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Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Titel: Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Autoren: unknown
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seiner Protagonistin eine Frau vor, die ihren Objektstatus so tief verinnerlicht
hat, dass sie keinen Zugang zu ihrer Individualität finden kann. Damit verschließt sich ihr auch der Zugang zur eigenen Lust; sie wird
zur Voyeurin.
    Jelinek entlarvt das bürgerliche Familienleben als Kampfplatz
und zwischenmenschliche Beziehungen als zerstörerisches Ringen
um Macht. Der Roman ist geprägt von einer radikalen Darstellungsweise. Jelinek steht mit der Klavierspielerin und ihren anderen Werken in der Tradition österreichischer Satiriker. Durch mit Sprachfloskeln durchsetzte stakkatoartige Sprachlawinen bildet die Autorin
ihren unverwechselbaren, zynisch brutalen Stil aus, der charakteristisch ist für ihre vorrangig feministische Schaffensphase.
    Inhalt Hauptfigur des Romans ist Erika Kohut, Ende dreißig und
Klavierprofessorin am Wiener Konservatorium. Sie lebt mit ihrer
Mutter zusammen, die ihre Tochter als Besitz betrachtet und ein System totaler Überwachung aufgebaut hat. Ihre Frustration über die
gescheiterte Pianistenkarriere Erikas fördert eine Atmosphäre des
Terrors. Erika reagiert vordergründig mit Anpassung und gibt die
erlittenen Demütigungen an ihre Klavierschüler weiter. Mit Rasierklingen und Nadeln fügt sie sich selbst Verletzungen zu.
    Als der junge Walter Klemmerer, einer ihrer Meisterschüler, das
Abschirmsystem der Mutter durchbricht und Erika Avancen macht,
reagiert sie zunächst mit abweisendem und erniedrigendem Verhalten. Als sich Klemmerer dadurch nicht abschrecken lässt, fordert sie
ihn in einem Brief detailliert zu einem sadistischen Sexualverhalten
ihr gegenüber auf. Um die eigene Position zu sichern, will Erika ihre
Unterwerfung, die ihr in einer sexuellen Beziehung zu einem Mann unumgänglich erscheint, selbst inszenieren. Durch die Vorgabe der
Regeln würde sie so zum eigentlich dominanten Teil des Paares.

    Allerdings hofft Erika auch darauf, dass sich Klemmerer aus Liebe
ihren Forderungen verweigern wird. Klemmerer reagiert mit Unverständnis und Abscheu und wendet sich angewidert von ihr ab. Als
es dennoch zu einer sexuellen Begegnung kommt, versagt Klemmerer und sein Abscheu steigert sich zum Hass. Er schlägt Erika zusammen und lässt sie nach einer Vergewaltigung mit lapidaren guten Ratschlägen zurück.
    Zwischen Mord- und Versöhnungsabsichten schwankend, sucht
Erika Klemmerer auf. Als sie aus der Ferne seine unbeschwerte Fröhlichkeit beim Flirt mit einem jungen Mädchen beobachtet, sticht sie
sich selbst mit einem Messer in die Schulter und geht blutend nach
Hause zurück.
    Wirkung Wie die meisten Werke Jelineks ist der Roman sehr kontrovers diskutiert worden. Das Spektrum der Kritik reicht von Begeisterung bis zum Verriss, bisweilen wurde auch eine Pathologisierung der Autorin vorgenommen. Mit der Verfilmung durch Michael
Haneke ist der Roman 2001 erneut ins Publikumsinteresse gerückt.
Die von der Kritik als kongenial gefeierte Adaption mit Isabelle
Huppert und Benoit Magimel in den Hauptrollen wurde mit zahlreichen Preisen bedacht, u. a. 2001 mit dem Großen Preis der Jury bei
den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und 2002 mit dem
Deutschen Filmpreis (bester ausländischer Film).

     

tschechischer Schriftsteller 1 *1.4.1929 in Brünn 1 nach1970
Publikationsverbot in der SSR 1 seit 1981 französischer Staatsbürger 1
1987 Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur

    1929 in Brünn geboren, schlug sich Milan Kundera nach dem Krieg
als Arbeiter und Jazzmusiker durch, bevor er sich der Literatur zuwandte. 1948 trat er in die Kommunistische Partei ein, wurde aber
bereits zwei Jahre später wegen »individualistischer Neigungen«
ausgeschlossen. Er studierte in Prag Philosophie und Filmwissenschaft und lehrte anschließend an der Filmhochschule in Prag.
    Kundera debütierte 1953 mit dem Gedichtband Der Mensch, ein
weiter Garten, er veröffentlichte in den 195oer-Jahren zudem Essays
und Theaterstücke. Bekannt wurde er durch die Erzählungen Lächerliche Lieben, entstanden und veröffentlicht zwischen 1963 und
1968. Sein erster Roman Der Scherz (1967) war eine Abrechnung mit
dem Stalinismus und ein geistiger Vorbote des Prager Frühlings, an
dem Kundera als führendes Mitglied des Schriftstellerverbandes
Anteil hatte. Nach dem gewaltsamen Ende des Prager Experiments
erhielt Kundera in der CSSR bis zur politischen Wende Berufs- und
Publikationsverbot.
    1975 erhielt Kundera einen Lehrauftrag der Universität
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