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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)
Autoren: Ali Knight
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ihr?«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Alle warteten darauf, dass Bruton endlich den Mund aufmachte.
    »Ich hab die Geschichte«, brummte er schließlich, drehte sich zu ihr um, zog eine Braue hoch und fragte: »Was dagegen, Nicky?«
    »Mein Gott!«, schnaubte Maria und knallte ihren kleinen Stapel Papiere auf den Tisch. »Natürlich hat sie was dagegen!«
    Nicky stützte den Kopf in die Hände. Sie war zu früh wieder in die Redaktion gekommen. Es wäre besser gewesen, sie hätte länger freigenommen. Die Leute machten nur ihren Job, aber sie redeten über das, was sie durchgestanden hatte, als sei es nichts als Material, mit dem sie ihre Spalten füllen konnten. Ihr schwirrte der Kopf.
    »Bin gleich wieder da«, sagte sie und ging hinaus.
    Maria kam ihr hinterher.
    »Tut mir leid, ich hätte lieber nicht kommen sollen.«
    »Nein, du hättest …«
    »Ich dachte, ich schaff das …«
    »Du weißt, dass du dir so viel Zeit lassen kannst, wie du brauchst. Geh und leg die Beine hoch. Du bist blass.«
    »Bringst du mich ein Stück?«
    Sie fuhren mit dem Aufzug nach unten und blieben noch einen Augenblick in der Lobby stehen.
    »Es wird seine Zeit brauchen, aber nach und nach wird es dir bessergehen.« Maria legte ihr eine Hand auf den Arm. »Du hast schon so viel überstanden …«
    Nicky schüttelte den Kopf. »Ich habe Greg nicht geglaubt. Ich …«
    »Sei nicht so streng mit dir selbst. Vielmehr schäme ich mich und habe ein schlechtes Gewissen. Ich habe
dir
nicht geglaubt. Weißt du noch? Das tut mir so leid.« Maria umarmte sie. »Aber jetzt geh nach Hause und ruh dich aus.«
    Nicky schaute zu der Drehtür hinüber. Hier war sie Adam wiederbegegnet, damals, an einem jener heißen Sommertage. Gefühlt war das eine Ewigkeit her.
    »Nicky?«
    Sie sah Maria abwesend an.
    »Du gehst aber wirklich nach Hause, ja? Nicky?«
    Es gab noch einen Grund, weshalb sie noch nicht wieder arbeiten konnte. Sie hatte noch einen Weg zu gehen.
     
    Die Frau an der Krankenhaus-Rezeption hatte riesige Kreolen-Ohrringe und lange, künstliche Fingernägel, die auf der Tastatur klackerten, als sie den Namen eingab. Freundlich erklärte sie Nicky den Weg durch eine ganze Reihe von niedrigen, weißen Fluren. An der Tür zum Schwesternzimmer blieb Nicky schließlich stehen.
    »Ich möchte Connie Thornton besuchen. Sie hat darum gebeten, dass ich komme.«
    Die Schwester schürzte die Lippen.
    »Sie ermüdet leicht. Ich will eben nachschauen, ob sie überhaupt wach ist.«
    Sie ging zu einer der Türen und warf einen Blick durch das Sichtfenster, und genau in dem Moment bog Adam um die Ecke und kam den Stationsflur entlang.
    Er hatte sich während dieser zwei Wochen sehr verändert. Sein Gesicht war schmaler geworden, er sah müde aus. Der weite Pullover schien im viel zu groß. Als er sie erkannte, stockte er und schaute sich unsicher um, als könne von irgendwoher Hilfe kommen. Dann fasste er sich und kam auf sie zu, und sie sahen einander in die Augen.
    »Ich habe nicht damit gerechnet, dass du hier auftauchst.«
    Das letzte Mal hatte sie ihn gesehen, als er auf der Motorhaube von Struan Clarkes Wagen hing und schrie, ihr Leben sei in Gefahr. Sie hatte Gas gegeben, und er war zu Boden gegangen. Statt seine Warnung ernst zu nehmen, hatte sie nur auf ihre innere Stimme gehört.
    »Hast du daran gedacht, dass wir uns hier begegnen könnten?«
    »Ich habe es gehofft«, platzte sie heraus.
    Seine braunen Augen musterten sie aufmerksam, so als versuche er, Gedanken zu lesen.
    »Es tut mir leid. Alles. Glaub mir«, sagte er.
    Plötzlich wirkte er kraftlos. Als hätte er weiche Knie, sank er auf einen der Plastikstühle neben dem Schwesternzimmer. Ebenfalls unendlich müde, setzte sie sich neben ihn. Der Gegensatz zwischen dem Bild, das sie hier, im kühlen Krankenhauslicht, abgaben – zwei blasse, erschöpfte Gestalten –, und ihrem letzten Kampf in Hayersleigh hätte größer nicht sein können. Aber da hatten sie die erdrückende Wahrheit noch nicht gekannt.
    »Warum hast du mir, als wir in dem Haus waren, nicht gesagt, was los ist?«
    Er schnaubte leise. »Du hättest mich doch für verrückt gehalten.« Langsam beugte er sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und ließ die Hände baumeln. »Ich hatte bei ihm in der Dunkelkammer ein Foto von dir gesehen, versteckt zwischen den ewigen Bäumen. Connie wusste deinen Namen. Sie meinte, du könntest nur hoffen, dass jemand dich rettet – du würdest sterben.« Verlegen lächelte er
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