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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht
Autoren: Farid
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zerrissenen Zeitung.
    Jetzt entfaltest du das vor dem Trick präparierte Päckchen und zeigst die unversehrte Zeitung mit der Titelseite zum Publikum vor. Das Päckchen mit den zerrissenen Zeitungsteilen klebt innen an dem Duplikat, das sehen die Zuschauer nicht. Sie werden staunen, du hast die Zeitung wieder ganz gemacht!
     
    Für meine Art, Illusionen zu schaffen, wäre solch eine Restaurationsnummer mit Tageszeitung nur denkbar, wenn klar ist, dass ich vorher nichts manipulieren kann. Also zum Beispiel, indem ich lässig an einen Kiosk schlendere, mir dort eine Zeitung schnappe und dann loslege. Ich würde so tun, als ob ich nach einem bestimmten Artikel schaue, klebe in dieser Zeit aber tatsächlich ein präpariertes Duplikat ein. Spätestens, wenn der Kioskbesitzer sich lauthals über die zerrissene Zeitung beschwert, würde ich mit der Restauration beginnen und die »unversehrte« Zeitung vorzeigen.
    Als Bühnenummer müsste die Zeitung für mich persönlich zumindest signiert werden, damit man nicht denkt, ich tausche das zerrissene Blatt einfach gegen eine neue Zeitung aus. Aber dieses Kunststück ist mir generell zu abgegriffen und auch etwas zu simpel, um mein verwöhntes Publikum wirklich begeistern zu können.
    Ich selbst lasse lieber eine Spielkarte von einem Zuschauer auswählen und signieren und zerreiße diese dann in vier gleich große Teile. Anschließend setze ich sie Stück für Stück wieder zusammen. Dies ist, bei der oben beschriebenen Methode, von der Fingerfertigkeit her eins der anspruchsvollsten Kunststücke. Man kann es damit vergleichen, ein Uhrwerk zusammenzusetzen, und es gibt nur wenige Künstler, die das überzeugend fertigbringen. Und weil diese Nummer auch für mich sehr anspruchsvoll und kompliziert ist, habe ich sie nur dann gezeigt, wenn meine Tagesverfassung entsprechend auf dem Punkt war.
    Mein Jugendfreund Pierre, der meine Arbeit schon seit Jahren auch als Kameramann begleitet, liebt nun aber diesen Trick, und das, obwohl er ungefähr weiß, wie er funktionieren könnte. Vor dem Start einer neuen Show sagte er einmal: »Wenn du die Nummer nicht regelmäßig spielst, komme ich nicht mit auf Tour.« Was Freundschaft nicht alles durchsetzen kann!
     
    Wenn ich überlege, welche große Restaurationsillusion mich noch reizen würde, dann fällt mir auf Anhieb der Schiefe Turm von Pisa ein: Den wieder gerade zu rücken, das wär’s!

Heute schon geschwebt? Wie magische Effekte die Naturgesetze außer Kraft setzen
    Kugeln, Zauberstäbe, Menschen – es gibt nichts, was ein Magier nicht schweben lassen kann, der Schwerkraft scheinbar zum Trotz. Shownummern, die den Effekt des Schwebens nutzen, wurden von vielen großen Magiern entwickelt und immer wieder neu inszeniert oder auf eine nächste Stufe gebracht. Mich selbst haben früher die Wundergeschichten über indische Fakire und Magier fasziniert, die im Lotussitz vor und über ihren Zuschauern schwebten.
    Berühmt ist auch der indische Seiltrick: Hierbei wirft der Magier ein langes Seil in die Luft, das sich dann wie von allein weiter in die Höhe schlängelt, bis es kerzengerade in der Luft verharrt. Meist klettert ein Junge, ein Assistent des Fakirs, daran hinauf, und sobald dieser an der Spitze des Seils angekommen ist, verschwindet er plötzlich – und das Seil fällt zu Boden: Die Schwerkraft hat sich ihr Feld zurückerobert.
    Für solch eine Illusion braucht man einen starken unsichtbaren Draht, an dem das Seil unbemerkt emporgezogen werden kann. Der Assistent könnte zum Beispiel hinter einem schwarzen Vorhang vor einer schwarzen Wand verschwinden. Findet das Ganze auf einem Marktplatz statt, kann der Fakir das helle Licht der Sonne zur Ablenkung nutzen. Er müsste das Publikum so plazieren, dass es beim Hochschauen geblendet wird und die Zuschauer die Hand über die Augen halten müssen. Der Junge nutzt die Sekunden, in der alle durch die Blendung abgelenkt sind, um in einem Baum oder etwas Ähnlichem zu verschwinden.
    Mindestens genauso unglaublich wie diese Wundergeschichten sind meiner Meinung nach auch so manche Erklärungsversuche: Das gesamte Publikum sei hypnotisiert worden, der Fakir habe dem hypnotisierten Publikum in Wahrheit nur erzählt, was gerade passiert. Tatsächlich habe es nie ein Seil in der Luft gegeben. Ja klar, eine Massenhypnose, das scheint nicht sehr schwierig zu sein! Muss ich auch mal machen. Ich warte auch immer noch auf jemanden, der so betrunken ist, dass ich ihm die Effekte nur zu
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