Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
viele Bohnen gegessen hätte, er sähe nämlich gar nicht gut aus.
    Mikes coole Pose war im Nu in sich zusammen gefallen.
    Bei dem Gedanken daran musste Julie immer noch lächeln. Armer Mike.
    Am nächsten Tag war er wieder ganz der Alte gewesen. Und Julie gefiel Mike so ohnehin viel besser. Typen, die einen auf hart und cool machten oder in Bars Streit anfingen, um der Welt zu beweisen, dass mit ihnen nicht zu spaßen war, langweilten sie. Männer wie Mike dagegen waren Gold wert, das ließ sich nicht abstreiten. Mike hatte ein gutes Herz und sah dazu noch nett aus. Julie mochte die Fältchen um seine Augen, wenn er lächelte, und fand seine Grübchen einfach hinreißend. Seine Fähigkeit, schlechte Neuigkeiten lediglich mit einem Achselzucken zu quittieren, fand sie bewundernswert. Außerdem hatte sie etwas für Männer übrig, die lachen konnten, und Mike lachte viel.
    Und ganz besonders gefiel ihr, wie Mikes Lachen sich anhörte.
    Wie immer jedoch, wenn ihr solche Gedanken kamen, meldete sich sogleich eine innere Stimme:
Lass es sein. Mike ist dein Freund, dein bester Freund, und das willst du doch nicht aufs Spiel setzen, oder?
    Während sie noch darüber nachsann, stupste Singer sie an und riss sie so aus ihren Gedanken. Er sah zu ihr hoch.
    »Ja – geh nur vor, du alter Schnorrer.«
    Singer trottete los, an der Bäckerei vorbei und dann durch die angelehnte Tür von Mabels Salon. Mabel hatte jeden Tag einen Keks für ihn.
    »Und, wie war ihr Date?«
    Henry lehnte am Türrahmen, einen Styroporbecher voll Kaffee in der Hand.
    »Das hab ich sie nicht gefragt«, antwortete Mike in einem Tonfall, als sei allein der Gedanke lächerlich. Er stieg in seinen Overall und zog ihn über die Jeans hoch.
    »Wieso nicht?«
    »Hab nicht dran gedacht.«
    »Mhm«, machte Henry.
    Henry war achtunddreißig, also vier Jahre älter als Mike, und in vieler Hinsicht das reifere Alter Ego seines Bruders.
    Henry war größer und kräftiger, und sein Bauchumfang nahm im gleichen Maß zu, wie sein Haar immer schütterer wurde. Er führte ein vergleichsweise ruhiges Leben, war vergleichsweise gesetzt, schließlich war er seit zwölf Jahren mit Emma verheiratet, hatte drei Töchter und ein großes Haus. Anders als Mike hatte er nie künstlerische Ambitionen gehabt. Henry hatte Betriebswirtschaft studiert. Und wie die meisten großen Brüder hatte er das Gefühl, auf seinen kleinen Bruder aufpassen zu müssen, dafür sorgen zu müssen, dass es ihm gut ging und dass er nichts tat, was er später mal bereuen könnte. Dass Spott, Beleidigungen und ab und an ein Rüffel zu seiner Form von Bruderliebe gehörten, mochte manchem herzlos erscheinen, aber wie hätte er sich sonst verhalten sollen? Henry lächelte. Einer musste schließlich auf Mike aufpassen.
    Mike hatte den ölverschmierten Overall inzwischen bis zur Taille hochgezerrt.
    »Ich wollte ihr bloß sagen, dass ihr Auto fertig ist.«
    »Schon? Du hast doch gesagt, es verliert Öl.«
    »So war’s ja auch.«
    »Und das ist schon erledigt?«
    »Hat nur ein paar Stunden gedauert.«
    »Mhm…«
    Henry nickte und dachte:
Verknallt ist schon gar kein Ausdruck mehr für das, was du bist, Brüderchen.
    Doch statt es laut auszusprechen, räusperte sich Henry. »Dann hast du damit also dein Wochenende verbracht? Ihr Auto repariert?«
    »Nicht ausschließlich. Ich hab auch im Clipper gespielt, aber das war dir wohl entfallen, was?«
    Henry hob abwehrend die Hände. »Du weißt doch, ich steh eher auf Garth Brooks und Tim McGraw. Dieser neue Kram liegt mir nicht. Und außerdem waren Emmas Eltern zum Abendessen da.«
    »Die hätten doch mitkommen können.«
    Henry musste so lachen, dass er fast seinen Kaffee verschüttete. »Ja, klar. Kannst du dir vorstellen, wie ich die beiden in den Clipper schleppe? Denen ist doch schon das Gedudel im Aufzug zu laut, und Rockmusik halten sie für des Teufels Erfindung. Die bekämen im Clipper doch Ohrensausen.«
    »Das erzähle ich Emma.«
    »Sie ist ganz meiner Meinung«, sagte er. »Das waren nämlich ihre Worte, nicht meine. Wie ist es denn gelaufen? Im Clipper, meine ich.«
    »Ganz gut.«
    Henry nickte, er verstand vollkommen. »Tut mir Leid, das zu hören.«
    Mike, der gerade den Reißverschluss zuzog, zuckte nur mit den Achseln.
    »Was hast du Julie denn diesmal für ihr Auto berechnet? Drei Bleistifte und ein Sandwich?«
    »Nein.«
    »Einen polierten Kiesel?«
    »Ha, ha.«
    »Im Ernst, ich bin bloß neugierig.«
    »Das Übliche.«
    Henry stieß einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher