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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Autoren: Stephen R. Lawhead
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unverzüglich von hier nach dort, ohne den unglaublich winzigen Raum zwischen den beiden Punkten zu durchqueren.«
    »Richtig. In dieser Analogie nehmen wir die Position der Elektronen ein. Wenn wir mit einem Ley interagieren, springen wir von einer dimensionalen Wirklichkeit in die andere, ohne irgendeine Wegstrecke dazwischen zu durchqueren … Obschon ich vermute, dass in Raum-Zeit-Modalitäten die Entfernung, die wirklich zurückgelegt wurde, tatsächlich atemberaubend groß sein könnte – dass die verschiedenen Reiseziele ganze Galaxien oder Universen voneinander entfernt sind.« Er verstummte einen Augenblick lang, dann lachte er ein weiteres Mal. »Oder vielleicht auch nicht. Möglicherweise werden wir es niemals wissen.« Er wies auf eine weitere steinerne Markierung direkt vor ihnen und erklärte: »Dort ist der Anfang des Leys.«
    Cass schaute auf die Stelle, auf die er zeigte, und sah einen gerundeten Stumpf aus Stein – ähnlich dem einer durchgebrochenen Säule, die auf einem stark erodierten Sockel errichtet war. Von dem Säulenstein dehnte sich ein flacher Graben aus, der lediglich eine geringe Vertiefung in der rauen Erde darstellte: Er war leicht zu übersehen, wenn man nicht konkret nach ihm Ausschau hielt. Ungefähr hundert Meter entfernt stand ein weiterer Stein und dahinter ein glatter, runder, kleiner Erdhügel – ein Tel im einheimischen Sprachgebrauch.
    »Ich kann ihn sehen«, sagte Cass. Sie blieben am Säulenstein stehen und schauten hinunter auf die pfeilgerade Linie des Leys. Cass blickte den schmalen Pfad entlang und nickte entschlossen.
    »Noch Fragen?«, wollte Brendan wissen. Als sie den Kopf schüttelte, erklärte er: »Dann fort mit dir.«
    »Wenn alles gut läuft, werde ich im Handumdrehen zurück sein.« Cass brach zum Pfad auf. »Bis bald!«
    »Gott möge mit dir sein, Cassandra!«, rief er ihr hinterher.
    Sie winkte ihm zu und ging zum Anfangspunkt, dann blieb sie stehen. »So«, sagte sie und bereitete sich auf das unangenehme Gefühl der Reisekrankheit vor, das sie auf der anderen Seite erwartete. Jene flüchtige Übelkeit war nichts im Vergleich zur psychischen Dislokation, die der Sprung von den Dreißigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu den Sechzigerjahren des siebzehnten Jahrhunderts mit sich brachte.
    Was sich daran anschloss, war auf zwei von Hand geschriebenen Karten detailliert und – obschon recht verschlungen formuliert – in leicht nachzufolgenden Schritten festgehalten. Die Wegbeschreibung führte Cassandra durch zwei unterschiedliche Welten, von denen sie fast nichts sah. Schließlich gelangte sie zum äußersten Randgebiet einer Version von London, die Samuel Pepys wiedererkennen würde – falls er nicht in diesem Augenblick tatsächlich darin lebte.
    Jetzt, wo sie zitternd am Rande der mentalen und körperlichen Erschöpfung stand, wartete Cass darauf, dass man ihr an einer schweren, eisenbeschlagenen Tür antwortete und ihre nächste Herausforderung begann. Sie klopfte erneut und war gerade im Begriff, sich auf die Türschwelle herabsinken zu lassen und völlig zusammenzubrechen, als sie auf der anderen Seite das Geräusch von Schritten hörte. Dann erfolgte das Klicken eines Riegels, der hochgehoben wurde, und die Tür öffnete sich.
    Ein Mann, der einen langen schwarzen Mantel, ein weißes Hemd mit einer zu einem Band geknoteten Halskrause und weiße Strümpfe unterhalb seiner kurzen, knielangen Hose trug, stand in der Tür. In der Hand hielt er eine Messinglampe. »Ja?«, sagte er trocken und blickte auf Cass mit dem gelangweilten Ausdruck des gewohnheitsmäßig Unbeeindruckten.
    »Ich wünsche Euch einen guten Abend, Villiers«, sagte Cass, die bei der Begrüßung den Namen benutzte, den Brendan ihr genannt hatte.
    Der Diener hob die Lampe und hielt sie dichter an Cass. »Ich fürchte, ich bin im Nachteil, Miss …?«
    »Ich heiße Cassandra Clarke«, erwiderte sie. »Ich bin aus sehr großer Entfernung hergekommen, um mit Sir Henry Fayth zu sprechen. Ist er heute Abend zu Hause?«
    Bevor der Hausdiener eine Antwort gab, starrte er Cass genauer an und nahm die von der Reise schmutzig gewordene Kleidung besonders zur Kenntnis. »Seine Lordschaft ist nicht zu Hause«, entgegnete er schließlich und begann, die Tür zu schließen. »Ich wünsche Euch eine gute Nacht.«
    »Villiers?«, rief eine Stimme irgendwo im Innern des Hauses. »Ist da jemand? Ich dachte, ich hätte die Tür gehört.«
    Einen Augenblick später tauchte eine Gestalt aus der
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