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Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Titel: Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Autoren: unknown
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Redakteur tätig. In dieser Zeit entstanden erste
Hörspiele und Erzählungen. 1957 kehrte Walser an den Bodensee zurück, wo er seitdem als freier Schriftsteller lebt. Diese Heimat bildet den Hintergrund für die Prosawerke des Autors, in denen er sich
mit den Auswirkungen von Leistungsdruck, Anpassungszwängen
und Machtausübung beschäftigt. Seit den 199oer-Jahren verarbeitet
er vermehrt reale Stoffe, nicht zuletzt in dem autobiografischen Roman Ein springender Brunnen (1998). Die Romane Der Augenblick
der Liebe (2004) und Angstblüte (2006) behandeln Liebesbeziehungen, die u. a. von großen Altersunterschieden der Liebenden geprägt
sind. Walser variiert dies Motiv erneut in dem Werk Ein liebender
Mann (2008), das als historischer Roman das Verhältnis Goethes zu
der über 50 Jahre jüngeren Ulrike von Levetzow aufarbeitet.
    Walser, der auch mit Theaterstücken politischen (Eiche und Angora, 1962) und privaten (Die Zimmerschlacht, 1967) Inhalts erfolgreich
war und zudem in Reden, Interviews und Aufsätzen kontinuierlich
Stellung zu aktuellen Themen bezog, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1981 den Georg-Büchner-Preis. Sein Buch Tod eines Kritikers (2002) wurde bereits vor Erscheinen zum Medienereignis, nachdem die FAZ den Vorabdruck wegen angeblicher »antisemitischer
Tendenzen« des Romans verweigerte.

    Ein fliehendes Pferd OA 1978 1150 Seiten 1 Form Novelle 1
Epoche Gegenwart
    In seinem bis heute erfolgreichsten Werk entwirft Martin Walser
eine anschauliche Analyse der aus dem Druck der Leistungsgesellschaft resultierenden Identitätsprobleme.
    Inhalt Helmut Halm, ein 46-jähriger Studienrat aus Stuttgart, und
seine Frau Sabine verbringen ihren Urlaub wie gewohnt am Bodensee. Dort läuft ihnen zufällig Klaus Buch, ein ehemaliger Studienkollege Helmuts, mit seiner 18 Jahre jüngeren Frau Helene über den
Weg. Die Männer haben sich seit 23 Jahren nicht gesehen. Während
der folgenden vier Tage, die beide Paare gemeinsam verbringen,
kommt es zwischen Helmut und Klaus immer häufiger zu Unstimmigkeiten. Helmut, der sich nach außen stets aufgeschlossen und
fortschrittlich gibt, fühlt sich innerlich seit Langem überfordert von
den öffentlichen Vorgaben der Leistungsgesellschaft. Gern würde er
seiner ausgeprägten Lethargie nachgeben, doch glaubt er, den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechen zu müssen, um nicht lächerlich zu wirken.
    Der erfolgreiche Klaus in seinem jugendlichen Auftreten ist für
Helmut der Inbegriff all jener öffentlichen Gebote. Er sieht ihn als
Bedrohung, denn er glaubt sich vor diesem »Macher« nicht rechtfertigen zu können. Hinzu kommt, dass in Helmuts Ehe Probleme aufbrechen, weil sich Sabine von der aktiven Lebensweise Klaus' angezogen fühlt, während Helmut selbst der erotischen Anziehungskraft
Helenes erliegt. Die Spannungen zwischen den Männern nehmen
zu, bis die Situation auf einer Segeltour der beiden eskaliert; Helmut
stößt Klaus in stürmischem Wetter über Bord. Dieser wird von seiner Frau und den Halms für tot gehalten. Helene entlarvt seinen Lebensstil als reine Fassade - in Wirklichkeit ist er seelisch, beruflich
und finanziell am Ende. In ihre Erklärungen platzt der tot geglaubte
Klaus; wortlos verlässt er mit seiner Frau die Halms.

    Aufbau Das Geschehen wird in personaler Erzählperspektive aus
der Sicht Helmut Halms geschildert. Walser macht den Leser mit
den Gedanken seines Protagonisten vertraut. Hiermit ist von Beginn an einsehbar, dass Helmut hinter seinem äußeren Auftreten ein
gänzlich anderes Wesen verbirgt. Die Figur des Klaus Buch hingegen wird allein von außen gesehen. Erst am Ende des Geschehens
deckt ein langer Monolog Helenes seine wahre Identität auf. Diese
Perspektivierung entspricht den entgegengesetzten (Über-)Lebensstrategien der beiden. Während Helmut sich aus der Gesellschaft zurückzieht, versucht Klaus die öffentlichen Erwartungen möglichst
umfassend zu erfüllen.
    Hiermit sind zwei Möglichkeiten der Flucht vor dem Druck der
Leistungsgesellschaft charakterisiert. Dieses zentrale Thema der
Flucht wird durch eine ausgeprägte Leitmotivik vermittelt, die im
Symbol des fliehenden Pferdes gipfelt: Während eines Ausflugs der
beiden Paare fängt Klaus übermütig ein durchgegangenes Pferd ein
und führt es zu seinem Besitzer zurück. Helmut sieht hier seine eigene Situation gespiegelt; er fühlt sich von der aufdringlichen, aktiven Art Klaus' bedroht und fürchtet, von diesem in
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