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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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längste Zeit lag hinter ihm … noch einmal fünfzig Jahre gehörten ins Reich der Illusionen.
    Die Sensation schlug in Davao ein wie eine Bombe.
    Der reichste Mann dieser neunhunderttausend Einwohner zählenden Stadt, der zweitgrößten der Philippinen, der Mann, bei dem jede Handbewegung eine Bedeutung hatte, heiratete.
    Die Zahl seiner bisherigen Freundinnen, so drückte man es vornehm aus, wurde unter Insidern nur als Gerücht verbreitet … Väter mit heiratsfähigen Töchtern hatten sich über Jahre hinweg bemüht, ihre Augenweiden ins Blickfeld des großen Toledo zu rücken. Vergebens. Zu deutlich war spürbar, daß alle Väter nur an den Goldberg dachten. Eine Einstellung, die Toledo fast mit Ekel erfüllte. Er wollte als Mensch geliebt werden, nicht als wandelnder Goldklumpen.
    Aber plötzlich – eben einer Bombe gleich, wie von einem Terroristen – gab er bekannt: Herr Juan Perón Toledo wird mit der ehrenhaften Jessica García die Ehe eingehen.
    Wer ist Jessica García?
    Ein unbekanntes Mädchen. Keine Tochter aus bestem Haus. Eine kleine, zarte Schönheit, wie Freunde verunsichert berichteten. Mit bräunlicher kreolischer Haut. Indianerblut. Und das Sensationellste, Schockierendste: Sie war erst neunzehn Jahre alt!
    Eine Kindfrau. Mit einem Puppengesicht. Feingliedrig wie eine Porzellanfigur. Wenn sie lächelte, wurden der Himmel blauer und die Sonne heller.
    Jessica war die Jüngste von fünf Kindern des Malermeisters Enrique García. Sie war am Rande von Davao aufgewachsen, in einem Siedlerhaus, das Vater Enrique mit eigenen Händen gebaut hatte. Vor neun Jahren war ihre Mutter gestorben. Nicht an einer Krankheit, sondern an einem Schlangenbiß. Vom nahen Davao River krochen oft Giftschlangen bis in die Siedlung, um dort Mäuse zu suchen oder Kaninchen zu fressen, die von den Bewohnern gezüchtet wurden.
    Die Familie García fiel in Davao nicht sonderlich auf. Das Geschäft Enriques als Maler und Tapezierer ernährte die fünf Kinder leidlich. Große Sorgen kannte er nicht, bis auf das Kreuz mit seinem Zweitältesten Sohn: Carlos lehnte jede Lehre ab, hielt Wissen für unnützen Ballast und verließ sich nur auf seine Fäuste. Er wurde Boxer. Dafür machte ihm die Drittjüngste viel Freude: Belisa García entwickelte große Intelligenz und machte eine Banklehre durch. Schon mit zwanzig Jahren übertrug man ihr die Buchhaltung einer Bankfiliale in Davao. Eine sichere Stelle mit einer sorgenfreien Zukunft. Miguel, der älteste Sohn, hieb als Schmied aufglühendes Eisen, und Pedro, der jüngste unter den drei Brüdern, ein Muskelmann mit einem Kindergesicht, quälte sich durch Vermittlung seiner Schwester Belisa ebenfalls auf einer Bank herum: Er bewachte den Kassenraum und wartete darauf, daß irgendein Idiot die Bank überfallen würde.
    Drei sehr verschiedene Brüder. Nur eines hatten sie gemeinsam: Sie waren berüchtigt als Schläger in Bars und Diskotheken. Anlaß der Schlägereien waren meistens Mädchen, die zu anderen Männern gehörten. Das störte die Brüder wenig. Sie hielten sich für unwiderstehlich. In den Polizeiakten waren ihre Namen dick unterstrichen.
    Der Zufall wollte es, daß Malermeister Enrique García von einer großen Baufirma aufgefordert wurde, den Anstrich eines Gartenpavillons zu übernehmen.
    Es war kein gewöhnlicher Pavillon … er stand in dem riesigen Park von Juan Perón Toledo, und es war weniger ein Pavillon, als vielmehr ein großes Gewächshaus, in dem eine Orchideenzucht untergebracht war.
    Orchideen gehörten neben Papageien zu den Lieblingen des Herrn Toledo. Vor allem zwei Arten konnten ihn entzücken: Die Amasiella philippinensis und die bizarre Dendrobium secundum . Jeden Tag saß er eine Stunde lang in dem Orchideen-Pavillon unter seinen geliebten Pflanzen, die Stunde, in der der knallharte Herr des Goldes vor der Schönheit kapitulierte.
    Enrique García nahm den Auftrag an, nachdem er das Gewächshaus besichtigt hatte.
    »Du mußt mir helfen«, hatte er zu seiner Tochter Jessica gesagt. »Das ist eine große Arbeit. Ich brauche jemanden, der mir das Material zureicht.«
    Von allen Geschwistern war Jessica als einzige im Haus geblieben und hatte die Stelle der toten Mutter übernommen. Sie kochte, kaufte ein, putzte, betreute die Kaninchen, wusch und bügelte, flickte. Sie kümmerte sich um die alltäglichen Verrichtungen. Und sie war zufrieden damit.
    Für Enrique García war Jessica immer das Kind geblieben, der Sonnenstrahl, der Haus und Familie
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