Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist die pure Sinnlichkeit

Du bist die pure Sinnlichkeit

Titel: Du bist die pure Sinnlichkeit
Autoren: Barabara Boswell
Vom Netzwerk:
und…”
    „Nichts ist zwischen uns gewesen, Ryan”, unterbrach sie ihn mit einem kühlen Lächeln. „Wir sind eine Zeitlang miteinander ausgegangen und dann haben wir einfach aufgehört, uns zu treffen. Ihr gefiel die Vorstellung, Ryan zu einer Fußnote in der Geschichte ihrer Rendezvous’ zu degradieren.
    „Du kannst nicht ernsthaft annehmen, daß ich mich deshalb weigern würde, deine Tochter zu behandeln. Ryan starrte sie so intensiv an, daß Alexa die Hitze in die Wangen stieg. Es kostete einige Willenskraft, seinem Blick standzuhalten, doch es gelang ihr, und sie war stolz auf sich. Wenn das alles wäre, dann würde ich mir keine Sorgen machen, du könntest es ablehnen, mit Kelsey zu arbeiten”, erklärte Ryan schließlich. „Aber wir beide wissen, daß da viel mehr war.“
    „So? Viel mehr was?” fragte Alexa unbekümmert.
    „Viel mehr zwischen uns”, stieß Ryan hervor, und seine dunklen Augen funkelten.
    Es gab nie ein „uns”, Ryan. Es gab dich und deinen Tagesablauf, und es gab mich.
    Eins hatte nichts mit dem anderen zu tun. Sie hatte dies erst herausgefunden, als alles vorbei war, doch sie war dennoch nicht gewillt, es zu vergessen.
    „Um Himmels willen, Alexa, laß diese Wortspielereien. Ich weiß, du bist sicher verbittert über die Art…”

    „Tu nicht so, als wüßtest du etwas über meine Gefühle”, erwiderte sie bissig. „Wenn es um Gefühle und normales menschliches Benehmen geht, bist du ahnungsloser als ein Neugeborenes. Das ist wahrscheinlich der Grund, weswegen du ein so erfolgreicher Cartoonist bist. Deine wahnsinnigen Figuren sind so weit von der Wirklichkeit entfernt, daß…”
    „Die Wirklichkeit ist weitaus wahnsinniger und perverser als alles, was ich mir ausdenken kann”, unterbrach Ryan sie finster.
    Alexa sah den Schmerz in seinen Augen und hörte ihn in seiner gebrochenen Stimme. Sie wünschte, sie hätte es nicht bemerkt, denn solange sie Ryan als den verhaßten Gegner sah, konnte sie gegen ihn kämpfen, ihn verachten, eine gefühlsmäßige Barriere zwischen ihnen aufrechterhalten. Doch ihn als verzweifelten Vater zu sehen, änderte alles.
    Sein Kind war schwer verletzt worden und konnte nicht mehr laufen oder rennen und all die Dingen tun, die gesunde, aktive Neunjährige taten. Alexa hatte auf Ryans Gesicht dieselbe Verzweiflung gesehen wie auf den Gesichtern so vieler anderer Eltern, und sie hatte es nie versäumt, darauf einzugehen.
    „Kelseys Zustand ist das einzige, was jetzt interessiert”, erklärte sie ruhig. „Ich habe ihre Krankenakte studiert und eine Reihe von Übungen und Behandlungen ausgearbeitet, die schon bei ähnlichen Verletzungen anderer Patienten geholfen haben.”
    „Wird sie jemals wieder laufen?” fragte Ryan heiser.
    „Ja”, lautete Alexas schnelle und bestimmte Antwort.
    „Ich meine nicht mit Schienen und Krücken oder Stützen. Ich meine nicht ein paar quälende Schritte an einem Laufgestell”, sagte Ryan aufgebracht. „Das waren einige der Möglichkeiten, die man uns angeboten hat, und die ich nicht will. Ich will, daß mein kleines Mädchen auf mich zurennt, ich will sie radfahren sehen und auf Rollerskates und beim Skispringen. Ich will, daß sie mir zeigen kann, was sie in der Tanzstunde gelernt hat.”
    „Ich wünschte, ich könnte es versprechen, aber das kann ich nicht. Wir werden uns auf das konzentrieren, was wir Tag für Tag, Stunde für Stunde erreichen. Es braucht Zeit und Geduld, aber…”
    „Zeit und Geduld!” wiederholte Ryan wütend. „Zeit und Geduld.”
    Bei zweiten Mal ahmte er exakt ihren ruhigen, bedächtigen Tonfall nach. „Du und deine Medizinerkollegen, ihr liebt es, derartige Plattheiten von euch zu geben, aber niemand von euch ist ans Bett oder den Rollstuhl gefesselt, niemand von euch hört sein eigenes Kind weinen, weil es die Dinge nicht mehr tun kann, die es so gern getan hat. Also komm mir nicht mit deinem Zeit-und-Geduld-Unsinn, weil es nur Gerede ist, das ich sowieso keinem abkaufe.”
    „Du willst also, daß gehandelt und nicht geredet wird”, sagte Alexa und senkte die Stimme immer mehr, je lauter seine wurde.
    „Ja, verdammt!”
    „Dann schlage ich vor, du hältst den Mund und bringst mich zu Kelsey, damit wir auf der Stelle mit der Arbeit beginnen können.”

2. KAPITEL
    Alexa folgte Ryan die mit rotem Teppich ausgelegte Treppe hinauf, und ihre Augen weiteten sich beim Anblick der enormen Größe des Hauses. Hatte man für das lange, kunstvoll geschwungene Treppengeländer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher