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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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aber keinen Treffer. Was wollte Hector mit der Zahlenkombi? Es ist wahrscheinlich keine Telefonnummer, auch wenn sie mit einer Doppelnull beginnt. Ich schlussfolgere, dass es entweder eine Art Code ist, ein Passwort oder eine Kontonummer. Für ein Bankkonto vielleicht. Aber von welcher Bank? Es gibt wahrscheinlich Tausende Banken. Woher zur Hölle soll ich wissen, um welche Bank es sich handelt? Oder vielleicht ist es auch keine Kontonummer und die Zahlen bedeuten einen Scheiß.
    Es hat keinen Sinn. Meine Stunde ist um und ich habe immer noch nichts herausgefunden. Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe, dass schon jemand anders darauf wartet, den Computer benutzen zu können. Verdammt. Ich brauche mehr Zeit.
    Zu Hause will ich mich gerade durch das Fenster zurück in mein Zimmer schleichen, als ich Reyes sehe, der auf seiner Veranda eine Zigarette raucht. Er steht mit bloßem Oberkörper da und dreht mir den Rücken zu. Das Tattoo zwischen seinen Schulterblättern ist unübersehbar: F 5 .
    Reyes ist ein Gangster, der so tut, als sei er ein Cop? Heilige Scheiße. Was hat er die ganze Zeit gemacht? Mir nachspioniert wie die anderen? Ist das alles Teil eines großen Plans? Chuy hat gemeint, er habe mich schon die ganze Zeit beobachten lassen, sogar als ich noch in Colorado war. Kann es sein, dass Chuy mich insgeheim verarscht?
    Ich bin so verdammt verwirrt, dass es sich anfühlt, als würde mein Kopf explodieren. Damit Reyes nicht mitbekommt, dass ich ihn gesehen habe, schleiche ich mich zur Vorderseite des Hauses. Als ich durch die Tür komme, sitzt Peterson am Küchentisch und mustert mich über ihre Brillengläser hinweg.
    »Sollte Ihr Baby nicht längst da sein?«, frage ich sie.
    Sie legt eine Hand auf ihren vorspringenden Bauch. »Es kann jeden Tag so weit sein. Ich bin im Mutterschutz, also seid ihr mich ein paar Monate los. Gräm dich deswegen nicht zu sehr.«
    »Keine Sorge.«
    »Du hättest beinah deinen Heimunterricht verpasst«, sagt sie und wirft einen Blick auf ihre Uhr.
    Wenn man bedenkt, dass meine Chance, die nächsten paar Wochen zu überleben, ziemlich gering ist, sollte sie nicht ihre Zeit mit mir verschwenden. »Hören Sie, Mrs P., ich weiß, meine Brüder haben Sie irgendwie überredet herzukommen, aber damit verschwenden Sie nur Ihre Zeit.«
    »Ich werde dich nicht aufgeben«, sagt sie und klopft auf den Stuhl neben sich.
    »Ich würde es tun.«
    »Ich habe Alex nicht aufgegeben und dich werde ich auch nicht aufgeben. Alex hatte genug Gründe, alles wegzuwerfen, aber das hat er nicht getan.«
    Alex war nie so mit der LB verbunden, wie ich es bin.
    »Zeig mir deine Mathematikhausaufgaben«, weist sie mich mit einer Stimme an, die keinen Widerspruch duldet.
    »Ich will nicht respektlos erscheinen, Mrs P., aber ich wette, ich bin besser in Mathe als Sie.« Meine Brüder müssen mein Mathebuch und meine Ordner in meinem Zimmer gefunden haben und haben sie netterweise für mich auf den Küchentisch gelegt. Ich hole das Mathearbeitsblatt hervor, das ich innerhalb von fünf Sekunden fertig hatte.
    »Mr Gasper hat mir ein neues Arbeitsblatt mitgegeben. Ich habe mir eine Kopie davon gemacht. Ich wette, ich habe es schneller gelöst als du.«
    »Um wie viel wetten Sie?«
    Sie holt ihr Portemonnaie raus, öffnet es und zieht eine Fünfdollarnote aus dem Fach. An einer Seite ihres Portemonnaies sind ihre Schecks befestigt … sie haben eine Reihe Zahlen am Rand. Die ersten zwei Zahlen sind Nullen.
    »Was sind das für Zahlen?«, frage ich sie und zeige auf den unteren Rand des Schecks.
    »Das sind die Bankleitzahl und die Kontonummer. Wieso?«
    Ich werfe einen verstohlenen Blick auf die Zahlen auf meiner Handfläche und spüre, wie mir das Adrenalin durch die Adern schießt. Das ist es. Es sind Bankleitzahl und Kontonummer. »Nur so. Ich hatte noch nie Schecks«, antworte ich.
    Mrs P. nimmt sich zehn Minuten Zeit, um mir zu erklären, wie Schecks funktionieren, und zieht sogar einen aus ihrem Portemonnaie und lässt ihn mich ausfüllen.
    »Unterschreib hier unten«, sagt sie und zeigt auf die untere rechte Ecke. »Einen Scheck ausfüllen – das ist eine Kompetenz, über die du verfügen solltest, Luis.«
    »Ich habe andere Kompetenzen«, versichere ich ihr.
    »Na ja, meiner Meinung nach ist Fluchen keine lebensnotwendige Kompetenz, genauso wenig wie sich zu prügeln.«
    »Meiner Meinung nach schon. Beides sind über lebensnotwendige Kompetenzen.«
    Sie schüttelt den Kopf und seufzt frustriert.
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