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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal
Autoren: Ian Fleming
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Juwelen etwas anbieten? Wie soll das Material hierher übermittelt werden, wenn ich’s in die Finger bekomme?«
    »Er kann alles Material der Station H haben. Er kann sogar einen seiner Leute zu uns nach Hongkong schicken, wenn er Lust hat. Wahrscheinlich ist er über China bereits ziemlich gut informiert, aber er hat sicher keine so ergiebige Quelle wie unsere Zapfstelle in Makao, die >Blaue Linie<. Hamilton wird dir alles darüber erzählen. Der Mann in Tokio, mit dem du zusammenarbeiten sollst, ist ein Australier namens Henderson - Richard Lovelace Henderson. Komischer Name, aber Abteilung J bezeichnet ihn als guten Mann. Du bekommst einen australischen Paß, und wir werden die Sache so drehen, daß du als seine Nummer 2 giltst. Damit erhältst du Diplomatenrang und ein gewisses >Gesicht<, das nach Hamiltons Aussage da drüben ausschlaggebend ist. Wenn du das Material hast, wird Henderson es über Melbourne durchgeben. Wir stellen ihm einen Stab zur Verfügung, der das erledigt. - Nächste Frage.«
    »Was wird die CIA zu allem sagen? Schließlich ist es offene Wilderei in ihrem Gehege.«
    »Japan gehört ihnen nicht. Außerdem sollen sie erst gar keinen Verdacht schöpfen. Das hängt von diesem Tanaka ab. Er muß das Material in die australische Botschaft schleusen. Das ist seine Angelegenheit. Das ganze Unternehmen ist ausgesprochen heikel. Sehr viel hängt von deinem Geschick ab, Tanaka davon abzuhalten, daß er der CIA deine geheimen Wünsche verrät. Wenn du auffliegst, müssen wir die Australier eben bitten, die Sache auf sich zu nehmen. Sie haben das schon früher getan, als wir versuchten, im pazifischen Raum Fuß zu fassen und dabei Pech hatten. Wir haben gute Freunde in ihrem Geheimdienst. Und schließlich kann die CIA ihre Hände auch nicht gerade in Unschuld waschen. Wir haben eine dicke Akte über alle Fälle, in denen sie unsere Leitungen angezapft haben. Diese Unterlagen können wir McCone präsentieren, wenn die Sache schiefgeht. Aber gerade das sollst du verhindern.«
    »Sieht ganz so aus, als würde ich in die hohe Politik verwickelt. Nicht gerade meine Geschmacksrichtung. Ist dieses Material wirklich so wichtig, wie M. behauptet?«
    »Unbedingt. Wenn du’s in die Finger bekommst, wird dir dein dankbares
    Vaterland wahrscheinlich die Hühnerfarm kaufen, von der du immer redest.«
    »Na gut. Wenn du jetzt Hamilton verständigst, ziehe ich los und lasse mich in die Geheimnisse des Ostens einweihen.«
    »Kangei! Willkommen an Bord«, sagte die in einen hübschen Kimono gekleidete Stewardeß der Japan Air Lines, als es sich Bond eine Woche später auf dem Londoner Flughafen im komfortablen Fensterplatz der DC 8 bequem machte. Die Tüten »für den Fall auftretender Übelkeit« waren mit hübschen Bambussymbolen verziert, und das unregelmäßige Gekritzel auf der Gepäckablage über seinem Kopf stellte laut der geschmackvoll gebundenen Reisebroschüre »das traditionelle und glückverheißende Schildkrötenmotiv« dar. Die Stewardeß verbeugte sich und überreichte ihm einen zierlichen Fächer, ein kleines, weißes Handtuch in einem Weidenkörbchen und eine köstliche Speisekarte, auf der eine Notiz darauf hinwies, daß eine Auswahl von Zigaretten, Parfüms und Perlen für den Verkauf bereitlägen. Dann starteten sie zur ersten der vier Teilstrecken, die das Flugzeug auf der Nordpolroute nach Tokio zurücklegen würde.
    Bond starrte auf das Bild mit den drei Orangen in einer blauen Schale (nach einer Stunde entschied er, daß es Persimonen waren), und als die Maschine 10 000 Meter Höhe erreicht hatte, bestellte er den ersten einer Reihe von Brandys, die ihn über dem Kanal, der Nordsee, der Arktis, dem Beringmeer und über dem Nordpazifik bei Stimmung halten sollten.
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    Die riesige rechte Faust schlug mit lautem Knall auf die linke Handfläche. Das vierkantige Gesicht des Australiers lief rot an, und an seinen grauen Schläfen traten die Adern hervor. Er langte unter den niedrigen Tisch, schien es sich aber dann anders zu überlegen, ergriff sein Glas mit saké und schüttete das Getränk hinunter, ohne zu schlucken.
    Bond sagte leise: »Keine Aufregung, Dikko. Was ist los?«
    Richard Lovelace Henderson vom Königlich Australischen Diplomatischen Korps sah sich kriegerisch in der kleinen überfüllten Bar in einer Seitenstraße in Tokio um und zischte aus dem Winkel seines großen und gewöhnlich fröhlichen Mundes, der jetzt wütend nach unten gezogen war: »Sie verdammter
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