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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)
Autoren: Ali Knight
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klingende dazu – ein wahnwitziger elektronischer Chor. Sie ging hinüber zum Tisch, wo sie ihre Kippen fand, aber kein Feuerzeug. Das weinbekleckerte T-Shirt klebte an der Haut, sie fühlte sich überhaupt nicht wohl. Sie schaute zum Pool: Die Unterwasserbeleuchtung färbte das Wasser blässlich grün. Da kam ihr eine viel bessere Idee. Sie überquerte den Rasen, hockte sich hinter die Büsche, die Grundstück und See voneinander trennten, und erleichterte sich in der freien Natur – okay, in der getrimmten, manikürten Natur. Dann ging sie weiter in Richtung See. Das Heulen der Sirenen war hier nicht mehr ganz so schrill.
    Auf dem kleinen Holzsteg angelangt, zog sie sich bis auf den Bikini aus, setzte sich und tauchte vorsichtig die Füße ins Kalte. Hier draußen war es viel dunkler, die Lichter vom Haus und aus dem Garten reichten nicht so weit. Leise schwappte schwarzes Wasser gegen das Holz, als sie sich hineingleiten ließ und, keinen Grund unter den Füßen, in Richtung Seemitte kraulte.
    Nicky fand es herrlich, spätabends schwimmen zu gehen. Sie liebte die weiche Berührung des Wassers, und es faszinierte sie, dass Geräusche über eine Wasserfläche hinweg weiter trugen und länger nachhallten. Dass ein See einen schlammigen Grund hatte, machte ihr, anders als Sam, nichts aus. Im Gegenteil, sie mochte es, wenn der Matsch zwischen ihren Zehen hervorquoll. Sie senkte den Kopf und schwamm ein paar Züge Brust, dann tauchte sie wieder auf und drehte sich auf den Rücken, so dass sie nur die Beine leicht bewegen musste.
    Die Sirenen verstummten, und Stille senkte sich über sie wie ein schwerer Vorhang. Dann hörte sie Wasser spritzen.
    »Hallo?«, rief sie unwillkürlich, doch es kam keine Antwort.
    Es war so dunkel, dass die Sicht nicht bis zum Ufer reichte. Sie musste ein paar Züge schwimmen, bis sie Ufer und Steg vage erkennen konnte. »Seid ihr drin? Es ist herrlich!«, rief sie.
    Keine Antwort.
    Idioten, dachte sie, mittlerweile nüchtern, und beschloss rauszugehen. Mist, sie hatte kein Handtuch. Typisch Nicky, hätte Grace gesagt, einfach drauflos. Ihr würde kalt sein auf dem Weg zurück zum Haus. Sie schwamm aufs Ufer zu. Plötzlich sah sie etwas im Wasser treiben. Im ersten Moment dachte sie, es sei ein Baumstamm, doch dann musste sie lachen. Es war das riesige aufblasbare Krokodil aus dem Pool. Super. Sie streckte die Hand danach aus und wollte sich draufschwingen, wollte es – wie dieser Outback-Abenteurer, der mit seinem Kanu in Arnhemland verschollen war – in einem Kampf auf Leben und Tod niederringen …
    Es war zu hart. Und es rollte unter ihr weg.
    Ihr eigenes Gewicht zog Nicky mitsamt dem Objekt unter Wasser. Eine Sekunde lang hatte sie nicht aufgepasst – jetzt musste sie strampeln, um wieder nach oben zu kommen. Grashalme schlangen sich um ihren Hals, wuschen unangenehm über ihre Arme und ihr Gesicht. Mit einem erstickten Stöhnen durchbrach sie schließlich die Oberfläche, während das Objekt sich infolge ihrer heftigen Bewegungen mal hierhin, mal dorthin drehte. Es war so dunkel, dass sie das Ding, das da direkt vor ihr schwamm, nicht sehen konnte. Panik erfasste sie. Die Alarmanlage ging wieder los, heulte und heulte. Sie ärgerte sich darüber, dass sie so ein Nervenbündel war, und zwang sich, die Hand auszustrecken und das Ding zu befühlen, damit es real wurde und nicht mehr so unheimlich war. Wieder streiften Grashalme ihre Hand.
    Diesmal wusste sie mit Sicherheit, dass das Haare waren.
    Als der Mond hinter einer Wolke hervorkam und alles in blass schimmerndes Licht tauchte, schrie Nicky auf. Die Haare waren lang, der Körper, der da bäuchlings im Wasser trieb, in ein schwarzes Kleid gehüllt. Sie schrie lauter. Fast ging sie unter, sie hatte hier noch keinen Grund. Pausenlos rufend und schreiend, packte sie Grace und versuchte, sie umzudrehen. Sie wusste, es war ein aussichtsloser Wettlauf mit der Zeit. Jede Sekunde, die sie länger im Wasser lag, würde Grace weiter vom Leben wegtreiben. Mit schwerfälligen Schwimmzügen kämpfte Nicky sich in Richtung Ufer, bis ihre Füße endlich den weichen Boden des Sees berührten. Daraus gewann sie zusätzliche Kraft. Sie zog und zerrte Grace, deren Gesicht immer noch im Wasser lag, weiter, wollte sie aufrichten, um das Ertrinken zu verhindern, doch der leblose Körper war einfach zu schwer.
    Nicky rief um Hilfe, schrie, die starken Männer sollten endlich kommen und mit anpacken. Dann stand sie im Schilf und schlug mit beiden
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