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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Allein.«
    Belisa García ließ sich an diesem Abend von ihrem ältesten Bruder Miguel, dem Schmied, zu Toledos weißem Palast bringen. Seit Jessica die Obhut ihrer Brüder nicht mehr nötig hatte, weil zehn Bodyguards sie bewachten, bildeten die drei Muskelmänner abwechselnd das Begleitkommando für die noch unverheiratete andere Schwester. Belisa hatte sich dagegen gewehrt … aber wie kann man sich gegen Brüder wehren, die ihre Schwester abgöttisch lieben?
    »Ich warte auf dich«, sagte Miguel, als sie vor dem Säulenportal der Villa hielten. »Oder nein – ich komme mit.«
    »Ich soll allein kommen, Miguel.«
    »Das gefällt mir nicht. Warum allein? Wir sind eine Familie …«
    »Du magst Juan Perón nicht …«
    »Er ist unheimlich. Sieht Jessica eine Minute lang und heiratet sie. Ist das normal? Ich habe das nie begriffen.«
    »Die Liebe kann wie ein Blitz sein.«
    »Aber ein Blitz tötet.«
    »Jessica ist glücklich.«
    »Er überhäuft sie mit Kleidern und Schmuck. Das ist alles. Und seine welke Haut muß sie massieren, damit er einen hoch kriegt.«
    »Du bist ein Schwein, Miguel!« Sie stieg aus dem Wagen. Ein Butler öffnete die vergoldete Flügeltür des Eingangs und verbeugte sich tief. »Warte nicht auf mich. Juan Perón wird mich nach Hause bringen lassen.«
    Sie betrat das Haus. Die riesige Eingangshalle beeindruckte sie immer wieder. Marmorsäulen, geschnitzte Decken, vergoldete Lampen, alte, persische Teppiche, die jedes Museum schmücken würden. Sie folgte dem Butler hinaus auf die überdeckte Terrasse, von der man einen weiten Blick über den Park hatte. Über die Blumenrabatten, die Palmengruppen, den künstlichen See mit den Krokodilen, das Orchideenhaus und die Allee, die hinunter bis zum Meer führte.
    Nur etwas störte: die bewaffneten Männer, die über den Park verteilt jeden Winkel des Grundstücks überwachten. Wohin Juan Perón auch ging … er war, manchmal unsichtbar, von Maschinenpistolen umgeben.
    Reichtum kann einsam machen.
    Toledo erwartete Belisa auf der Terrasse. Ein großer Tisch war mit den köstlichsten Speisen gedeckt, zwei Diener standen im Hintergrund, bereit, auf jeden Wink zu reagieren, ein Pfau vor der Treppe zum Park schlug sein schillerndes Rad.
    »Sei gegrüßt.« Toledo trug eine weiße Hose und ein hellblaues Seidenhemd, unter dem sich sein muskulöser Oberkörper abzeichnete. Durchaus nicht der Körper eines alternden Mannes. Er kam Belisa entgegen, umarmte sie und küßte sie auf beide Wangen.
    Er riecht nach Zitronen und Moschus, dachte Belisa. Nicht erotisch, aber anziehend. Belisa nahm den Kopf zurück. Sie blickte sich um und sah Toledo dann fragend an.
    »Wo ist Jessica?«
    »In einem Konzert. Die Davao-Symphoniker. Beethoven, Ravel.«
    »Du hast sie weggeschickt?«
    »Du weißt, Jessi liebt Musik.«
    »Und du gehst nicht mit?«
    »Ich verstehe zu wenig davon. Vielleicht lerne ich es noch. Ich werde mich bemühen. Das ist auch ein Teil dessen, worüber ich mit dir sprechen will. Jessi hat mich einmal in ein Konzert mitgenommen. Wagner. Als die Pauken losdonnerten, mußte ich sofort an die Sprengungen im Berg denken.« Er hob die Schultern. »Ich kann nichts dafür, Belisa. Mein Leben war bisher davon bestimmt. Bisher …« Er zeigte auf den gedeckten Tisch. »Setzen wir uns.«
    »Was heißt bisher?« Belisa nahm Platz und musterte ihren Schwager.
    Bisher – das klang nach Veränderung.
    »Du hast eine gute Auffassungsgabe und reagierst sofort. Das gefällt mir. Auch deshalb sind wir heute zusammen. Allein. Was ich zu sagen habe, geht nur dich und mich an. Zur Zeit jedenfalls.« Er griff nach dem Glas Wein, das einer der Diener sofort einschenkte, und hielt es Belisa entgegen. »Auf dein Wohl, Schwägerin.«
    »Auf mein Wohl?« Sie nahm einen kleinen Schluck und stellte das Glas auf den Tisch zurück. »Du hast etwas vor, Juan Perón.«
    »Erraten.«
    »Und es hängt mit mir zusammen?«
    »Kluges Kind. Diese Klugheit mag ich an dir. Und deine Zähigkeit, deinen Blick für das Reale, deinen erlernten Umgang mit Zahlen, die Flamme, die in dir brennt und die keiner sieht. Du bist ein schlafender Vulkan, den man nur anzubohren braucht, damit er ausbricht …«
    Toledo holte Atem. Diese Pause benutzte Belisa um zu sagen:
    »Bist du fertig mit diesem Blödsinn?«
    »Nein. Ich fange erst an.« Toledo griff nach einer Kristallschale mit geeistem Obstsalat und aß zwei Löffel voll davon. »Ich werde fünfzig.«
    »Man sieht es dir nicht an.«
    »Es geht
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