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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher
Autoren: Stephen King
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Bosheiten sind, kosmisch gesehen, nichts anderes, als wenn man beim Cribbage die Stifte in die falsche Richtung weitersteckt und hinterher nichts davon wissen will.«
    Jonesy sah ihn fasziniert an. »Das ist entweder ein inspirierender oder ein grauenerregender Gedanke. Ich kann mich nicht recht entscheiden.«
    »Das macht nichts.«
    Jonesy dachte darüber nach und fragte dann: »Wenn wir Duddits sind, wer singt uns dann was vor? Wer singt uns das Wiegenlied vor und hilft uns einzuschlafen, wenn wir traurig sind oder Angst haben?«
    »Oh, das macht immer noch Gott«, sagte Henry und hätte sich treten können. Da war es raus, trotz bester Absichten.
    »Und hat Gott auch das letzte Wiesel von Schacht zwölf ferngehalten? Denn wenn das Vieh ins Wasser gelangt wäre, Henry …«
    Eigentlich war das Wiesel, das in Perlmutter herangewachsen war, das letzte gewesen, aber das war nun wirklich nur eine Feinheit, ein Haar, das man nicht spalten brauchte.
    »Es hätte Probleme gegeben, das bestreite ich nicht; für ein paar Jahre hätten sie in Boston wirklich andere Sorgen gehabt als die, ob sie den Fenway Park abreißen lassen sollen oder nicht. Aber dass es uns vernichtet hätte, glaube ich nicht. Wir waren etwas völlig Neues für sie. Und Mr. Gray wusste das; was du da in der Hypnose gesagt hast …«
    »Fang nicht davon an.« Jonesy hatte auch zwei der Bänder angehört und hielt es für den größten Fehler, den er während seines Aufenthalts in Wyoming begangen hatte. Als er sich selbst gehört hatte, wie er als Mr. Gray sprach – und, in tiefe Hypnose versetzt, Mr. Gray wurde –, war es ihm vorgekommen, als würde er einem boshaften Geist lauschen. Manchmal bildete er sich ein, der einzige Mann auf der Welt zu sein, der wirklich wusste, wie es war, vergewaltigt zu werden. Manches vergaß man lieber.
    »’tschuldige.«
    Jonesy deutete mit einer Handbewegung an, dass es schon in Ordnung sei, war aber doch merklich blasser geworden.
    »Ich will damit sagen, dass wir als Menschheit mehr oder weniger in dem Traumfänger leben. Das hört sich fürchterlich an, ich weiß, klingt nach billigem Transzendentalismus, aber hierfür haben wir eben auch nicht die richtigen Begriffe. Wir müssten uns endlich mal welche einfallen lassen, aber bis dahin muss Traumfänger reichen.«
    Henry drehte sich auf seinem Stuhl um. Jonesy tat es ihm nach und verlagerte Noel dabei ein wenig auf seinem Schoß. Ein Traumfänger hing über der Tür des Cottage. Henry hatte ihn als Einweihungsgeschenk mitgebracht, und Jonesy hatte ihn gleich aufgehängt, wie ein katholischer Bauer in vampirreichen Zeiten ein Kreuz an die Tür seiner Kate nagelte.
    »Vielleicht hast du sie einfach nur angezogen«, sagte Henry. »Vielleicht haben wir sie angezogen. Wie Blumen dem Lauf der Sonne folgen oder Eisenspäne sich nach einem Magneten ausrichten. Wir können es nicht erfahren, denn das Byrum ist so ganz anders als wir.«
    »Ob sie wiederkommen?«
    »O ja«, sagte Henry. »Sie oder andere.«
    Er sah zum blauen Himmel dieses Spätsommertags hoch. Irgendwo in der Ferne, aus der Richtung des Quabbin-Sees, rief ein Adler. »Darauf kannst du dich verlassen. Aber nicht heute.«
    »Jungs!«, rief Carla. »Das Mittagessen ist fertig!«
    Henry nahm Jonesy Noel ab. Kurz berührten sich ihre Hände und ihre Blicke und ihre Gedanken – und für diesen einen Moment sahen sie noch einmal die Linie. Henry lächelte, und Jonesy lächelte zurück. Dann gingen sie Seite an Seite die Treppe hinunter und über den Rasen, Jonesy humpelnd und Henry mit dem schlafenden Kind auf dem Arm, und für diesen Moment gab es an Dunklem nur die beiden Schatten, die ihnen über das Gras folgten.

    Lovell, Maine
29. Mai 2000

Nachbemerkung
    Nie war ich so dankbar für das Schreiben wie während der Arbeit an Duddits – »Dreamcatcher« (vom 16. November 1999 bis zum 29. Mai 2000). Ich hatte in diesen sechseinhalb Monaten viele körperliche Beschwerden zu erdulden, und dieses Buch zu schreiben war mir dabei eine große Hilfe. Der Leser wird bemerken, dass mich die körperlichen Qualen zum Teil bis in die Geschichte hinein verfolgt haben, aber ich erinnere mich hauptsächlich an die köstliche Befreiung, die man in lebhaften, eindringlichen Träumen findet.
    Viele Leute haben mir dabei geholfen. Meine Frau Tabitha etwa hat sich rundheraus geweigert, diesen Roman nach seinem Arbeitstitel Krebs zu nennen. Sie fand den Titel hässlich und meinte, er würde das Unglück nur so anziehen. Irgendwann
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