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Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose

Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose

Titel: Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose
Autoren: Andreas Ahnfeldt
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wir mit uns selbst getroffen haben.
    Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Vorfall aus einer meiner Shows. Gewöhnlich lasse ich niemanden auf die Bühne, der noch keine sechzehn Jahre alt ist, und ich gebe dies auch bekannt. Eines Tages war nun ein Mädchen unter den Freiwilligen, das ich für alt genug gehalten und auf die Bühne gelassen hatte. Während der Show teilte mir jedoch einer meiner Mitarbeiter mit, dass sie erst vierzehn sei. Dies war für mich eine gute Möglichkeit, das Ausmaß der Selbstkontrolle unter Hypnose zu testen. Denn ich hatte ja nun eine Information, von der sie nicht wusste, dass ich über sie verfügte. Und mir war klar, dass sie mir diese Information auf keinen Fall preisgeben wollte.
    Also gab ich ihr die Suggestion, dass immer dann, wenn sie log, ihr rechtes Ohr jucken würde. In der Suggestion machte ich ihr klar, dass sie aber nicht wüsste, warum es jucken würde. Das Ganze verpackte ich dann, auch um die Wirksamkeit der Suggestion zu testen, als Spiel. Ich erklärte ihr, dass ich ihr Fragen stellen würde und sie mich bei den Fragen ihrer Wahl anlügen solle. Und ich würde dann versuchen herauszufinden, wann sie log. Ich fragte also: »Wo wohnst du?«, »Wie groß bist du?«, »Welche Schuhgröße hast du …« und so weiter. Und tatsächlich: Immer dann, wenn sie mit Absicht nicht die Wahrheit sagte, juckte ihr rechtes Ohr. Sie kratzte sich entsprechend, und ich konnte sie »der Lüge überführen«. Sie zeigte sich jedes Mal sehr überrascht, weil sie sich wirklich nicht erklären konnte, woher ich wusste, dass sie mich anlog. Schließlich stellte ich die Frage: »Wie alt bist du?« Sie antwortete: »Sechzehn.« Und … nichts. Kein Jucken, kein Zucken, kein Reiben des Ohrläppchens. Ihr wahres Alter war eine Information, die sie absolut nicht preisgeben wollte und eben auch nicht preisgab. Auch unter Hypnose nicht.
    Niemand ist dem Hypnotiseur willenlos ausgeliefert, auch wenn Spielfilme und Thriller uns dies gern weismachen möchten.
    Fritz Langs Spielfilm »Das Testament des Doktor Mabuse« zeigt eindrucksvoll das Thema des Verbrechens unter Hypnose. Zahlreiche Thriller folgten, in denen »Schläfer« einer Suggestion erlagen, die ihnen oft Jahre zuvor eingegeben wurde und sie nun zu einem Mord veranlasste.
    Was ist dran an diesem Thema? Ist es wirklich möglich, jemanden in Hypnose dazu zu bringen, dass er ein Verbrechen begeht?
    Tatsächlich gibt es Studien hierzu. In einem Experiment in den Fünfzigerjahren brachte ein Hypnotiseur seine Versuchsperson dazu, einem Assistenten angebliche Säure ins Gesicht zu schütten. Allerdings gab es zu diesem Experiment keine Kontrollgruppen, es wurde ausschließlich mit hypnotisierten Personen und natürlich nicht mit echter Säure gearbeitet.
    In den Sechzigerjahren beschlossen die Forscher Orne und Evans daraufhin, eigene Untersuchungen zu machen. In der Kontrollgruppe – also der Gruppe mit Versuchspersonen, bei denen keine Hypnose eingesetzt wurde – agierte eine »Autoritätsperson«, wie etwa ein Arzt in einem Kittel, und gab Suggestionen. In beiden Gruppen ließen sich Probanden dazu bringen, die allgemein gültigen ethischen Grundsätze zu übertreten und ein (angebliches) Verbrechen zu begehen. Es ist also nicht die Hypnose, die einen Probanden zum Verbrecher macht, sondern vielmehr die Bereitschaft, einer Autoritätsperson uneingeschränkt Folge zu leisten, ohne dass diese spezielle Techniken anwendet. Herauszufinden, inwieweit der Proband über ein kriminelles Potenzial in sich verfügt, war nicht Bestandteil der Studie.
    Darüber hinaus gibt es Untersuchungen zu dem »inneren Beobachter«, der ständig über uns wacht – auch im tiefsten hypnotischen Zustand. Das ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig im Hinblick auf Suggestionen, bei denen das moralische Bewusstsein des Probanden hintergangen werden soll. Erinnern wir uns: Hypnose macht uns weder bewusst- noch willenlos. Sie versetzt uns vielmehr in die Lage, etwas als wahr anzunehmen – wenn wir uns mit dafür entscheiden und uns darauf einlassen.
    Wenn Hypnose aber nun weder mit Schlaf zu tun hat noch mit Mystik und Magie und wir entgegen landläufiger Meinung selbst in tiefer Hypnose in hohem Maße die Kontrolle über uns behalten, was ist sie dann?
    Der hypnotische Zustand
    »Alles, was fasziniert und die Aufmerksamkeit eines Menschen festhält oder absorbiert, könnte als hypnotisch bezeichnet werden«, sagte Milton Erickson, der Meister der
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