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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand
Autoren: Corban Addison
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und Kichererbsen-Kartoffel-Chutney sowie einem Krug Wasser wieder auf. Heißhungrig schlangen die Schwestern das Essen hinunter. Es war zu stark gewürzt und das Wasser lauwarm und ungefiltert, aber das war Ahalya längst egal. Sie mussten den rechten Augenblick abwarten, bis sie allein waren und sie Schwester Naomi anrufen konnte.
    Nach dem Essen befahl Chako den Mädchen, sich zu seiner Frau auf die Couch zu setzen. Er selbst ließ sich nicht weit von ihnen entfernt in einem Sessel nieder. Chakos Frau verfolgte gebannt eine Talkshow, die die Mädchen nie hatten sehen dürfen. Der prominente Gast war eine tamilische Schauspielerin, und das Gespräch drehte sich um ihren neuesten Film, ein schwülstiges Drama, das inmitten des Bürgerkriegs in Sri Lanka spielte.
    Ahalya saß in stummer Fassungslosigkeit neben ihrer Schwester. Binnen eines einzigen Tages waren alle ihre Familienangehörigen vom Meer getötet und Sita und sie entführt worden. Was hatten Chako und seine Frau mit ihnen vor? Waren andere Mädchen auch schon hier eingesperrt gewesen, oder waren sie die ersten? Ahalya fiel ein, dass Kanan von dem fetten Mann eine Provision ausbezahlt bekommen hatte, was darauf hindeutete, dass sie das schon öfter gemacht hatten. Aber aus welchem Grund?
    Die Talkshow dauerte eine Stunde. Danach schaltete Chako auf einen internationalen Nachrichtensender um. Ahalya und Sita richteten sich auf und verfolgten gebannt den Bericht über die Verwüstungen, die riesige Flutwellen an der Küste des Indischen Ozeans angerichtet hatten. Verwaiste Babys schrien auf den Armen von Helfern, Frauen schluchzten vor laufender Kamera, und ganze Dörfer lagen verwüstet da, niedergewalzt von einer Wasserwand, die ohne Vorwarnung über sie hereingebrochen war.
    Dem Nachrichtensprecher zufolge war der Tsunami durch ein heftiges Erdbeben vor der Küste Indonesiens ausgelöst worden. Eine Reihe durch das Beben verursachter Wellen hatten sich mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets vom Epizentrum ausgebreitet. Binnen einer Zeitspanne von weniger als drei Stunden hatte der Tsunami dafür gesorgt, dass nun Tausende von Menschen, die über die Gefahr nicht informiert worden waren, tot an den Küsten von Indonesien, Thailand, Malaysia, Sri Lanka, Indien und der Andamanen und Nikobaren lagen. Der Sender brachte Schätzungen zur Zahl der Todesopfer. Einige gingen davon aus, dass insgesamt etwa fünfzigtausend Menschen ums Leben gekommen waren, andere rechneten mit fünfmal so vielen Toten. Das Ausmaß der Katastrophe war unvorstellbar.
    Sie verfolgten die Berichte bis zehn Uhr. Als Chako schließ lich den Fernseher ausschaltete, führte er Ahalya und Sita in ein kleines, mit zwei Betten und einem Schreibtisch ausgestattetes Zimmer. Er teilte den Schwestern mit, dass sie zusammen in dem einen Bett und er und seine Frau in dem anderen schlafen würden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich ein Fenster, das mit rostenden Jalousien und Eisenstangen versehen war.
    Ein paar Minuten später kam Chakos Frau herein. Sie trug bereits ihr Nachthemd und hatte ein Glas Wasser und zwei kleine Pillen dabei. Chako erklärte den Mädchen, dass die Pillen ihnen beim Einschlafen helfen sollten. Ahalya überlegte fieberhaft. Geistesgegenwärtig beschloss sie, die Pille heimlich unter die Zunge zu klemmen und nur das Wasser zu schlucken. Ihr Telefon steckte immer noch in ihrem Hosenbund. Sie hatte vor, es zu benutzen, sobald alle eingeschlafen waren. Chakos Frau aber wühlte mit dem Zeigefinger in ihrem Mund herum und entdeckte ihre List.
    »Dummes Gör«, fauchte die Frau, während sie Ahalya einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste, »du weißt wohl nicht, was gut für dich ist!« Sie schob Ahalya die Pille erneut in den Mund und zwang sie, sie zu schlucken.
    Chako warf einen Blick auf seine funkelnde Uhr und wünschte den Schwestern eine gute Nacht. Nachdem er die Schlafzimmertür hinter sich zugezogen hatte, drehte er mit einem hörbaren Klicken den Schlüssel im Schloss um. Seine Frau ließ sich auf dem Bett nieder, das näher am Fenster stand, und fixierte Ahalya mit finsterem Blick.
    »Ihr kommt hier nicht raus«, erklärte sie. »Versucht es lieber nicht, sonst kommt Chako mit einem Messer. Andere haben es schon auf die harte Tour gelernt. Und stört ja nicht meinen Schlaf.«
    Ahalya und Sita legten sich nebeneinander aufs Bett. Sita weinte leise ins Laken, bis sie allmählich in den Schlaf hinüberglitt. In dem verzweifelten Versuch, die
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