Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist die pure Sinnlichkeit

Du bist die pure Sinnlichkeit

Titel: Du bist die pure Sinnlichkeit
Autoren: Barabara Boswell
Vom Netzwerk:
ließ sie ihren Blick flüchtig schweifen. Das Haus sah aus wie eines der großen südlichen Herrenhäuser aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg, doch von Dr. Eilender wußte sie, daß das Haus nagelneu und erst vor einem Jahr fertiggestellt worden war. Offenbar hatte Cassidy sich dazu entschlossen, einen Teil seines Vermögens in ein Heim zu stecken, das er für sich für angemessen hielt. Das Ergebnis war diese protzige Neuauflage einer längst vergangenen Ära, mit großen weißen Säulen davor.
    Alexa erwartete beinahe, daß die Tür von einem unterwürfigen Diener m Uniform geöffnet würde. Statt dessen stand Ryan Cassidy persönlich vor ihr, in Jeans und einem dunklen T-Shirt, der gleichen Kleidung, die er gewöhnlich während ihrer gemeinsamen Zeit trug als er noch in seinem Apartment in der Stadt wohnte.
    Alexa hielt die Luft an. Er sah auch noch genauso aus wie damals die hellbraunen, vollen Haare, die er recht lang trug, die markanten Gesichtszüge, die ihm ein faszinierend männliches Aussehen verliehen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie hingerissen darüber nachdachte, was sie mehr liebte -
    seinen sinnlich
    geschwungenen Mund oder seine Augen, die von einem tiefen Schokoladenbraun waren umrandet von dichten schwarzen Wimpern.
    Er war über einen Meter achtzig groß, gebräunt und muskulös von seinen langen täglichen Läufen - das hieß, falls er sie noch absolvierte Alexa rief sich ins Gedächtnis zurück, daß zwei lange Jahre vergangen waren, seit sie zuletzt mit Ryan Cassidy ein Wort gewechselt hatte. Sie kannte seinen Tagesablauf nicht mehr, hatte nichts mehr mit seinen Vorlieben und Abneigungen zu tun, und es interessierte sie auch nicht.
    Die Dinge lagen nun anders, angefangen bei der Tatsache, daß sie momentan im Vorteil war. Da sie darauf vorbereitet war, Ryan Cassidy zu sehen, hatte sie sich innerlich darauf eingestellt und sich selbst Mut gemacht, indem sie sich ganz auf Kelseys Bedürfnisse konzentrierte statt auf ihre eigenen. Dem benommenen Ausdruck auf Ryans Gesicht nach zu urteilen, hatte ihn nichts vor Alexas Erscheinen gewarnt. Er schien fast entsetzt zu sein, sie vor seiner Tür stehen zu sehen.
    „Alexa!” Er blinzelte, als erwartete er, daß sie sich direkt vor seinen Augen wieder in Luft auflöste.
    „Ja, ich bin Alexa Shaw”, sagte sie brüsk, als würde sie ihm zum ersten Mal begegnen. Nun, es war nicht unbedingt ihre übliche Art Familienmitglieder neuer Patienten zu begrüßen. Gewöhnlich stellte sie sich mit einem Lächeln vor, bei dem ihre blaßblauen Augen leuchteten, und das ihr Gegenüber dazu einlud, dieses Lächeln zu erwidern.
    Gewöhnlich war ihre Stimme warm und freundlich und versprach Freundschaft und Unterstützung.

    Doch jetzt war nicht die Spur eines Lächelns auf ihrem Gesicht und ihre Augen blickten eiskalt. Ihre Stimme war noch um einige Grade kälter.
    „Ich weiß, wer du bist”, meinte Ryan mit einer unterschwelligen, ungeduldigen Gereiztheit, an die Alexa sich noch gut erinnern konnte, Ryan Cassidy war weder ein geduldiger Mensch, noch gab er vor, einer zu sein. Alexa erinnerte sich daran, daß sie einmal die Närrin gewesen war, derer er sich ungeduldig entledigt hatte, und sie versteifte sich und preßte die Lippen zusammen. Das kurze Vergnügen, das sie über Ryans Unsicherheit verspürt hatte, verschwand sofort.
    „Ich bin die Physiotherapeutin, an die Dr. Eilender deine Tochter Kelsey überwiesen hat”, erklärte Alexa kühl. „Ich rief gestern an und vereinbarte mit einer Frau namens Gloria Martinez, die sich als das Kindermädchen ausgab, diesen Termin. Falls es ein Problem gibt…”
    Sie ließ den Satz provozierend offen.
    „Gloria hat mir von einem Telefonat mit einer Physiotherapeutin erzählt, und daß sie einen Termin für heute vereinbart hat”, meinte Ryan mehr zu sich selbst als zu Alexa, so als würde er in diesen Worten eine Erklärung für das Ganze finden. „Dr. Eilender sagte, sie würde uns an eine der besten Physiotherapeutinnen für Kinder überweisen.”
    „Und du kannst nicht glauben, daß es sich dabei um mich handelt?” erkundigte sich Alexa.
    „Nein, ich… so etwas wollte ich damit nicht andeuten. Ryan fuhr sich durch das dichte Haar. Er wirkte ein wenig ratlos. Das war ein Verhalten, das sie nicht von dem unerschütterlich auf sich vertrauenden, von sich selbst eingenommenen Ryan Cassidy erwartete, den sie gekannt hatte. Oder zu kennen geglaubt hatte.
    „Bitte, komm herein”, forderte er sie auf, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher