlich bestätigt, dass die Kerntruppe da ist – jetzt, in diesem Augenblick.«
    »Der V-Mann hat euch verarscht«, sagte Fred. Er spülte sich den Mund mit Kaffee aus.
    »Die ›Bad Coyotes‹ sind ein Motorradclub«, ergänzte Tjark. »Die fahren dicke Maschinen, BMWs, Kawasakis, Moto Guzzis, richtig fette Kisten. Die stehen nicht auf ein Verdeck über dem Kopf. Die wollen die Freiheit nicht nur unter dem Hintern, sondern auch im Gesicht spüren.«
    Ceylans Miene erhellte sich zu einem Grinsen. Die Besorgnis allerdings wich nicht. »Und?«, fragte sie.
    Tjark deutete mit der Stirn in Richtung Werkstatt. »Siehst du irgendwo Motorräder?«
    »Ich nicht«, sagte Fred, zerknüllte den Pappbecher und warf ihn zur Seite.
    Ceylan sog an der Zigarette. Diesen Zug nahm sie auf Lunge. »Die stehen bestimmt in der Werkstatt.« Sie überspielte ihre Unsicherheit, indem sie ihr nasses Haar ausschüttelte. »Wegen des Regens«, ergänzte sie.
    Tjark deutete achtlos auf den dunkelgrauen Himmel. »Das Wetter ist denen egal. Deren Motorräder sind Schwanzverlängerungen – die verstecken sie nicht. Die wollen, dass jeder sieht, was für harte Männer sie sind.«
    »So wie die Fahrer von BMW -Roadstern?«, fragte Ceylan.
    Tjark schmunzelte. »So in der Art. Aber«, er machte eine abwehrende Geste, »lass dich von uns nicht beeindrucken. Du hast die Kontrolle und den Durchblick. Vielleicht haben wir unrecht.« Tjark musterte Ceylan. Sie wog sicher gerade ab, was wäre, wenn die Biker wirklich nicht da wären, und zog ins Kalkül, dass sie tatsächlich von ihrem V-Mann hereingelegt worden waren oder dieser die letzte, entscheidende Nachricht nicht mehr hatte übermitteln können – nämlich, dass etwas dazwischengekommen war und der Zugriff verschoben werden musste.
    Im nächsten Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Das SEK brach die Tür der Werkstatt mit einer Ramme auf und stürmte ins Innere. Ceylan warf ihre Zigarette weg, beugte sich etwas vor und sah nach rechts, wo Lärm aufgekommen war. Tjark blickte ebenfalls in die Richtung und erkannte, dass zwei schwere Motorräder um die Ecke bogen, auf denen bärtige Kerle saßen, die sofort bei ZZ Top hätten einsteigen können. Über ihren Lederjacken trugen sie zerschlissene Westen.
    Einer der Biker erkannte sofort, was los war. Er riss die Maschine auf regennasser Fahrbahn herum. Tjark sah auf dem Rücken der Kutte das Emblem der »Bad Coyotes«. Das Hinterrad brach aus, die Maschine kam zu Fall und begrub den Mann unter sich. Der andere stoppte, sah nach links und rechts und blieb mit dem Blick an Tjark, Fred und Ceylan haften. Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog einen langläufigen Revolver hervor.
    »Scheiße«, sagte Tjark, packte den Kopf von Ceylan in einer schnellen Bewegung, drückte ihn nach unten und riss sie mit sich zu Boden. Mit der freien Hand fasste er sich ins Kreuz, zog die Dienstwaffe aus dem Gürtelholster und duckte sich selbst. Fred tat es ihm gleich und suchte Deckung hinter Tjarks BMW .
    Eine Sekunde später krachten die ersten Schüsse. Wie Hammerschläge trafen sie das Blech des Roadsters. Tjark ließ Ceylans Hinterkopf los, nahm die Walther in beide Hände und presste sich in der Hocke mit dem Rücken an die Fahrertür, machte einen Ausfallschritt und sah, wie der Coyote das Motorrad wendete und mit durchdrehenden Reifen Gas gab. Tjark zog den Kopf wieder ein, als weitere Schüsse krachten und den BMW perforierten – dieses Mal allerdings mit Polizeikugeln: Die Kollegen auf der anderen Straßenseite hatten das Feuer eröffnet.
    »Aufhören! Polizei!«, hörte er die sich überschlagende Stimme Ceylans. Er blickte über die Schulter um das Heck des BMWs herum und sah, dass der Biker nun Grip bekommen hatte und davonraste. Tjark dachte nicht nach. Er rannte los, dem Dreckskerl hinterher. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass einige Polizisten den gestürzten Coyote eingekreist hatten. Dann sah er wieder nach vorne und fixierte den Flüchtigen.
    Innerhalb weniger Sekunden war Tjark völlig durchnässt. Er sprang über eine Pfütze, wechselte vom Bürgersteig auf die Straße und sprintete
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