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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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Schließfach ist, damit ich entscheiden kann, was ich damit mache. Ich schleiche mich durch Hintergassen und -höfe, um sicherzustellen, dass ich nicht verfolgt werde.
    In der Bank angekommen, zeige ich meinen Ausweis vor und unterschreibe auf einem schmalen Papierstreifen, dass ich der Besitzer des Schließfachs bin. Anschließend werde ich zu einem abgeriegelten Tresorraum gebracht. Die Bankangestellten lassen mich in dem Raum allein, während ich die Metallkassette öffne und den Inhalt untersuche.
    Mein Blick fällt auf bündelweise Hundertdollarnoten. Ich wette, in der Kassette sind mindestens zwischen zehn- bis fünfzehntausend Dollar. Mein Herz beginnt zu rasen. Ich wage nicht, den Blick zu heben, weil ich Angst habe, dass eine Videokamera jede meine Bewegungen aufzeichnet. So viel Geld vor mir zu haben, macht mich nervös. Wofür war es mal gedacht? Und warum hat Hector das Schließfach überhaupt auf meinen Namen eintragen lassen? Ich weiß nicht, ob ich auf diese Frage je eine Antwort bekommen werde.
    Als ich ein Bündel Geld in die Hand nehme, finde ich darunter einen Zettel mit einer Reihe Zahlen darauf, unter denen SCHWEIGEGELUEBDE steht – alles in Großbuchstaben.
    Unter dem Geld liegt noch ein weiteres Blatt, ein amtliches Dokument, das ein Stempel als Original ausweist – meine Geburtsurkunde.
    Luis Salvatore Martinez Fuentes.
    Ich starre die letzten beiden Namen an. Mi’amá hat Hector auf meiner Geburtsurkunde als Vater anerkannt. Sie hat mir seinen Nachnamen gegeben, es mir aber nie erzählt. Unten auf der Urkunde, wo der Name des Vaters steht, ist Hector Martinez aufgeführt – und der Bastard hat das Dokument unterschrieben.
    Trotz allem fühle ich mich nicht wie ein Martinez. Es hat nichts mit mir zu tun und wird nie Teil meiner Persönlichkeit sein.
    Ich schreibe mir die Zahlen mit einem Stift auf die Handinnenfläche, falte die Geburtsurkunde, stecke sie in meine Hosentasche und schiebe die leere Metallkassette dann in ihr Fach zurück. Seit mein Blick auf die Kohle gefallen ist, habe ich mit mir gerungen, sie mitzunehmen. Sie gehört mir – oder etwa nicht? Mi’amá braucht sie, Alex braucht sie … sie könnte Carlos und Kiara dabei helfen, sich ihr gemeinsames Leben aufzubauen.
    Aber was, wenn es Blutgeld ist oder Drogengeld? Fuck, ich bin ein Latino Blood mit einem beschissenen Gewissen. Keine gute Kombination.
    Ich stopfe die Kohle rasch in meinen Rucksack, dann fahre ich mit dem Bus zur örtlichen Bücherei, in der Hoffnung, dass ich nicht verfolgt werde. Falls Chuy weiß, dass ich bei der Bank war, dann weiß er auch, dass ich gesehen habe, was in dem Schließfach war. Erwartet er von mir, dass ich ihm die Kohle einfach aushändige und ihm die Zahlenkombination auf dem Zettel gebe? Falls ich sie ihm nicht gebe, tötet er mich dann? Falls ich sie ihm gebe, wofür braucht er mich dann noch? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich so oder so am Arsch bin.
    Wenn Nikki und ich noch zusammen wären, würde sie jetzt in Gefahr schweben. Ich bin froh, dass ich sie aufgegeben habe, selbst wenn es mich umbringt.
    Ich kann Alex und Carlos nicht sagen, was los ist. Sie stecken schon tiefer in der Sache drin, als sie sollten. Ich schwöre, sie haben mich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen, seit sie zu Hause eingezogen sind. Wenn Carlos in die LB-Angelegenheiten verwickelt wird, etwas schiefläuft und sie ihn verhaften, wird er wahrscheinlich unehrenhaft aus der Armee entlassen. Alex könnte sein Stipendium verlieren, seine Familie … wenn er in den Knast wandert, verpasst er die Geburt seines zweiten Kindes.
    Ich werde niemals zulassen, dass einer von ihnen da mit reingezogen wird. Ich bin vielleicht ein Martinez, aber ich fühle mich noch immer wie ein Fuentes.
    Ich werfe einen Blick über die Schulter und bemerke einen schwarzen Camaro, der mir folgt. Der Typ am Steuer sieht verdächtig nach dem pendejo aus, der uns die Tür geöffnet hat, als Marco und ich auf F 5 -Territorium die fünf Tausender einkassiert haben.
    Zum Glück kenne ich Fairfield wie meine Westentasche. Ich halte auf das Polizeirevier zu, das im Rücken der Bücherei liegt. Ich betrete die Eingangshalle des Reviers und warte, bis das Auto vorbeigefahren ist. Dann gehe ich zur Rückseite der Polizeiwache und betrete die Bücherei durch den Hintereingang.
    Sobald ich drin bin, trage ich mich für eine Stunde Computernutzung ein. Ich google die Zahlenkombination, die ich in dem Bankschließfach gefunden habe, erhalte
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